Die Untermettinger Landfrauen pflegen schon seit Jahrzehnten den alten Brauch, an Maria Himmelfahrt Kräuterbüschel zusammenzustellen, die dann im Gottesdienst geweiht und an die Gottesdienstbesucher verteilt werden. In einem festlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakobus in Untermettingen konnte Pater Christoph Eichkorn die zahlreichen Kräuterbüschel, die in Körben vor dem Altar standen, segnen.

Auftakt zur wichtigsten Kräutersammelzeit
Maria Himmelfahrt ist der Auftakt zur wichtigsten Kräutersammelzeit des Jahres. Heilpflanzen, die während dieser Zeitspanne gesammelt werden, übertreffen die anderen Kräuter an Kraft. So sammelten die Landfrauen aus den eigenen Gärten und von den Feldern die wichtigsten Heil- und Tee- als auch Küchenkräuter und stellten verschiedene Kräuterbüschel zusammen.

Gottesdienstbesucher dürfen die Gebinde mitnehmen
In den vergangenen Jahren wurden von den Landfrauen über einhundert solcher Gebinde liebevoll hergestellt und nach dem Gottesdienst verteilt. In diesem Jahr reichten die Blumen und Kräuter allerdings nur für 70 Kräuterbüschel, doch sie genügten, sodass jeder Gottesdienstbesucher mit einem Strauß nach Hause gehen konnte.
Gegen Krankheiten, für Eheglück und Kindersegen
„Kraut“ heißen im Deutschen die unterschiedlichsten Pflanzen: niedrige Blattgewächse, in der Küche verwendete Gewürzkräuter oder Pflanzen mit heilender Wirkung. So unterschiedlich wie die Vorstellungen von Kraut sind auch die Zusammensetzungen von Kräuterbüscheln. Sieben ist die Mindestzahl in solch einem Gebinde. Die geweihten Kräuter sollen gegen alle möglichen Krankheiten, aber auch für Eheglück und Kindersegen und vieles mehr helfen. Auch sollen sie ein Schutz fürs Haus sein, heißt es in alten Überlieferungen.

Sommerblumen mach alles noch schöner
Mit Freude dabei waren die Untermettinger Landfrauen, als es wieder hieß Kräuterbüschel zu binden. Vorbereitet waren im Pfarrgarten dann auch die verschiedensten Kräuter und Blumen, die zu farbenfrohen Sträußen gebunden wurden. Die Untermettinger Landfrauen banden in ihre Kräuterbüschel die bekannten Heil- und Teekräuter wie Wermut, Salbei, Melisse, Pfefferminze, Thymian, Dill, Schafgarbe, Kamille, Rosmarin und Bohnenkraut. Und damit die Sträuße besonders ansehnlich wurden, wurden Sommerblumen eingebunden.

Mit den Blüten nach unten aufhängen
Die Blumen, die in allen Kräuterbüscheln zu finden sind, sind wohl eine Nachhineinbegründung der seit dem 10. Jahrhundert üblichen Kräutersegnungen, Kräuterweihungen. Die Blumen sind eine Zierde vieler Kräutersträuße. Gerne nahmen die Kirchenbesucher die geweihten Kräutersträuße mit nach Hause oder brachten sie den Nachbarn, wo sie im allgemeinen mit nach unten hängenden Blüten aufgehängt werden.

Das älteste bekannte Marienfest
Die früheste Überlieferung Festes Maria Himmelfahrt kann noch bis zum heiligen Bischof und Kirchenlehrer Cyrill von Alexandrien im 5. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Es ist das älteste bekannte Marienfest. Viele Kirchen sind Maria Himmelfahrt geweiht. Der Glaube an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel wurde 1950 durch Papst Pius XII. feierlich als Dogma, eine Glaubensüberlieferung, erklärt. Sehr bekannt ist der Brauch der Kräutersegnung (Kräuterweihe) an diesem Festtag. Er geht auf die Legende zurück, dass die Jünger statt des Leichnams von Maria Blüten und Kräuter vorgefunden haben.