Die Stadt Rheinfelden im Landkreis Lörrach ist um eine Sehenswürdigkeit reicher: Seit dem ersten Advent leuchten mehr als 13.000 Lämpchen am Mammutbaum, der seit mehr als einem Jahrhundert im Dorfzentrum steht. Damit ist das Zypressengewächs nach Angaben von Ortsvorsteher Reinhard Börner der höchste lebende und freiwachsende Weihnachtsbaum in Deutschland.
Ganz Eichsel und die Bewohner der umliegenden Gemeinden waren am Sonntagabend trotz Minusgraden auf den Beinen, um mitzuerleben, wie Oberbürgermeister Klaus Eberhardt den Baumriesen per Knopfdruck zum Funkeln brachte.
Rekord lag bisher in Reutlingen
Fast hätte der Eichsler Weihnachtsbaum den Europarekord geknackt, wenn nicht ein ärgerlicher Vermessungsfehler diesen Traum zunichte gemacht hätte. "Es ist wirklich ein bisschen peinlich, aber der Mann, der den Baum vor zwei Jahren vermessen hat, hat einen Fehler gemacht", erzählt Reinhard Börner.
Mit 42 Metern wäre er eigentlich höher als der Mammutbaum im Schweizer Bad Raganz gewesen (siehe unten). Der Fehler sei erst vor wenigen Wochen aufgefallen, als die 2,5 Kilometer langen Lichterketten mithilfe einer Hebebühne angebracht wurden. Dabei kam heraus: Der Baum misst nur 36,5 Meter. Damit ist er immerhin 1,5 Meter länger als der bisherige deutsche Rekordhalter – der Weihnachtsbaum in Bronnweiler, einem Stadtteil von Reutlingen.
Während Bürger in anderen Gemeinden, wie in Litzelstetten am Bodensee, um den angeblich hässlichsten Baum wetteifern, ist Börner stolz auf das Schmuckstück in der Dorfmitte. Der Rekord sei sowieso zweitrangig. "Als wir die Vision hatten, den Baum als Weihnachtsbaum zu schmücken, waren wir nicht erpicht, einen Rekord zu erreichen – das kam später. Nein, wir wollten einfach etwas Schönes machen, woran wir uns erfreuen können", erzählt Reinhard Börner.
Und dies ist gelungen: "Ob mit oder ohne Rekord – der Baum ist einfach nur schön", sagt Irmtraud Sauter aus Rheinfelden, die etwas abseits steht und den Anblick genießt. "Ich musste ein paar Schritte zurücktreten, sonst würde er nicht aufs Bild passen", sagt sie, während sie mit ihrer kleinen Kamera versucht, den riesigen Baum auf ein Foto zu bannen.
Mammutbaum soll noch weiter wachsen
Die Idee, den Mammutbaum in einen Weihnachtsbaum umzufunktionieren, hatten die beiden Eichslerinnen Sabine Gerspach und Claudia Maretti vor zwei Jahren. Unter der Bedingung, dass keine öffentlichen Gelder verwendet werden, stimmte der Ortschaftsrat Eichsel dem Projekt zu und Ortsvorsteher Reinhard Börner machte sich erfolgreich auf die Suche nach Sponsoren.
Es waren übrigens ebenfalls zwei Eichslerinnen, die Anfang des 20. Jahrhunderts den Mammutbaum pflanzten. Weil der damalige Kurfürst von Baden eine Vorliebe für die Baumriesen hatte, setzten Anna Brugger und Lina Bernbach einen Setzling in den Pfarrgarten. Binnen 115 Jahren ist aus dem zarten Bäumelein ein mächtiger Baum geworden.
Wenn es nach Reinhard Börner geht, soll der Mammutbaum noch weiter wachsen und mit ihm die Lichterkette, die mindestens fünf Jahre hängen bleibt. Den Energieverbrauch schätzt der Ortsvorsteher auf 1,4 Kilowatt pro Monat, die Stromkosten für die LED-Lämpchen betragen 50 bis 70 Cent pro Tag. "Das ist nicht die Welt", sagt Börner und erzählt stolz, dass die Lichter bis ins Tal am Hochrhein zu sehen sind.
Ein Baum in der Schweiz ist noch größer
Ohne Vermessungsfehler wäre der Eichsler Mammutbaum der höchste freiwachsende Weihnachtsbaum Europas gewesen. Mit diesem Titel darf sich deshalb die Schweizer Gemeinde Bad Ragaz im Kanton St. Gallen schmücken. Mehr als 40 Meter misst der Mammutbaum, dessen 30.000 LED-Lichter seit Ende November im Kurpark des Thermalkurorts funkeln. (jsc)