Das Bauen im ländlichen Bereich war Thema einer öffentlichen Veranstaltung am Montag in der Gemeindehalle Willaringen. Sie war auf Wunsch des Rickenbacher Gemeinderates, der regelmäßig die Bewertung von Bauanträgen vorzunehmen hat, zustande gekommen.
Was ist schön, wie hat ein Haus auszusehen, wo soll es errichtet werden? Solche und viele andere Fragen bezüglich Größe, Standort und Aussehen von Gebäuden versuchte der aus Grafenhausen stammende, in Stuttgart tätige Architekt und Stadtplaner Matthias Schuster zu beantworten. Schuster ist Mitglied im Landesvorstand der Architektenkammer Baden-Württemberg mit der Fachrichtung Stadtplanung. Gleich zu Beginn seines Referats stellte er klar: „Bauen ist keine Privatsache.“ Will heißen: Es gibt Leitfäden, Regeln für Bauwillige. Einer davon: Innenentwicklung kommt vor Außenentwicklung, definiert im Baugesetzbuch.
Kommunale Planungshoheit
Matthias Schuster wies darauf hin, dass „die städtebauliche Entwicklung vorrangig durch Maßnahmen der Innenentwicklung erfolgen soll.“ Die kommunale Planungshoheit hat der Gemeinderat, so Schuster, „nutzen sie diese“. Und: „Es gibt keinen Bebauungsplan, den sie nicht ablehnen können.“ Schuster weiter: „Das Recht der Genehmigung liegt beim Gemeinderat, nicht beim Investor.“ Schusters Kernthemen waren die nachhaltige Entwicklung von ländlichem Raum und die Vermeidung von Zersiedelung. Er ging der Frage nach, mit welchen Mitteln der ländliche Raum zukunftsfähig gemacht werden kann. Dazu gehört auch das Erscheinungsbild eines Dorfes und der damit zusammenhängenden Architektur.
Eine bauliche Entwicklung soll aber nicht um jeden Preis erfolgen. „Wir müssen mit Grund und Boden rücksichtsvoll umgehen“, sagte der Referent. Er mahnte einen „sorgfältigen Umgang mit unseren Ressourcen“ an.
Konkret: „Wo kann man sogfältig ergänzen, welche Potenziale kann man nutzen?“ Eine Gemeinde müsse nachhaltig denken, erklärte er, „wir müssen mit Bedacht die Siedlungsentwicklung bestreiten“. Dies sei auch Sache der Gemeinderäte, „sie geben die Richtung vor, wie eine Gemeinde sich weiterentwickeln soll“. Bauen im Schwarzwald muss laut Schuster „mit Klimaanpassung zu tun haben. Baukultur sei ein „harter Standortfaktor für den ländlichen Raum“. Seine Überzeugung: „Gesunde Kerne, gesunde Ränder.“ Baukultur stehe für Lebensqualität, wirtschaftliche und gesellschaftliche Werte sowie Charakter. „Das kostet viel Geld und Arbeit“, berichtete er, „aber es gibt auch Fördermöglichkeiten“.
Den Kontakt zu Matthias Schuster hatte Gerold Müller, stellvertretender Vorsitzender der Gruppe Waldshut der Architektenkammer Baden-Württemberg, hergestellt. An der Veranstaltung nahmen nebst Gemeinderäten und Architekten die Bürgermeister Adrian Schmidle (Murg) und Christian Dröse (Herrischried) teil.