Mit vielen Eindrücken ist Pfarrer Christoph Eichkorn am 5. Januar von seiner Reise nach Lviv (Lemberg) in der Ukraine zurückgekehrt. Es war seine vierte Reise in das Kriegsland seit April 2022. Erlebnisse mit Menschen, die sich über seinen Besuch gefreut haben, bestätigen ihn in seinem Handeln, berichtet er gegenüber dieser Zeitung.
An Silvester ist der Krieg ganz kurz vergessen
Viele Bewohner von Lviv seien wegen der ständigen Gefahr betrübt. Die schwer erträgliche Situation spiegle sich in ihren Gesichtern. Und dennoch gibt es auch Gründe zu feiern. „Da tanzten an Silvester Jugendliche auf den öffentlichen Plätzen, umarmten sich wohl mit der Ungewissheit einer gemeinsamen Zukunft. Wann ist dieser schreckliche Krieg vorbei?“, so der Leiter der Seelsorgeeinheit Oberes Schlüchttal.

Menschen sind traumatisiert
Eichkorns Freund, Pfarrer Alexander Kusy, ist immer wieder als Seelsorger an der Front und betreut Soldaten und vertriebene Menschen, die in Charkiw und im Donbass leben. Diese kämen inzwischen mit der Situation zurecht, aber die Helfer selbst seien traumatisiert von dem, was sie sehen und erleben.
Aus Kusys ehemaliger Schulklasse sei er von 15 jungen Männern der Einzige, der noch lebt. Dreimal sei er schon einberufen worden. Als Pfarrer habe man ihn noch zurückgestellt, aber wer wisse schon, was noch kommt.

Am 28. Dezember 2022 war Pfarrer Eichkorn vollbepackt Richtung Liviv in der Ukraine gestartet. In normalen Zeiten machten viele Pfarrer nach anstrengenden Weihnachtstagen ein paar Tage frei. „Das bringe ich jetzt nicht fertig. Die Leute warten auf mich. Ich muss was tun, um Solidarität zu zeigen und Mitgefühl“, erklärt er.
Reise in die Ukraine dauert zwei Tage
Zwei Tage war er mit dem Auto unterwegs. Das von der Firma Rühle aus Grafenhausen zur Verfügung gestellte kleine Transportfahrzeug war mit den begehrten Stromaggregaten, Akkus, LED-Lampen und Wechselrichtern aus Spenden beladen.
Warme Unterwäsche und Bekleidung wurden dazwischen verstaut. So konnte der Platz im Fahrzeug voll genutzt werden. Strom stehe nach den russischen Angriffen auf Elektrizitäts- und Umspannwerke nur zeitweise zur Verfügung, berichtet Eichkorn. Bei seiner Reise habe er die achtköpfige Familie Tschorny besucht, die er selbst im Oktober zurück in die Heimat gebracht hatte. Sie wollten wieder dort sein, wo ihre Sprache gesprochen wird und wo die Kinder ihre Schulen haben. Zuvor lebten sie sechs Monate in Maria Bronnen.

Eichkorn kam am 30. Dezember in Lviv an. Im katholischen Pfarramt der Kathedrale konnte er erneut übernachten. Die Hilfsgüter übernahm die ukrainische Caritas. Sie versorgt Bedürftige um Lviv und im ganzen Land.
Den Neujahrsgottesdienst erlebte Eichkorn in der Kathedrale in Lviv. Zehn Bischöfe waren bei der heiligen Messe dabei, weil es der Namenstag des ortsansässigen Bischofs war.

Weiterer Transport nach Fasnacht
In Lviv selbst sähe man kaum Zerstörung, aber die Angriffe auf die wichtige Infrastruktur mache die Menschen wütend. Soweit möglich richte man sich ein, Ersatz zu organisieren. Aggregate, aufladbare Akkus und dergleichen seien in der Ukraine kaum mehr zu bekommen. Mit dieselbetriebenen Aggregaten können die Sperrzeiten teilweise in einzelnen Häusern überbrückt werden.

„Kommst du wieder“, war die Frage bei der Abreise des Pfarrers aus dem Oberen Schlüchttal. „Ja, natürlich, so Gott will!“, antwortet er und plant eine weitere Fahrt mit Hilfsgütern über Fasnacht.