In der ersten Mitgliederversammlung im Gemeindesaal Oberwangen besprach die Bürgerinitiative Bonndorf die nächsten Schritte, um über die geplante Klärschlammverbrennungsanlage mit Phosphorrückgewinnung in Wellendingen aufzuklären.

Vorausgegangen waren die bisherigen Aktivitäten und ein Ausblick der Bürgerinitiative Bonndorf. Neueste Erkenntnisse zur Rentabilität der geplanten Komphos-Anlage wurden erläutert, außerdem berichtete das Gründungsteam der Bürgerinitiative über die Informationen, die bei der Besichtigung der Klärschlammverbrennungsanlage Zürich gewonnen wurden. Die rechtlichen Mittel wurden erläutert, das Thema Rechtsschutz-Versicherung erläuterte Wolfgang Büche als externer Berater.

BI stellt Rentabilität in Frage

Eingreifende Veränderungen wurden erläutert von Michael Wagenknecht. Durch die Gründung der regionalen Zweckverbände Konstanz, Rottweil, Lörrach und Freiburg Ende 2022 mit Nutzung umweltfreundlicher Technologien entstehe mehr Konkurrenz für die geplante Klärschlammverbrennungsanlage Bonndorf. Die Verbrennungskapazität gehe laut Wagenknecht um 50 Prozent zurück, ebenso die Auslastung der Anlage. Das Überangebot an Klärschlamm sinke und die Preise fallen.

Wie Wagenknecht weiter ausführte, sinke die Rentabilität der geplanten Anlage weiterhin durch den Anstieg der Baukosten um 40 Prozent und der dreimal höheren Zinsbelastung im Jahr 2023 im Vergleich zu 2020. Die Betriebskosten seien dreimal höher als ursprünglich geplant, ermittelt wurde ein 460-prozentiger Anstieg der Energiekosten. Michael Wagenknecht nannte bei einer angenommenen Investitionssumme von 20 Millionen Euro Mehrkosten seit 2020 von 5,8 Millionen Euro, was 29 Prozent entspreche.

Die Verbrennungstechnik der geplanten Anlage entspreche einer Monoverbrennung mit sehr hohen Co2-Werten, dem gegenüber stünde die von der EU geforderte CO2-Reduktion um 55 Prozent bis 2030. Dies mache die geplante Anlage wesentlich weniger rentabel, als dies noch 2020 gewesen war.

Der Status der vier Luftkurorte Bonndorf, Stühlingen, Grafenhausen und Ühlingen-Birkendorf könne sich durch den Bau der geplanten Anlage ändern, ebenso der Status der in Stühlingen und Bonndorf angesiedelten Bio-Landwirtschaften.

Initiative gibt sich weiter kämpferisch

Den Gründern der Bürgerinitiative gehe es nicht um Protest der Sache willen, sondern um Aufklärung auf Augenhöhe der Bürger, machten sie in der Versammlung deutlich: „Unser Ziel ist aufwecken und mobil machen.“ Als Gemeinschaft wolle die Initiative weitermachen. „Das haben wir auch der Politik ganz klar zu verstehen gegeben. Ich hoffe, dass die Ohren geöffnet werden“, erläuterte Harald Hofmeier.

Der frühere Ortsvorsteher Harald Hofmeier ist einer der Sprecher der Bürgerinitiative Bonndorf.
Der frühere Ortsvorsteher Harald Hofmeier ist einer der Sprecher der Bürgerinitiative Bonndorf. | Bild: Yvonne Würth

Es seien bereits viele Gespräche geführt worden, unter anderem mit dem Bundestagsabgeordneten Felix Schreiner, Stühlingens Bürgermeister Joachim Burger, Kreis- und Stadtrat Bonndorf Ingo Bauer und Ortsvorsteher Bernhard Engel aus Lausheim (alle CDU). Gefehlt hatte Bonndorfs Bürgermeister Marlon Jost. Gemeinsam mit Stadträten aus Bonndorf besichtigte die Bürgerinitiative die Klärschlammverbrennungsanlage Zürich/Werdhölzli, dem größten Klärwerk der Schweiz. Als Fazit haben die Gemeinderäte Bonndorf nun einige Zweifel an der Umsetzung der geplanten Anlage, erläuterten die Vertreter der Initiative in der Sitzung.

„Wer kann uns garantieren, dass die Flächen in zehn Jahren noch so sind, wie wir es gewohnt sind?“ fragt Wilfried Kaiser von ...
„Wer kann uns garantieren, dass die Flächen in zehn Jahren noch so sind, wie wir es gewohnt sind?“ fragt Wilfried Kaiser von der Bürgerinitiative Bonndorf, der auch Vorsitzender des Bauernverbands BLHV Stühlingen ist. | Bild: Yvonne Würth

Wunsch nach Engagement der Bürger

Um das Engagement aller Bürger baten die Sprecher der Bürgerinitiative, der ehemalige Ortsvorsteher Wangens Harald Hofmeier und Michael Wagenknecht. Die Bürger stellten im Anschluss viele Fragen und äußerten ihre Bedenken. Von den knapp 100 Anwesenden stimmten beinahe alle zu, einen gemeinsamen Rechtsanwalt zu engagieren und dafür jeweils mindestens 100 Euro einzusetzen. Die Initiative plant bis zur Entscheidung des Bonndorfer Gemeinderats Ende Februar weitere Flyer- und Banneraktionen.

Landwirt Thomas Preiser aus Stühlingen-Wangen wollte wissen, ob der Betreiber der geplanten Klärschlammverbrennungsanlage eine ...
Landwirt Thomas Preiser aus Stühlingen-Wangen wollte wissen, ob der Betreiber der geplanten Klärschlammverbrennungsanlage eine Info-Veranstaltung anbietet. Obwohl dieser zugesagt habe, sei bislang kein Termin genannt worden, informierte Harald Hofmeier. | Bild: Yvonne Würth

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