In Murg verlegt der Stromnetzbetreiber Netze BW derzeit die durch das Gemeindegebiet führende 110-kV-Freileitung. Wie das Unternehmen auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, sind für neun der insgesamt 14 Masten der neuen Freileitung die Fundamente bereits gesetzt, für fünf stehen die Gründungsarbeiten noch aus. Spätestens bis 1. Oktober sollen die Seile der alten Freileitung abgebaut sein. Dann können die rund 50 Baugrundstücke im fast vier Hektar großen Baugebiet Auf Leim, durch dessen südlichen Teil die Freileitung derzeit noch führt, bebaut werden. Vergangene Woche haben die Aufstockarbeiten an den Masten der Umfahrung Murg begonnen.

Bild 1: Netze BW verlegt Freileitung: Auf Leim wird für Wohnbebauung frei
Bild: Steller, Jessica

Als die Freileitung, die den 1931 in Betrieb gegangenen Flusskraftwerks Ryburg-Schwörstadt ostwärts transportiert, in ab Mitte der 1920er Jahre errichtet wurde, dachte keiner daran, dass Auf Leim einmal ein Wohngebiet werden könnte. Doch längst ist Murg an die Stromleitung herangewachsen. Für die Gemeinde, die neue Wohnbauflächen ausweisen wollte, war es deshalb ein Glücksfall, dass Netze BW jetzt die 177 meist noch in den Jahren 1926 bis 1936 errichteten Masten der 110-kV-Freileitung Ryburg-Gurtweil altersbedingt austauschen musste. Dies bot der Gemeinde die Möglichkeit, die Verlegung der Leitung im Bereich des zukünftigen Wohngebiets Auf Leim und des Gewerbegebiets Schwarzenmatt nach Norden an die Umfahrung A 98/B 31 vorzuschlagen. „Das ist eine historische Chance“, hatte der Murger Bürgermeister Adrian Schmidle 2015 erklärt.

Gemeinde an Planung der neuen Trassenführung beteiligt

In der Folge erarbeitete Netze BW in Abstimmung mit der Gemeinde einen Vorschlag für die neue Trassenführung. Der Antrag zur Plangenehmigung wurde Ende 2019 beim Regierungspräsidium Freiburg zur Vollständigkeitsprüfung eingereicht und im Mai 2020 finalisiert. Von Mai 2020 bis Januar 2021 führte das Regierungspräsidium das Genehmigungsverfahren durch und gab am 19. Januar grünes Licht. Im Februar begannen die Arbeiten zur Verlegung der Freileitung.

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Es seien verschiedene Ausführungsalternativen geprüft worden, erklärt für Netze BW deren Sprecher Tobias Wächter. Im Hinblick auf eine mögliche Erdverkabelung stellte er fest, dass dies erhebliche Mehrkosten bedeutet hätte. Wächter: „In Abstimmung mit der Gemeinde Murg wurden deshalb frühzeitig die Vorzüge einer Umfahrungstrasse als Freileitung erkannt und die Planungen dementsprechend weiter verfolgt.“ 2015 waren der Investitionsaufwand für eine Erdverkabelung mit 1,5 Millionen Euro angegeben worden, die neue Freileitung kostet weniger als zwei Drittel davon. 500.000 Euro trägt die Gemeinde, auf deren Vorschlag die Freileitung verlegt wird.

14 neue Masten entlang der A 98/B 34

Die Freileitung wird zwischen dem Umspannwerk Breitematt in Murg und Rothaus nach Norden entlang der A 98/B 34 zu verlegt. Auf der neuen Trasse müssen 14 Masten errichtet werden. Für neun wurden die Fundamente bereits gesetzt, bei etwa fünf stehen die Gründungsarbeiten noch aus. Wächter: „Ist ein Fundament abgeschlossen, muss dieses zirka 2 bis 3 Wochen aushärten. Währenddessen wird am nächsten Maststandort weitergearbeitet.“ Parallel montiert derzeit eine Stahlbaufirma die Mastteile vor. Sie werden jetzt in sogenannten „Schüssen“ mit einem Schwerlastkran auf die Fundamente aufgestockt und dann mit einem Seilzug aufgerichtet. Der neue Leitungsabschnitt soll laut Wächter Ende des Jahres fertiggestellt sein. Bis spätestens 1. Oktober sollen an der bestehenden Leitung die Leiterseile abgebaut und damit das Baugebiet freigemacht werden.

Die alte, durchs Baugebiet Auf Leim führende Stromleitung wird bis zum 1. Oktober abgebaut.
Die alte, durchs Baugebiet Auf Leim führende Stromleitung wird bis zum 1. Oktober abgebaut. | Bild: Vonberg, Markus

Bereits seit 2018 erneuert sind die Strommasten zwischen den Umspannwerken Breitematt in Murg und Gurtweil. Die Erneuerung der Leitung westlich Murg im Bereich Bad Säckingen, Wehr und Schwörstadt befindet sich derzeit noch in Planung.