Die Themen Modernisierung und Nachwuchs stehen ganz oben auf der Liste von Stühlingens Gesamtwehrkommandant Gerhard Pfeifer: „Momentan hat jede der zehn Abteilungen ein Feuerwehrlöschfahrzeug mit Ausnahme von Eberfingen, sie haben nur einen Mannschaftstransportwagen. Ein ganz großes Thema ist die Modernisierung. Sechs Fahrzeuge müssen dringend ersetzt werden, aber das wird nicht von heute auf Morgen gehen, dessen sind wir uns bewusst. Bis zum Frühling wollen wir den Beschaffungsplan/Investitionsplan fertiggestellt haben.“

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Die nötige Kleidung wurde aktualisiert: Die Einsatzkleidung, „Jäger 90“ ist jetzt komplett abgeschafft, alle haben die aktuelle Kleidung. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Kleidung beschaffen, weil bisher Gelder für dringendere Sachen gebraucht wurden.

Immer bereit für den Einsatz

Jeder der Feuerwehrleute lässt alles stehen und liegen, oder steht nachts auf, sobald der Alarm ertönt: „Ich bin stolz auf die Stühlinger Feuerwehr. Jeder, der bereit ist, seine Freizeit zu opfern für das Wohl seiner Mitmenschen, da kann man stolz sein auf jeden Einzelnen.“

Die Kameraden machen sich bereit für den Einsatz Video: Yvonne Würth

Gerhard Pfeifer leitet den Einsatz- und Ausbildungsbetrieb. Bereits vor Erreichen des 18. Lebensjahres und dem Eintritt in die aktive Mannschaft kann bereits die Ausbildung zum Truppmann I absolviert werden. Es folgen die Sprechfunkerausbildung und darauf aufbauend die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger.

Das Einsatzfahrzeug wird bereit gemacht Video: Yvonne Würth

„Dann kann man quasi weitergehen, zur Maschinistenausbildung oder in die Führungsebenen rein. Für die weitere Ausbildung muss der Truppmann II erbracht werden nach dem Atemschutz. Dann kann man sich spezialisieren. Die Tendenz zur Ausbildung funktioniert schon, wir haben auch genug Anwärter für Maschinisten und Gruppenführer. Truppführer muss man schon ab und zu suchen. Intensiv pushen müssen wir Zugführer und Verbandsführer, die werden aber nicht so viel ausgebildet, und die kosten richtig viel Geld.“

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Regelmäßige Gesundheitstest werden empfohlen

In den zehn Abteilungen der Feuerwehr Stühlingen gibt es 98 Atemschutzgeräteträger, welche ab dem 18. Lebensjahr starten können. Alle drei Jahre muss eine gesundheitliche Eignung festgestellt werden gemäß G26.3, eine ärztliche Untersuchung. Ab dem 50. Lebensjahr jährlich.

Damit die Feuerwehr auch im Brandfall helfen kann und Leben retten kann, muss dies regelmäßig geübt werden. Das Bild stammt von der ...
Damit die Feuerwehr auch im Brandfall helfen kann und Leben retten kann, muss dies regelmäßig geübt werden. Das Bild stammt von der Raumschaftsübung beim Hegau-Bodensee-Klinikum Stühlingen im Herbst 2019. | Bild: Yvonne Würth

Weil so eine Untersuchung recht teuer ist, pro Mann zwischen 100 und 140 Euro, wird diese ab 50 Jahren empfohlen, wenn der Feuerwehrmann zu 100 Prozent fit ist. Das entscheidet jeder für sich selber. Das funktioniere bis jetzt immer problemlos, so Pfeifer. Die Proben seien bereits sehr belastend unter der Atemschutzmaske.

Im direkten Kontakt mit den Kameraden

Gemeinsam mit seinen beiden Stellvertretern Benjamin Schrader und Michael Zolg leitet Gerhard Pfeifer die Feuerwehr Stühlingen: „Das klappt momentan sehr gut. Spätestens nach den Gesprächen sind wir immer einer Meinung. Wir müssen über bestimmte Themen einfach miteinander reden, am liebsten persönlich.“

Gesamtwehrkommandant Gerhard Pfeifer (rechts) mit dem Notarzt und Vorsitzenden des DRK-Ortsvereins Stühlingen Heinz Jordan (links) bei ...
Gesamtwehrkommandant Gerhard Pfeifer (rechts) mit dem Notarzt und Vorsitzenden des DRK-Ortsvereins Stühlingen Heinz Jordan (links) bei der Raumschaftsübung beim Hegau-Bodensee-Klinikum Stühlingen. | Bild: Yvonne Würth

Pfeifer erklärt allerdings, dass er kein Fan von Mail oder WhatsApp sei – er bevorzuge mehr den persönlichen Kontakt: „Wenn man sich schreibt, sind keine Emotionen dabei. Man sieht das Reagieren, wenn man sich gegenüber sitzt, ich bin ein starker Verfechter von Gesprächen. Per Mail können auch gewisse Sachen missverstanden werden.“

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Guter Draht zur Stadtverwaltung

Auch der Kontakt zum Bürgermeister oder zur Stadtverwaltung funktioniere ohne Schwierigkeiten: „In der Verwaltung sind wirklich alle sehr positiv gegenüber der Feuerwehr aufgestellt, vom Personalbüro über Hauptamt, Rechnungsamt und den Bürgermeister“, so Pfeifer, fügt aber an: „Die einzige Klage ist, dass die Stadt Stühlingen zu wenig Geld einnimmt. Ich bin überzeugt, dass die Ausstattung der Feuerwehr schneller vorangebracht werden würde, wenn mehr Haushaltsgeld vorhanden wäre. Aber das ist nicht so. Wir müssen halt Scheibchenweise uns modernisieren.“

Bürgermeister Joachim Burger (von links) und das Führungsteam der Feuerwehr Stühlingen mit Gesamtwehrkommandant Gerhard Pfeifer, ...
Bürgermeister Joachim Burger (von links) und das Führungsteam der Feuerwehr Stühlingen mit Gesamtwehrkommandant Gerhard Pfeifer, Stellvertreter Benjamin Schrader, früherer Stellvertreter Heiko Neukum, Stellvertreter Michael Zolg. | Bild: Yvonne Würth

Auf Schwierigkeiten stößt Gerhard Pfeifer immer wieder bei Verwaltungsfragen: „Wenn ich das Gefühl habe, dass der gesunde Menschenverstand nicht da ist, oder für uns schneller abgewickelt werden könnte. Ein Beispiel ist das Wort „sollte“, was „muss“ bedeutet im Feuerwehrrecht. Mittlerweile bin ich daran gewöhnt, aber ab und zu denke ich, schreibt doch ganz einfach, damit jeder das versteht und dann ist gut. Die wollen ja was von uns, die sollten es normal weitergeben, und nicht umgekehrt.“

Im Ernstfall muss ein sich ein Feuerwehrmann auch im dichten Rauch zurechtfinden, um Menschen retten zu können. Dies wird regelmäßig ...
Im Ernstfall muss ein sich ein Feuerwehrmann auch im dichten Rauch zurechtfinden, um Menschen retten zu können. Dies wird regelmäßig geprobt. | Bild: Yvonne Würth

Ein schweres Jahr war 2019, als Gesamtwehrkommandant Rainer Geng unerwartet verstorben war. Trotz der Trauer musste die Feuerwehr funktionieren, und gleich am nächsten Tag wurde er kommissarisch zum Nachfolger eingesetzt: „Als mein Vorgänger Rainer Geng gestorben ist, war dies extrem schwer.

Die Feuerwehrmänner der Abteilung Stühlingen-Wangen hatten den Ablauf bei einem Alarm gezeigt. In zwei Videos ist zu sehen, wie sie nach ...
Die Feuerwehrmänner der Abteilung Stühlingen-Wangen hatten den Ablauf bei einem Alarm gezeigt. In zwei Videos ist zu sehen, wie sie nach der Alarmierung so schnell wie möglich in Einsatzkleidung im Feuerwehrfahrzeug losfahren. Im Ernstfall sind natürlich sämtliche Feuerwehrmänner aktiv, für die Videos haben sich Abteilungskommandant Daniel Blatter, Björn Bernhard, Bernd Otteny und Roy Preiser bereit erklärt, sie sind alle in der gleichen festen Übungsgruppe während Corona. | Bild: Yvonne Würth

Nicht in jedem Stühlinger Ortsteil ist es selbstverständlich, in die Jugendfeuerwehr einzutreten, zu vielfältig sind die Angebote der Vereine: Es gibt mindestens eine Jugendgruppe in jedem der vier Ausrückebereiche, die meisten Abteilungen haben die eigene Jugendgruppe. Bei den Kindern sind viele Spiele auch zu zweit oder zu dritt möglich.

Ein gutes Beispiel sei hier Eberfingen, so Pfeifer. Da gibt es einen dominanten sehr guten Musikverein, viele Aktivitäten beim Narrenverein, und trotzdem eine sehr gute Mannschaft bei der Feuerwehr.

Kooperation mit den Schulen

Neu ist auch angedacht, mit den Schulen zu kooperieren: „Für mich ist vorstellbar, dass jede Klasse zwei oder drei Brandschutzhelfer für Ernstfälle hat. Ich kann mir das gut vorstellen.“

Wie sieht es mit einem Nachfolger aus?

Auf die Frage nach einem möglichen Nachfolger erklärt Gerhard Pfeifer, dass dafür erst die Voraussetzungen von Seiten der Stadtverwaltung gegeben sein müssen: „Ich habe schon zwei, drei Leute im Blick als Nachfolger. Aber erst müssen die Voraussetzungen klar sein. Es gibt Gespräche, ob es so weiter läuft wie bisher, oder anders. Weil nicht jeder Arbeitgeber bereit ist, zwei Tage herzugeben. Wir müssen uns erst mit der Stadtverwaltung auseinandersetzen, wie der Job aussehen soll.“

Die Proben laufen weiter, nur während der Lockdowns durfte nicht geprobt werden. Um Ansteckungen zu vermeiden, sind die Feuerwehrmänner seit Frühling 2020 auf der Arbeitsstelle und im Privatleben besonders achtsam.

In festen Kleingruppen wird wöchentlich geprobt mit neun Personen und Gruppenführer, die Gruppenzusammensetzung bleibt dabei immer gleich. Eine Brandschutzübung an der Grundschule Weizen fand im Oktober statt, Nachfragen von Firmen und Institutionen gibt es, darunter auch von Martina Porten-Dengg vom Pflegeheim Stühlingen. In der aktuellen Alarmstufe I darf nur durchgeführt werden, was unbedingt erforderlich ist.