Mit den Narrenzünften Rheinfelden und Karsau sowie mehr als 40 Cliquen ist die Rheinfelder Fasnacht lebendig und bunt. Doch warum haben sich die Narren Hexen oder Bauern zum Vorbild genommen? In zwei Teilen geht diese Zeitung zu den Ursprüngen zurück. Heute: Cliquen mit Bezug zu menschliche Figuren oder Orten.

Die Wurzeln der Fasnacht liegen in der sechswöchigen Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern, erklärt der Kulturwissenschaftler Michael Fuchs, der das Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein bei Orsingen-Nenzingen am Bodensee leitet. Im Mittelalter war es in der Fastenzeit untersagt, Nahrungsmittel zu verzehren, die von warmblütigen Tieren stammten.

„Dadurch wurde seit dem 13. Jahrhundert bei großen Festen viel Fleisch verzehrt, um es nicht in der Fastenzeit verderben zu lassen“, erklärt Fuchs. Diese Feste vor der Fastenzeit wurden nach und nach durch Elemente wie Musik, Tanz, Spiel- und Schaubräuche, Verkleidungen und Umzüge bereichert.

„Einfache Verkleidungen waren früher sogenannte Lumpenhäser. Dabei wurden Stofffransen auf alte Anzüge aufgenäht. Zu den einfachsten Maskierungen zählten gerußte oder mit Mehl versehene Gesichter“, sagt Fuchs.

Typische Figuren des christlichen Mittelalters waren Narren und wilde Leute. In der Sammlung des Narrenmuseums Schloss Langenstein lassen sich Maskentypen menschlicher Figuren mit dem Weißnarr der Baar bis in die Zeit des Rokoko zurückverfolgen.

In Rheinfelden und Karsau verkörpern viele Cliquen menschliche Figuren. Mit dem Gründungsjahr 1938 zählt die Latschari-Clique zu den ältesten. Die Schmugglergilde Warmbach, das Rheinfelder Narrennest Draischiibe, die Harlekins Rheinfelden, das Ahnennest Nollingen, die Gambrinus Wiibly, die Mohren-Clique Minseln, die Letschte Buure vom Dinkelberg, die Wilden-Clique Karsau und die Michel-Clique Karsau sind nur einige Beispiele dafür.

Viele Cliquen wählen aber auch eine Figur, die einen lokalen Bezug herstellt. Etwa die Bettlerkuchi-Hexe Karsau, die Teufelslochschradde Nordschwobe, die Schluuchturm-Geischter Rheinfelden, das Narrennest Höllhooge Bruet oder die Grundmättler Buure Herten zeigen einen Bezug zu einer Örtlichkeit oder einer Legende.

Figuren wie die St.-Anna-Loch-Teufel oder die Wasserfall-Dämonen Warmbach wären andernorts kaum vorstellbar. Der lokale Bezug ist laut Fuchs ein modernes Phänomen, das sich vermehrt seit dem 20. Jahrhundert durchgesetzt hat.
„Lokale Sagengestalten sollen regionale Verbundenheit zum Ausdruck bringen. Da das im Zusammenhang mit der Fastnacht passiert, ist oftmals eine gut erzählte Geschichte mehr Wert als die historische Wahrheit“, erklärt der Kulturwissenschaftler.