In dem katholischen Pfarrhaus von Hänner soll eine Jugendwohngemeinschaft eingerichtet werden. Die Pro-Juve-Jugendhilfe des Caritasverbandes Hochrhein wird dort sechs Plätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge schaffen. Die ersten Bewohner werden voraussichtlich Anfang April einziehen.

Der Geschäftsführer des Caritasverbandes Hochrhein, Martin Riegraf, und der pädagogische Leiter bei Pro Juve in Bad Säckingen, Darko Raukovic, informierten am Dienstagabend den Ortschaftsrat Hänner über das Vorhaben. Ein Mitspracherecht hat das Gremium nicht, aber man wolle die Information rechtzeitig publizieren, um Gerüchten vorzubeugen, sagte Riegraf und stellte klar: „Es ist kein Flüchtlingsheim, sondern eine Jugendhilfe-Einrichtung, und da gelten ganz andere Vorschriften.“ Bei den künftigen Bewohnern handle es sich um sechs junge Männer im Alter von 16 bis 21 Jahren, die vorwiegend aus Afghanistan und Syrien stammen. Zwei Vollzeit-Fachkräfte werden von Montagmorgen bis Freitagabend die Betreuung übernehmen. Im ersten Obergeschoss und Teilen des Erdgeschosses werden zwei Doppelzimmer und zwei Einzelzimmer eingerichtet; die vom Pfarrbüro genutzten Räume im Erdgeschoss werden dafür nicht benötigt.

Wie viele Bewohner einziehen werden, hängt vom verfügbaren Fachpersonal ab, so Riegraf. Eine Frau aus Murg habe sich beworben, bei einer zweiten Bewerberin laufe noch die Abklärungsphase – sie werde wahrscheinlich im Juni beginnen, und erst dann sei eine volle Belegung möglich. Weil derzeit sehr viele Geflüchtete ankommen und das Pfarrhaus von Hänner über geeignete Räumlichkeiten verfügt, hat Pro Juve einen zweijährigen Mietvertrag mit der Katholischen Verrechnungsstelle in Schopfheim abgeschlossen, die die Seelsorgeeinheit Bad Säckingen-Murg bei der Verwaltung unterstützt. Das Ziel ist, die jungen Männer in eine Ausbildungsstelle zu vermitteln. Dafür müssen sie allerdings erst einen Deutschkurs belegen und mindestens das B2-Niveau erreichen. Diese Kurse finden in der Schule St. Fridolin in Bad Säckingen statt.

Kritische Einwände gegen das Vorhaben hatten die Ortschaftsräte nicht, allerdings äußerten Simone Baumgartner-Döbele (FW) und Markus Jehlin (CDU) Bedenken, weil die jungen Männer von Freitagabend bis Montagmorgen alleine in dem Haus sein werden. „Eigentlich bräuchten sie eine ständige Betreuung und Anleitung“, so Jehlin. Raukovicz erklärte, dass nachts eine Rufbereitschaft bestehe. Er räumte ein, dass Probleme nicht von vornherein ausgeschlossen werden könnten, denn einige der Flüchtlinge seien traumatisiert und stünden unter erheblichem Druck ihrer Familien, die regelmäßige Geldüberweisungen aus Deutschland erwarteten. Allerdings kommen die Bewohner nicht direkt aus einer Erstunterkunft, sondern waren vorher in einer vollstationären Einrichtung, wie er sagt. „Die Mitarbeiter dort haben diejenigen ausgesucht, die für eine Jugendwohngemeinschaft in Frage kommen“, so Riegraf. Straffällig Gewordene würden ausgeschlossen, und auch die Caritas habe ein Veto-Recht: „Wenn jemand zum Beispiel mit Drogen zu tun hatte, ist dies ein Ausschlussgrund.“ Außerdem stehe man in Kontakt mit einer Organisation, die Therapeuten beschäftige, erklärte Raukovic. „Wenden Sie sich bei Problemen an uns“, appellierte Riegraf und fügte hinzu: „Es wäre schlecht, wenn die Geflüchteten im Ort isoliert wären, öffnen Sie daher die Vereine.“