Das Dauerthema A 98 umfasst 16 Aktenordner – allerdings nur für die 6,5 Kilometer kurze Strecke zwischen Karsau und Schwörstadt. Für diesen fünften Abschnitt ist am Dienstag das Planfeststellungsverfahren eröffnet worden. Am Mittwochabend lud das Regierungspräsidium (RP) Freiburg zu einer Infoveranstaltung nach Schwörstadt ein. Rund 250 Bürger folgten der Einladung. „Wir freuen uns, dass das RP in unsere kleine Gemeinde gekommen ist. Das zeigt, dass Sie es ernst meinen“, sagte die Hausherrin, Bürgermeisterin Christine Trautwein-Domschat, an die Vertreter der Behörde gewandt.

Bürgermeisterin Christine Trautwein-Domschat, Bundestagsabgeordneter Armin Schuster und Claus Walther, Abteilungspräsident für Verkehr ...
Bürgermeisterin Christine Trautwein-Domschat, Bundestagsabgeordneter Armin Schuster und Claus Walther, Abteilungspräsident für Verkehr beim RP (von links). | Bild: Juliane Schlichter
  1. Wie läuft das Planfeststellungsverfahren ab? Joachim Lucht vom zuständigen Referat im RP erklärte den Ablauf. Die Planungsunterlagen liegen seit Dienstag in den Rathäusern von Rheinfelden und Schwörstadt sowie in Schopfheim und Wehr aus, wo die jeweils 16 Aktenordner bis einschließlich 13. Dezember eingesehen werden können. „Keiner wird die Ordner vollständig lesen“, ist Lucht überzeugt. Wer die Unterlagen lieber zuhause anschauen will, kann dies auf der Internetseite des RP (www.rp-freiburg.de) tun. Einwendungen müssen bis einschließlich 9. Februar schriftlich beim Regierungspräsidium oder bei der Gemeinde eingehen. „Die Auswertung der Stellungnahmen und Einwendungen kann mehrere Monate dauern, das ist abhängig von der Zahl“, sagte Lucht.
    Bevor das Verfahren für den gleichen Abschnitt 2007 eingestellt wurde, waren rund 1000 Einwendungen eingegangen, erinnerte Lucht und stellte außerdem klar: „Damals erhobene Einwendungen sind nicht mehr wirksam und müssen neu erhoben werden.“
    Die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren füllen insgesamt 16 Aktenordner.
    Die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren füllen insgesamt 16 Aktenordner. | Bild: Juliane Schlichter
  2. Wie sieht der Autobahnabschnitt aus? Projektplaner Amedeo Vassallo stellte ein ganzes Füllhorn an Lageplänen, 3D-Grafiken und Straßenquerschnitten vor. Er ging kurz auf die fünf verschiedenen Trassen ein, die untersucht wurden. Dabei kamen die Planer zu dem Ergebnis, dass die beiden durchgehend auf dem Dinkelberg verlaufenden Varianten 2 und 3 zu bevorzugen und die drei im Tal verlaufenden Trassen zu verwerfen seien. Beide Bergtrassen haben den Vorteil, dass sie auf dem Abschnitt 6 von Schwörstadt nach Wehr sowohl im Tal als auch am Berg weitergeführt werden können. Für Erheiterung sorgte die Video-Animation, die Vassallo auf der Großbildleinwand zeigte. In dem kurzen Clip fahren Autos und Lastwagen virtuell über den 6,5 Kilometer langen Streckenabschnitt, unter Überführungen wie für die Kreissstraße 6336 und die Nordschwabener Straße sowie über die 312 Meter lange Hollwanger Brücke und die 294 Meter lange Bächtelebrücke. Hinter der geplanten Parkplatz- und WC-Anlage Ossenberg nördlich von Schwörstadt fallen die Fahrzeuge virtuell in den Wolfsgraben, was für großes Gelächter in der Festhalle sorgte. Kein Wunder, denn hier endet der Abschnitt und bislang weiß niemand, wie es ab hier weitergeht.
    Projektleiter Amedeo Vassallo zeigt Karten des geplanten Abschnitts der A 98.
    Projektleiter Amedeo Vassallo zeigt Karten des geplanten Abschnitts der A 98. | Bild: Juliane Schlichter
  3. Was ist mit dem Eingriff in die Natur? Zwei Drittel der Unterlagen in den Aktenordnern befassen sich mit der Verträglichkeit der Baumaßnahme mit Natur und Umwelt. Birgit Rabe-Lockhorn vom Referat für Landschaftsplanung sprach zwar von einem „hochwertigen Naturraum mit einem großen zusammenhängenden Waldgebiet“, das durch die Autobahn zerschnitten werde, doch werde alles unternommen, um den Lebensraum von Fledermäusen, Hirschkäfern, Gelbbauchunken und anderen Tieren zu erhalten oder umzusiedeln. „80 Prozent der Einwendungen drehen sich um Viecher“, klagte Uwe Reiser aus Schwörstadt bei der anschließenden Fragestunde. Für seine Wortmeldung und seinen Appell, doch lieber an die vom Durchgangsverkehr geplagten Anwohner zu denken, bekam er Beifall.

  4. Welche Wortmeldungen gab es noch? Klaus Weber aus Minseln wollte wissen, welche Auswirkungen es auf die A 98 habe, wenn ab Januar 2012 die Zuständigkeit vom Regierungspräsidium auf eine privatwirtschaftliche Gesellschaft übergehe. Claus Walther, Abteilungspräsident für den Bereich Verkehr beim RP, entgegnete: „Ich würde sagen, das hat keine Auswirkungen. Wir wollen weiterhin das Projekt voranbringen.“

  5. Was ist mit dem Tunnel zwischen Minseln und Karsau? Wenn es nach den Planern geht, würde eine 20 Meter lange Heckenbrücke ausreichen.
    Der Bund habe jedoch einer längeren Überdeckelung von 80 Metern zugestimmt, nachdem die Stadt Rheinfelden Druck gemacht und sich bereit erklärt habe, bis zu einer Million Euro beizusteuern, wie Amedeo Vassallo ausführte. Oberbürgermeister Klaus Eberhardt stellte klar, dass bei der Länge der Überdeckelung noch nicht das letzte Wort gesprochen sei. „Wir wollen nicht mit dem Metermaß kommen, aber die Million Euro ist noch nicht rübergewunken“, sagte er und appellierte an die Behördenvertreter, die Länge noch mal zu überdenken. „Das ist ein Aufwand, der sich lohnt. Damit kann man die Akzeptanz der Trasse erhöhen“, ist Klaus Eberhardt überzeugt.

  6. Wie geht es weiter? Auf die Frage nach einem Baubeginn oder sogar Fertigstellung des Abschnitts 5 zuckten die Planer genauso ratlos mit den Schultern wie auf die Frage, wie es östlich von Schwörstadt weitergehe. Dort könnten nach der Einstellung des Pumspeicherprojekts Atdorf die Karten neu gemischt werden. Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, die nicht nach Schwörstadt gekommen war, hatte zwar im Vorfeld der Veranstaltung über eine Pressemitteilung verlauten lassen, dass der Abschnitt A 98.5 auch gebaut werden könne, solange es noch keine Trassenentscheidung bis Bad Säckingen gebe und widersprach damit einer Aussage von Uwe Lahl vom Landesverkehsministeriums bei einem Besuch in Wehr vor einigen Wochen, doch die Zweifel bei vielen Bürgern bleiben. Klaus Renkawitz von der Bürgerinitiative „Bürger in Not – für die A 98“ sprach ihnen aus der Seele, als er sagte: „Wir wollen nicht mit dem Rollator zur Eröffnung kommen müssen.“

Virtuelle Fahrt auf der Autobahn zwischen Karsau und Schwörstadt