Durch Vermittlung konnten einige schwierige Fälle gelöst werden. Bei 40 Prozent von Räumungsklage Bedrohten, so Leiter Stefan Heinz, „ist die Wohnungssicherung geglückt“. Damit wurde für sechs Haushalte die Situation in letzter Minute gerettet. Heinz und Slavica Stanojevic (mobile Obdachenlosenbetreuung) haben mit der gemeinsamen 40-Prozent-Stelle gut zu tun. Häufig geht Notlagen eine hohe Überschuldung der Mieter voraus.
- Die Aufgabe: Wohnungslosigkeit abzuwenden, stellt die vorrangige Aufgabe der Fachstelle dar. Dass es richtig war, diese im alten Rathaus einzurichten, das inzwischen als soziales Kompetenzzentrum der Stadt funktioniert, bewährt sich. Stefan Heinz lobte im Sozialausschuss die kurzen Wege und „intensive Kooperation“, aber auch die Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt, das grundsätzlich für die Unterbringung Obdachloser zuständig ist. Als aussichtsreich erweise sich, wenn Lösungen gefunden werden, ehe eine gerichtliche Zwangsräumung angeordnet ist.
Heinz und Stanojevic schilderten in der öffentlichen Sitzung ausführlich und konkret die komplexen Aufgaben im Umgang mit Behörden, Gericht, Mietern und Vermietern. Dabei handle es sich oft um sehr schwierige Gespräche, betonte Heinz. Häufig befinden sich Menschen, denen der Verlust der Wohnung droht, wegen hoher Mietschulden auch in psychischen Problemlagen, mit denen sie alleine nicht mehr zurechtkommen. So kommt es vor, dass sich Briefe und Mahnungen ungeöffnet stapeln, mit der Folge, dass sich das ungelöste Problem weiter aufschaukelt.
- Die Entwicklung: Mit persönlicher Beratung und Begleitung bei mietrechtlichen Problemen und Unterstützung, damit die Wohnung erhalten bleibt, hat die Fachstelle im Jahr 2017 37 Haushalte erreicht. Den Betroffenen wurden auch weiterführende Hilfen vermittelt. In 46 Prozent der Fälle bestand bereits eine Räumungsklage, 29 Prozent hatten eine Kündigung, 17 Prozent hatten mit Mietschulden, Zwangsversteigerung und Eigenbedarfskündigung zu tun und in sieben Prozent der Fälle war die Zwangsräumung bereits terminiert. Überwiegend handelt es sich um Paare mit Kindern (34 Prozent) gefolgt von Alleinstehenden mit Kindern (22 Prozent), aber auch Alleinstehende ohne Kinder gehören mit 16 Prozent zu der Hauptklientel. Die Einkommenssituation gehe nach Angaben von Heinz und Stanojevic oft mit Hartz IV (30 Prozent) einher. Aber auch gut 26 Prozent der Fälle beziehen ein Einkommen aus Berufstätigkeit.
Die Fachstelle hält als eine Erfahrung fest, dass Eigenbedarfskündigungen zunehmen, (neun Prozent) in 33 Prozent der Fälle hat die Vermittlung zu einem Umzug in eine andere Wohnung geführt und fast sieben Prozent wurde aus prekärer Situation geholfen. Drei Haushalt wurden von der Stadt dabei untergebracht.
- Die Mobile Obdachlosenbetreuung: Die Aufgabe von Slavica Stanojevic konzentriert sich vor allem darauf, Menschen, die bereits ordnungsrechtlich durch die Stadt untergebracht sind, wieder in eine selbständige Lebenssituation zu führen. 20 Haushalte mit 68 Personen hat sie in diesem Jahr beraten, um die finanzielle Lebensgrundlage wieder zu sichern und zu helfen, dass die Menschen wieder selbstständig im eigenen Wohnraum zuhause sind. Caritas, Job-Center, Arbeitsagentur gehören zu den Partnern dabei. Nach Stanojevics Erfahrung sind die „Leute dankbar für die Gespräche“, oft handelt es sich um Mehrfachberatungen. 71 Hausbesuche wurden in diesem Jahr absolviert und 55 Briefe verfasst.
- Die Bewertung: Bürgermeisterin Diana Stöcker bezeichnete es als „stolze Leistung“, dass es der Fachstelle gelungen ist, elf Haushalten die Wohnung zu erhalten. Eveline Klein (SPD) beschäftigte die Frage, ob es in der Stadt auch Menschen gibt, die auf der Straße leben. Sie regte außerdem an, nach dem Beispiel anderer Kommunen Modelle für Wohnungsbauprojekte zu entwickeln, mit reduzierten Grundstückspreisen, damit das Wohnen bezahlbar bleibt.
Stefan Heinz von der Fachstelle räumte allerdings ein, dass es Personen gibt, „die wir nicht erreichen“ und verwies auf das Erwin-Reisch-Haus in Lörrach als Auffangnetz. Auch Rita Rübsam (Freie Wähler) hakte nach, ob es Wohnungslose vor Ort gibt. Dominic Rago (Ordnungsamt) sprach von einer „Dunkelziffer“, die mit Zahlen nicht belegbar sei. Dass möglicherweise nicht jeder ein Dach über dem Kopf hat, entspricht auch der Erfahrung von Joachim Kruse (Christuskirche). Er berichtete von Leuten, die immer wieder mal am Pfarrhaus klingeln und im Notfall auch Quartier erhalten. Er wünschte sich für diese Fälle ein Netzwerk.