Wilfried Dieckmann

Neben den zur Finanzierung notwendigen Inseraten finden sich in der Grafhuser Fasnet-Zitig die übers Jahr gesammelten Begebenheiten aus dem Dorfgeschehen. Viele große und kleine Missgeschicke, betrachtet durch die närrische Brille, versprechen eine spannende Lektüre.

Verteilung in kleinen Teams

In kleinen Teams werden die Grafhuser Galgenvögel in den kommenden Tagen in alle Richtungen ausfliegen, um die rund 640 Exemplare der Bevölkerung anzubieten. Das närrische Werk können allerdings nicht nur die Einwohner von Grafenhausen und den Ortsteilen, sondern auch die Nachbarn in Birkendorf und Schönenbach erwerben.

Wer die Tür jedoch nicht öffnen möchte oder gerade nicht zu Hause ist, erhält eine Nachricht in den Briefkasten: „Narri-Narro, mir waret do. Hän Zitig welle dir verkaufe, vergeblich sin mir zu dir g‘laufe. Willsch dir no ä Zitig schnappe, muesch zum Tröndle, Fechtig, Stork oder Rindemüller dappe!“ 120 Exemplare mit 896 Seiten sind bereits während der Produktion ohne Störungen durch den Hochleistungsdrucker gelaufen. Dann ist jedoch der Wurm drin, es geht erst einmal nichts mehr. Anton Metzler überprüft jede auch nur mögliche Klappe, um nach der Störung zu fahnden. „Das gibt es doch nicht“, schnauft er mehrfach.

Suche nach dem Fehler

Schlussendlich findet er den Fehler aber. Es war ein kleiner Fetzen Druckpapier, der natürlich in der dunkelsten und unzugänglichsten Stelle eingeklemmt war. Regelmäßig gewartet wird die Druckmaschine von einem Techniker, der zwar kein Galgenvogel, der Zunft aber sehr verbunden ist. „Alles im Ehrenamt“, betonte Anton Metzler.

Insgesamt sind in diesem Jahr zwischen 620 und 640 Exemplare gedruckt und vollautomatisch geheftet worden. Vor zwei Jahren hat Anton Metzler den Mantel des Narrenrats an den berühmten Nagel gehängt. Er kümmert sich aber federführend weiterhin um die Fasnet-Zitig. „Ich bin von Anfang an seit 37 Jahren im Redaktionsteam dabei“, informierte Anton Metzler auf Nachfrage der Zeitung. Anton Metzler rief in Erinnerung, dass die Narrenzeitung früher personalintensiv in bewährter Rundlauffolge zusammengetragen wurde. „Im Sitzungssaal des Rathauses herrschte geschäftiges Treiben, und dabei ging es im wahrsten Sinn des Wortes rund: Mehr als 20 Mitglieder der Narrenzunft waren eifrig damit beschäftigt, die einzelnen Zitig-Seiten in der richtigen Reihenfolge zusammenzutragen. Im bewährten Rundlaufsystem ging dies erstaunlich schnell, langjährige Routine war deutlich erkennbar und tat ihr Übriges. 44 Stapel der damals im Pfarrbüro doppelseitig bedruckten Blätter lagen fein säuberlich auf den Tischen sortiert, die im Laufschritt umrundet wurden. Zwischen farbige Deckblätter gepackt wurde das 88 Seiten starke Werk schlussendlich in Broschürenform gebracht und geheftet.

Nun wartete es nur noch darauf, von möglichst vielen interessierten Lesern erworben und genauestens studiert zu werden.“ Der Drucker im Pfarrhaus, den die Galgenvögel bis 2014 immer für ihren Zeitungsdruck nutzen konnten, hatte damals seinen Geist aufgegeben. „Wir haben dann in eine eigene Druckmaschine investiert“, erinnerte sich Anton Metzler weiterhin.