Markus Vonberg und Justus Obermeyer

Eine Wahl und gleichzeitig eine große Sportveranstaltung: In Berlin waren dies am 26. September 2021 die Hauptzutaten für ein großes Chaos. Lange Schlangen vor den Wahllokalen, falsche oder fehlende Stimmzettel, Stimmabgaben auch noch nach 18 Uhr. Der Berliner Verfassungsgerichtshof beurteilte die Mängel bei der Wahl des Stadtsenats als so schwerwiegend, dass sie am 12. Februar wiederholt werden muss.

Murg liegt 820 Kilometer von Berlin entfernt. Und für mindestens genauso weit hergeholt halten die meisten den Gedanken, dass in der Hochrhein-Gemeinde einmal Berliner Zustände herrschen könnten. Wieviel Berlin in Murg tatsächlich steckt, das könnte sich am 18. Juni erweisen. Dann wird voraussichtlich der 18. Slowup Hochrhein abgehalten und am selben Sonntag womöglich auch die Bürgermeisterwahl.

Beide Termine stehen noch nicht definitiv fest. Der Träger des mit mehreren zehntausen Teilnehmern größten Breitensportveranstaltugn am Hochrhein befindet sich in einer schwierigen Phase. Die Mitglieder des Organisationskomitees wollen aufhören, Nachfolger gibt es noch keine, außerdem fehlen Sponsoren. Doch zumindest auf der Slowup-Homepage wird bereits fleißig für den autofreien Rundkurs durch zwei Länder geworben, der am 18. Juni auch wieder durch Murg führen soll.

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Über den Termin der Murger Bürgermeisterwahl entscheidet in seiner nächsten Sitzung am Montag, 13. Februar, der Murger Gemeinderat. Weil Bürgermeister Adrian Schmidle für eine dritte Amtszeit kandidieren wird und damit in dieser Sache befangen ist, hat sein erster Stellvertreter, der Gemeinderat Timo Strasser den Beschlussvorschlag unterschrieben. Und der lautet: „Die nächste Bürgermeisterwahl findet am Sonntag, den 18. Juni 2023, statt.“

Strasser: „Dass an diesem Tag auch der Slowup stattfinden soll, das hatten wir auf dem Schirm“

„Dass an diesem Tag auch der Slowup stattfinden soll, das hatten wir auf dem Schirm“, sagt Strasser unserer Zeitung. „Bei der Vorbereitung der Sitzung haben wir darüber gesprochen, ob das gut oder schlecht sei.“ Es selbst sei zuerst auch skeptisch gewesen, sagt Strasser. Dann habe er sich aber überzeugen lassen, dass der Slowup auch gut sein könne für die Bürgermeisterwahl. „An diesem Tag sind viele Murger ohnehin unterwegs. Das könnte schon gut sein für die Wahlbeteiligung.“

Während des Slowup ist die Straße üblicherweise von 9 bis 18.30 Uhr gesperrt

Ein Problem könnte allerdings nicht nur die üblicherweise von 9 bis 18.30 Uhr andauernde Komplettsperrung der durch Murg führenden Landesstraße 154 für den gesamten motorisierten Verkehr sein. Während der Veranstaltung ist wegen der bis zu 30.000 teilnehmenden viele Radler und Inliner auch für Fußgänger das Queren der Ortsdurchfahrt erschwert.

Bürgermeister Adrian Schmidle (Mitte) gibt 2015 vor dem Rathaus Murg zusammen mit dem Aargauer Großratspräsidenten Markus Dieth, dem ...
Bürgermeister Adrian Schmidle (Mitte) gibt 2015 vor dem Rathaus Murg zusammen mit dem Aargauer Großratspräsidenten Markus Dieth, dem Waldshuter Landrat Martin Kistler, dem Bürgermeister der französischen Partnergemeinde Mehun, Jean-Louis Salak, und Slowup-Hochrhein-Präsident Armin Eschbach (von links) die Strecke frei. | Bild: Peter Schütz

Die Sperrung der L 154 könnte zwei der fünf Wahlbezirke besonders betreffen: Murg-West und Murg-Ost, deren Wahllokale bisher immer im Rathaus beziehungsweise in der Schule untergebracht waren. Das Rathaus liegt direkt an der L 154, die Schule nur wenige Dutzend Meter abgesetzt davon. Noch sei nicht geklärt, ob statt der Schule dieses Mal möglicherweise die Murgtalhalle als Wahllokal genutzt werden sollte, sagte Strasser.

Das Landratsamt geht davon aus, dass die Gemeinde einen unbehinderten Zugang ermöglicht

Das Landratsamt Waldshut geht davon aus, dass die Gemeinde Murg auf einen möglichst barrierefreien Zugang zu den Wahllokalen achten wird. Die Kommunalwahlordnung schreibe vor, „dass Wahlräume nach den örtlichen Verhältnissen so ausgewählt und eingerichtet sein sollen, dass alle Wahlberechtigten, insbesondere Menschen mit Behinderungen, an einer Wahl teilnehmen können“, erklärte die Behörde auf Anfrage unserer Zeitung.

Auch über die Termine für den zweiten Wahlgang und die Kandidatenvorstellung wird entschieden

Der Gemeinderat wird in seiner Sitzung am 13. Februar noch über weitere Termine und Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Wahl entscheiden: So soll laut Beschlussvorschlag die Bewerbungsfrist am Samstag, 18. März, beginnen und am Montag, 22. Mai, um 18 Uhr enden. Sofern es mindestens zwei Bewerber gibt, plant die Gemeinde eine offizielle Bewerbervorstellung, diese findet dann laut derzeitigem Vorschlag fünf Tage vor der Wahl am Dienstag, 13. Juni, in der Murgtalhalle statt. Sollte beim ersten Wahltermin kein Bewerber die absolute Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen auf sich vereinigen können, fällt die Entscheidung in einem zweiten Wahlgang, der laut Beschlussvorschlag am 9. Juli stattfinden soll.