„Jeder Mensch hat seine Berufung, die Kapelle ist meine.“ Udo Huber aus Ewattingen ist eine der treibenden Kräfte, die das aus dem Jahr 1755 stammende Gotteshaus seit 2020 Zug um Zug sanieren. Doch ohne Gottfried Meister, Rainer Färber und Matthias Scheu wäre wenig gegangen, erzählt der 58-Jährige im Gespräch. 800 Arbeitsstunden in Eigenleistung stecken bereits in dem Projekt. Finanzieller Gegenwert? „Etwa 40.000 Euro“, rechnet Udo Huber kurz aus. Weitere 70.000 bis 80.000 Euro seien aus der Wutacher Dieter-Meister-Stiftung geflossen. „Eine unschätzbare finanzielle Hilfe für uns.“ Mit ‚Uns‘ meint Udo Huber über die vierköpfige Kernmannschaft hinaus auch die Mitglieder der Feuerwehr und des Musikvereins Ewattingen, die beim Sanierungsbeginn den alten Verputz abgespitzt und das Gerüst aufgebaut hatten. Auch für die nun anstehenden Arbeiten – noch dieses Jahr soll das Dachgebälk und ein Teil der Dacheindeckung ausgebessert, im kommenden Jahr der Verputz im Innenraum erneuert und neu gestrichen werden – wird es Unterstützung geben, da ist sich Udo Huber sicher. Ewattingen sei gesegnet mit seinen Vereinen, der Zusammenhalt im Dorf groß. Und wo bitte schön gibt es Menschen wie die Familie Binninger vom Bruderhof, die ohne großes Fragen das für die Sanierungsarbeiten benötigte Wasser und den Strom bereitstellen – einfach so!
Eine erste Kostenschätzung zu geplanten Arbeiten beläuft sich auf 38.000 Euro. Udo Huber runzelt die Stirn: „Hierfür wird die Unterstützung aus der Dieter-Meister-Stiftung noch ausreichen.“ Und die Innensanierung? „Irgendwie werden wir das hinbekommen. Spenden würden uns natürlich helfen“, sinniert der 58-Jährige. Huber erklärt, dass die Kapelle nicht schon immer diesen Standort hatte: Sie war nach einer Überflutung aus dem Tal an den Hang oberhalb des Bruderhofs und danach an den jetzigen Standort verlegt worden. Seine Augen glänzen, als er auf den flachen Landschaftseinschnitt zwischen der Mundelfinger Höhe und der unterhalb der Kapelle fließenden Wutach blickt. Jede Menge Geschichte sei hier geschrieben worden.
Udo Huber erzählt von Inge Aicher-Scholl – einer Schwester von Sophie und Hans Scholl, die 1943 von den Nazis hingerichtet wurden. Sie habe sich in der Kapelle taufen lassen. Und seit etwa einem Jahrzehnt gebe es am vierten Advent eine Wanderung von Ewattingen aus zur Kapelle, um dort Kirchenlieder zu singen und später Gebäck und Glühwein zu genießen. „Das bedeutet Wolfgangskapelle für uns Ewattinger – Gotteshaus, Gemeinschaft, Teil der Ortsgeschichte.“