Ursula Ortlieb

In Ühlingen eröffnete Ende 2018 die IGT GmbH (Industrie-, Gase, Technik) ihren neuen Firmensitz. Die IGT ist ein Dienstleistungsbetrieb für Gasanwendungen in unterschiedlichsten Branchen und entwickelt eigene Produkte. 2016 erweiterte Marcus Schilling das Firmenprofil mit der Pionieraufgabe „Wasserstoff-Technologie“ in Süddeutschland. Das Firmengebäude in Waldshut wurde zu klein. Die attraktive Alternative bot sich in Ühlingen-Birkendorf.

Eine Testfahrt unternahmen Felix Schreiner und Bürgermeister Tobias Gantert mit dem Wasserstoff angetriebenen Auto in Ühlingen.
Eine Testfahrt unternahmen Felix Schreiner und Bürgermeister Tobias Gantert mit dem Wasserstoff angetriebenen Auto in Ühlingen. | Bild: Ursula Ortlieb

Julian Schilling gründete unter selbem Dach die Tochtergesellschaft „Steelzone“, die Gartenmöbel aus Stahl und Holz designed und herstellt. Entscheidend für die Standortwahl waren neben günstigen Konditionen auch das schnelle Internet. Verkehrstechnisch gibt es weder für den Firmenchef aus Aichen noch für seine fünf Mitarbeiter durch den Umzug Nachteile. „Von Tiengen aus ist man sogar schneller in Ühlingen als in Waldshut„, sagt Sekretärin Ramona Kögel. Als Ausschussmitglied des Bundesministeriums für Verkehr, digitale Infrastruktur und H2 Mobility interessierte sich Bundestagsabgeordneter Felix Schreiner für den innovativen Betrieb. Über die im November veröffentlichte Absichtserklärung zum weiteren Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur sprach er kürzlich mit Bürgermeister Tobias Gantert. Und der informierte ihn stolz: „Wenn du ein Wasserstoff-Auto testen möchtest, musst du nicht nach Berlin reisen. Das gibt es bei uns in Ühlingen.“

Firmenchef und -gründer Marcus Schilling (links) und sein Sohn Julian Schilling arbeiten im innovativen Betrieb IGT vertrauensvoll ...
Firmenchef und -gründer Marcus Schilling (links) und sein Sohn Julian Schilling arbeiten im innovativen Betrieb IGT vertrauensvoll zusammen. Julian Schilling gründete darüber hinaus die Tochtergesellschaft Steelzone, die im selben Gebäude Gartenmobilar aus Edelstahl und Holz designed und herstellt. | Bild: Ursula Ortlieb

Jetzt traf man sich zur Betriebsbesichtigung und bekamen Einblicke in die Tätigkeit der IGT. Gleich zu Beginn setzten sich Gantert und Schreiner nur zu gerne in das mit Wasserstoff angetriebene Auto und drehten eine Test-Runde. Danach ließen sie sich vom Firmengründer durch den Betrieb führen und staunten, wie mit digitaler Technik alle 33 Wasserstoff-Tankstellen in Baden-Württemberg, Bayern und Österreich überwacht werden.

Christioph Baschnagel aus Breitenfeld arbeitet bei der IGT in Ühlingen und rüstet Schaltkästen mit Elektronik für ...
Christioph Baschnagel aus Breitenfeld arbeitet bei der IGT in Ühlingen und rüstet Schaltkästen mit Elektronik für Wasserstoff-Tankstellen aus. | Bild: Ursula Ortlieb

„Bei Störungen heißt es zur Stelle sein, was eine Herausforderung und Verantwortung rund um die Uhr bedeutet“, so Marcus Schilling. Das H2-Auto dient den Mitarbeitern vor allem für den Service der Wasserstoff-Tankstellen. Im Störungsfall werden auch manchmal Subunternehmer beauftragt. „Die Entwicklung der zukunftsweisenden Technologie geht weiter“, erklärt Schilling. Im Jahr 2020 und 21 sollen in Deutschland je 20 weitere Tankstellen gebaut werden. Insgesamt sind es bisher 81; 400 sollten es bis 2023 werden, was nach Meinung von Marcus Schilling nicht zu schaffen sei. Schaltkästen für Wasserstoff-Tankstellen werden in der Ühlinger Halle mit der entsprechenden Elektronik ausgerüstet.

In Kalifornien als Vorreiter der Wasserstoff-Mobilität seien gesetzliche Hürden viel niedriger. „Die Interessenkonflikte der Öl-, Gas- und Energiedienstleister sowie der Autoindustrie werden wohl auch eine Rolle spielen, warum es nur langsam vorangeht“, vermutet Marcus Schilling. Komplizierte Genehmigungsverfahren müssten vereinfacht werden, um schneller voran zu kommen, erklärte er MdB Schreiner, der nach eigener Aussage Fan der Wasserstoff-Technologie ist.