Es sind die Themen der Stunde: Klimaschutz und Energiewende. Was die Kommunen am Hochrhein in dieser Hinsicht tun, darüber informierten die Klimaschutzmanagerin der Stadt Rheinfelden, Tabea Lerch und ihr Kollege Frank Philipps aus Murg in der Rheinfelder Volkshochschule. Die beiden Experten legten dar, wie die Klima- und Energie-Situation in der Industriestadt Rheinfelden und in der Gemeinde Murg aussieht und welche Maßnahmen zum Klimaschutz und Energiesparen im Gange sind. Gefragt, was die Kommunen für das Klima tun sollen, beantworteten die Zuhörer: mehr erneuerbare Energie und Begrünung, weniger Beton.

Tabea Lerch umriss, wie sich der Klimawandel am Hochrhein auswirkt. Rheinfelden sei eine der heißesten Städte Deutschlands, nehme bundesweit Platz drei bei der Anzahl der Tropentage, also der Sommertage über 30 Grad, ein. Vorhersagen zufolge sollen es noch mehr Tropentage und der Extremwetterlage werden. Der Klimaschutz sei keine kommunale Pflichtaufgabe, sondern eine freiwillige Leistung.

Bis 2040 klimaneutral

Gleichwohl gebe es „die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand“. Die Stadt Rheinfelden habe sich vorgenommen, bis 2040 klimaneutral zu werden. Dazu soll die Infrastruktur geschaffen werden, um den CO2-Ausstoß einzudämmen. Eine Verbraucherstudie aus dem Jahr 2019 zeigte die Treibhausgas-Emissionen in Rheinfelden auf, die zu 64 Prozent vom verarbeitenden Gewerbe, zu 16 Prozent vom Verkehr, zu 15 Prozent von privaten Haushalten verursacht wurden. Wie der ökologische Fußabdruck verbessert werden soll, beschrieb Lerch. Sie erwähnte den European Energy Award, an dem Rheinfelden seit 2007 teilnimmt, schon mehrfach mit Silber ausgezeichnet wurde und nun Gold anstrebt, die Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts und die Bildung des Klimabeirats, der bereits seine Arbeit aufgenommen hat. Der Klimabeirat besteht aus Experten aus verschiedenen Natur- und Umwelt-Initiativen, aus Wirtschaft, Industrie, Handwerk und Gewerbeverein sowie 15 Personen aus der Bürgerschaft.

Ziel ist es, so Lerch, C02-Emissionen im Neubau einzudämmen, „so gut wie möglich klimaneutral zu bauen“ und Potenziale für lokale erneuerbare Stromerzeugung und Wärmeversorgung auszuschöpfen. Weiter auf dem Plan stehen die energetische Sanierung des Gebäudebestands. Ein Prüfschema für klimagerechte Bebauungspläne achtet auf klimaschonendes Bauen, Grünplanung, Dachbegrünung, Regenwasser-Nutzung und anderes. Bereits umgesetzt wurde im Förderprogramm für Photovoltaik-Dachanlagen seit 2020 eine deutliche Einsparung an C02. Lerch sprach auch den Ausbau des Netzes für Nahwärme an, bei dem bereits 1000 Wohnungen mit Wärme versorgt würden, ebenfalls eine hohe Einsparung an C02. „Da steckt noch viel Potenzial drin“. Wärme zentral bereitzustellen und zu verteilen, sei sinnvoll. Auch die Nutzung industrieller Abwärme sei ein wichtiger Aspekt.

Das Feld Mobilität stellt laut Lerch eine besondere Herausforderung dar, da in Rheinfelden der motorisierte Verkehr sehr stark sei durch Pendler, Einkaufstouristen, Wirtschaftsverkehr. Leitlinie sei, den Kfz-Verkehr in der Innenstadt zu reduzieren, die Radfahrinfrastruktur auszubauen. Bereits in Umsetzung sei die Machbarkeitsstudie Radschutzstreifen, auch gibt es den Rad-Servicepunkt bei der Stadtbibliothek. Außerdem könne man mit dem E-Lastenrad „Rhesi“ den Großeinkauf klimafreundlich erledigen. Es wird einiges getan, um die Bevölkerung in den Klimaschutz-Prozess einzubinden.

Andere Voraussetzungen als in Rheinfelden findet der Klimaschutzmanager Frank Philipps in der 7000-Einwohner-Gemeinde Murg vor, die eher ländlich geprägt ist und kaum Industrie hat. „Meine Zielgruppe sind hauptsächlich die privaten Haushalte“, sagte Philipps, der in Rheinfelden lebt und in Murg seit anderthalb Jahren als Klima- und Energiemanager tätig ist.

In Murg wenig Geschossbau

Ein Luftbild zeigte, dass es in Murg nur wenig Geschossbau und wenige Industriebauten gibt, nur ein kleineres Industriegebiet Richtung Laufenburg. Trotz Umgehungsstraße herrsche immer noch viel Durchgangsverkehr. Wie eine Übersicht über den Energieverbrauch von 2012 zeigte, kommt der überwiegende Teil an Treibhausgas-Emissionen in Murg von privaten Haushalten, zum geringeren Teil von Industrie, Verkehr und Kleingewerbe. Ziel sei, 85 Prozent an CO2-Emissionen zu reduzieren und bis 2050 klimaneutral zu sein. Die Murger haben sich einen ambitionierten Klimaschutzplan vorgenommen, an dem sich die Bevölkerung in Workshops rege beteilige. Philipps erwähnte aktuelle Projekte wie die Solarkampagne, die vom Landkreis finanziert sei, mit Veranstaltungen und Beratungen zum Thema Photovoltaik und Eigenversorgung. Von 1250 Dächern in Murg seien 250 mit Photovoltaik ausgestattet. „Wir hoffen, dass das noch gesteigert wird“. Auch die Erweiterung des Solarparks Hänner ist ein wichtiges Projekt.

Die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED und die Nutzung des Abwärme-Potenzials im kleinen Industriegebiet sind weitere Bausteine im Klimaplan. Zwei Holzhackschnitzel-Werke in Murg versorgten 25 bis 30 private Haushalte. „Die Anlagen sind am Anschlag, weil die Nachfrage so groß ist“, so Philipps. Eine „Energiekarawane“ ziehe in die Ortsteile Hänner, Niederhof und Oberhof, wo Energieberater zu den Leuten ins Haus kommen. Haltestellen werden zu Mobilitätsstationen ausgebaut, Stadtradeln motiviert, aufs Fahrrad umzusteigen, bei der Ortsputzete packen viele mit an. Sehr gut komme der Bürgerbus an, der fast 30 ehrenamtliche Fahrer hat. Bei einer „Mitfahrer-Bank“ hätten sich bereits 50 Leute angemeldet.