Michael Gottstein

Einen gelungenen Einstand hat Stefan Lunkenheimer als Dirigent des Musikvereins Rickenbach gefeiert. Unter seiner Leitung gab die Kapelle am Samstagabend im gut besuchten Gemeindesaal von Willaringen ein ansprechendes und vielfältiges Konzert.

„Wir sind wieder da“, sagten die Moderatoren David Westermann und Lukas Eckert und verwiesen auf drei Neuzugänge. Mit dem ersten Jahreskonzert seit 2019 zeigte das Orchester, dass es während der Corona-Zeit nichts verlernt hatte, und durch ihr sauberes und einfühlsames Spiel sowie den „führerlos“ intonierten Geburtstagsmarsch machten die Musiker ihrem Dirigenten ein Geschenk zu dessen 35. Ehrentag.

Dirigent Stefan Lunkenheimer feierte seine Premiere beim Musikverein Rickenbach und seinen 35. Geburtstag.
Dirigent Stefan Lunkenheimer feierte seine Premiere beim Musikverein Rickenbach und seinen 35. Geburtstag. | Bild: Michael Gottstein

Ein klangschöner Einstieg gelang der Kapelle mit „Celtic Crest“ von Christoph Walter. Ungemein vielfältig und humoristisch war die Suite „Gullivers Reisen“ von Bert Appermont, zweifellos ein Höhepunkt des Abends. Lukas Eckert skizzierte den Inhalt des satirischen Romans, in dem Jonathan Swift die Missstände des 18. Jahrhunderts kritisiert hatte. Die Bilder und Szenen in Musik umzusetzen, verlangte technische Versiertheit und gestalterisches Geschick.

Die Insel Lilliput wurde von den Piccoloflöten mit einem zierlichen und an barocke Vorbilder erinnernden Thema beschrieben, während die tiefen Blechblasinstrumente mit einem langsamen, wie stockend vorgetragenen Thema für die Insel der Riesen standen, aber auch zu machtvollen Beschleunigungen und Crescendi fähig waren. Die „schwebende Insel“ wurde durch ein von Flöten und Holzbläsern getragenes Thema charakterisiert, während die Trompeten in einem temperamentvollen Ausbruch für die „intelligenten Pferde“ standen.

Ruhig und sehr ernsthaft war Timo Forsströms „Silent Park“, das an die Ermordung eines Mädchen in Helsinki erinnerte. Gerahmt von einem Solo auf dem Metallophon, zeigte das Orchester, wie sensibel es das Thema wiedergeben konnte. Zwei von einer künstlichen Intelligenz erzeugte Landschaftsgemälde in Blau und Rot waren der optische Hintergrund für die „Blue Ridge Saga“ von James Swearingen und den „Red Rock Mountain“ von Rossano Galante.

Gemeinsam genossen Dirigent und Orchester den Applaus des Publikums.
Gemeinsam genossen Dirigent und Orchester den Applaus des Publikums. | Bild: Michael Gottstein

Eine alte Weise in neuem Gewand war „The Wellerman“. Sebastian Middel hatte 2021 diese Variationen über ein Seemannslied geschrieben, bei der sich die Register – darunter das selten im Vordergrund stehende Fagott – mit ihren spezifischen Klangqualitäten präsentieren durften. Dramatischer ging es in Mario Bürkis „Pompeji“ zu. Das Grollen des Schlagzeugs, Blechbläserfanfaren und komplexere Harmonien deuteten das Unheil an, während die Fröhlichkeit eines neapolitanischen Volksliedes für einen Moment der Entspannung sorgte. Zischgeräusche und gewollt „deplatziert“ wirkende Einsätze leiteten zum großen Ausbruch über.

Jan van der Roost hat mit „Arsenal“ einen festlichen Marsch geschrieben, mit dem der Verein sein Konzert beendete. Mit „Abendmond“ und einem Satz aus „Gullivers Reisen“ bedankte sich die Kapelle für den Beifall.