Murg wählt am 25. Juni für weitere acht Jahre seinen Bürgermeister. Amtsinhaber Adrian Schmidle hat bereits vergangenen Sommer erklärt, sich um eine dritte Amtszeit zu bewerben. Ein weiterer Kandidat ist bisher nicht in Sicht. Dies will eine Gruppe von Bürgern ändern.

Sie sucht aktiv nach einem Bewerber, der gegen Schmidle antritt. Es gehe ihnen dabei vor allem darum, den Wählern eine Wahl unter mehreren Kandidaten zu ermöglichen, erklären sie. Doch sie formulieren auch inhaltliche Kritik an Schmidles Amtsführung.

Das könnte Sie auch interessieren

Was der Initiative besonderes Gewicht verleiht: Es sind Persönlichkeiten aus Murg, Niederhof, Oberhof und Hänner, die sich kommunalpolitisch im Ortschaftsrat, im Gemeinderat oder im Kreisrat engagierten oder immer noch engagieren, es sind ehemalige und aktive Ortsvorsteher darunter und in Vereinen engagierte Bürger.

Sie haben 140 Jahre kommunalpolitische Erfahrung und verstehen sich als parteiunabhängige Initiative

Sechs aus der nach eigenen Angaben etwa ein Dutzend Mitglieder zählenden Gruppe kamen am Donnerstagabend zum Gespräch mit unserer Zeitung zusammen, um ihr Anliegen zu erläutern. Gut 140 Jahre kommunalpolitische Erfahrung saßen da am Tisch in der Alten Murger Mühle; Namen, die in der Gemeinde jeder kennt: Neben Gastgeber Martin Rufle waren aus Niederhof Julius-Peter Langer und Jürgen Stadelberger dabei, aus Oberhof der amtierende Ortsvorsteher und Gemeinderat Roland Baumgartner und Angelika Eckert, aus Hänner Hiltrud Wilms. Die Sieben machten einst oder machen noch Kommunalpolitik in den Reihen der Freien Wähler und der CDU, sie verstehen sich aber als parteiunabhängige Initiative.

Das eint die Initiative: „Die Bürger von Murg sollten eine Wahlmöglichkeit haben“

„Wir haben teils unterschiedliche Motivationen. Einig sind wir uns, dass die Bürgerinnen und Bürger von Murg eine Wahlmöglichkeit haben sollten“, erklären sie. Sie wollten dafür sorgen, dass die Bürgermeisterwahl mehr als nur eine Bestätigung des Amtsinhabers ist, und, dass die Wähler eine personelle Alternative geboten bekommen. Nur wenn eine Wahlmöglichkeit bestehe, sei eine Wahl wirklich eine Wahl.

Der Gemeinderat hat beschlossen, die Stelle nur im Staatsanzeiger auszuschreiben

Kritik übt die Gruppe an einer Entscheidung des Gemeinderats: „Die Gemeinde beschränkt die Ausschreibung der Bürgermeisterwahl auf den Staatsanzeiger, der nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung gelesen wird.“ Im Murger Amtsblatt erscheine lediglich ein Hinweis auf die Ausschreibung im Staatsanzeiger. Eine Ausschreibung in der regionalen Tagespresse beispielsweise unterbleibe. Dadurch würden weniger potenzielle Bewerber auf die Wahl aufmerksam gemacht als möglich.

Dies will die Gruppe nun korrigieren. Auf einer Homepage werden interessierte Bewerber aufgerufen, über eine E-Mail-Adresse (Murg2023@gmail.com) Kontakt mit der Initiative aufzunehmen. Über die Homepage oder Paypal können Sponsoren auch Geld spenden, um für Anzeigen in den Tageszeitungen zu schalten, mit denen nach einem Bewerber gesucht werden soll.

Der ideale Bewerber sollte Verwaltungserfahrung haben und zwei Amtsperioden erfüllen können

Welches Profil hat ein Kandidat zu erfüllen? „Er sollte Verwaltungserfahrung haben, er sollte umgänglich sein, er sollte in einem Alter sein, um zwei Amtsperioden absolvieren zu können“, sagt Roland Baumgartner, der selbst 1988 bis 2004 zwei Amtsperioden lang in Herrischried einmal Bürgermeister war. „Er sollte kritikfähig sein“, fügt Jürgen Stadelberger hinzu.

Das könnte Sie auch interessieren

In der Runde wird aber auch inhaltliche Kritik an der Amtsführung des amtierenden Bürgermeisters laut. Es wird der Vorwurf erhoben, dass Schmidle mit seinen Projekten über Gebühr die Finanzen der Gemeinde strapaziere. Martin Rufle macht dies am Beispiel der Murger Mitte fest: „Trotz massiv gestiegener Baupreise hielt Bürgermeister Schmidle an der teuren Pflasterung fest. Um die Murger Mitte zu beleben, wird ein Café gebaut. Was das kosten soll, war nicht bekannt.“

Der Bürgermeister wurde darüber informiert, dass ein Gegenkandidat gesucht wird

Hat die Initiative zum Ziel, eine dritte Amtszeit von Adrian Schmidle zu verhindern? Das sei nicht die vorrangige Absicht, lautet die Antwort aus der Runde. Es gehe vor allem darum, den Bürgern eine Auswahl unter mehreren Bewerbern zu ermöglichen. „Das kann auch für Adrian durchaus wertvoll sein“, sagt Roland Baumgartner, der wie einige andere in der Runde auch mit dem Bürgermeister per du ist. Baumgartner hat wie Rufle Schmidle darüber informiert, dass er einen Gegenkandidaten sucht.

„Ich war ja selbst einmal Bürgermeister“, sagt Baumgartner. „Und natürlich habe ich nach der ersten Amtszeit gehofft, dass keiner gegen mich kandidiert. Und dann kam doch ein Bewerber um die Ecke. Und ganz am Ende war ich froh darum.“

Das könnte Sie auch interessieren