Werner Steinhart

Die Untermettinger Landfrauen pflegen schon seit Jahrzehnten den alten Brauch, an Maria Himmelfahrt Kräuterbüschel zusammenzustellen, die dann im Gottesdienst geweiht werden. In diesem Jahr zelebrierte wieder John Okoro aus Nigeria, der im August die Vertretung in der Seelsorgeeinheit Oberes Schlüchttal übernommen hat, den Gottesdienst, mitgestaltet von den Landfrauen, in der St. Jakobuskirche. Dabei segnete er die mitgebrachten Kräuterbüschel.

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Maria Himmelfahrt ist der Auftakt zur wichtigsten Kräutersammelzeit des Jahres. Heilpflanzen, die während dieser Zeitspanne gesammelt werden, übertreffen die anderen Kräuter an Kraft. So sammelten die Landfrauen aus den eigenen Gärten und von den Feldern die wichtigsten Heil- und Tee- als auch Küchenkräuter und stellten verschiedene Kräuterbüschel zusammen. In den vergangenen Jahren wurden von den Landfrauen mehr als 100 solcher Gebinde liebevoll hergestellt und nach dem Gottesdienst verteilt. In diesem Jahr reichten die Blumen und Kräuter allerdings nur für 60 Kräuterbüschel, doch sie genügten, sodass jeder Gottesdienstbesucher schließlich mit einem Strauß nach Hause gehen konnte.

Sieben ist die Mindestzahl

„Kraut“ heißen im Deutschen die unterschiedlichsten Pflanzen: niedrige Blattgewächse, in der Küche verwendete Gewürzkräuter oder Pflanzen mit heilender Wirkung. So unterschiedlich wie die Vorstellungen von Kraut, sind auch die Zusammensetzungen von Kräuterbüscheln. Sieben ist die Mindestzahl in solch einem Gebinde. Die geweihten Kräuter sollen gegen alle möglichen Krankheiten, aber auch für Eheglück und Kindersegen und vieles mehr helfen. Auch sollen die Kräuter ein Schutz fürs Haus sein, so in alten Überlieferungen.

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Die Untermettinger Landfrauen banden in ihre Kräuterbüschel die bekannten Heil- und Teekräuter wie Wermut, Salbei, Melisse, Pfefferminze, Thymian, Dill, Schafgarbe, Kamille, Rosmarin und Bohnenkraut. Und damit die Sträuße besonders ansehnlich wurden, wurden Sommerblumen eingebunden. Die Blumen, die in allen Kräuterbüscheln zu finden sind, sind wohl eine Nachhineinbegründung der seit dem 10. Jahrhundert üblichen Kräutersegnungen, Kräuterweihungen. Die Blumen sind eine Zierde vieler Kräutersträuße. Gerne nahmen die Kirchenbesucher die geweihten Kräutersträuße mit nach Hause, wo sie im allgemeinen kopfüber aufgehängt werden.