Auch am Tag danach waren es Elstern, die Walter Hildenbrand alarmiert haben. Es ist Brutzeit und sie sind bei drohender Gefahr in heller Aufregung. Doch diesmal gab es schnell Entwarnung. Tags zuvor, am Pfingstmontag, hatte ein Tier – Hildenbrand will einen Wolf gesehen und identifiziert haben – noch einen Satz über den Zaun des Hühnerstalls in Schwarzenbach gemacht und zwei Hennen und einen Hahn gerissen. Eine Henne überlebte. Aber war es wirklich ein Wolf?

Walter Hildenbrand ist vom großen Interesse an den Vorkommnissen etwas genervt. Alle wollen von ihm wissen: Schicken Sie die gerissenen Tiere nach Karlsruhe zur DNA-Probe? Stellen Sie Fotofallen auf? Was machen Sie mit den toten Tieren? Hildenbrands trockene Antwort: „Hühnerfrikassee.“

Zweifel an Wolfsriss

Hildenbrand ist Rentner, den Hühnerstall hat er schon vor Jahren gebaut. Und dass jemand daran zweifelt, dass ein Wolf seinen Hühnerstall überfallen hat, versteht er nicht: „Ich kann durchaus einen Marder erkennen, einen Fuchs und eben auch einen Wolf.“ Dabei ist die Skepsis nicht ganz unberechtigt. Zwar gibt es bereits neun dokumentierte Fälle von Wölfen im Landkreis Waldshut, doch nach Angaben des Umweltministeriums in Berlin gibt es deutschlandweit bislang gerade einmal 43 Wolfspaare und 21 Einzeltiere. Für Zweifel sorgt auch die Schilderung, das Tier habe einen 170 Zentimeter hohen Zaun überwunden. Tatsächlich haben Zäune zur Wolfsabwehr eine Höhe von nur 120 bis 140 Zentimeter.

Rentner verschenkt überlebendes Huhn

Hildenbrand sagt: „Das ist die Natur, so einfach ist das. Und gegen Wölfe habe ich gar nichts. Der Wolf reißt meine Hühner, der Fuchs frisst die Gans und ich habe keine Großmutter. Und jetzt lasst mich mal in Ruhe, Ihr Journalisten.“ Klar ist: Bis ein Wolfsriss von Fachleuten zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, können Wochen vergehen.

Liselotte, das verbleibende Huhn, will Hildenbrand jedenfalls seiner Nachbarin Anita Ebner schenken, die schon 70 Hühner hat. „Das hat einen einfachen Grund. Ich musste meinen Hahn Gusti heute Morgen notschlachten. Seine Wirbelsäule war völlig zertrümmert. Liselotte ist jetzt alleine. Das geht doch so nicht. Sie muss unter Hühner.“

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