Die ukrainische Weihnachtstradition kennenlernen durften die zahlreichen Helfer, die die in der Gemeinde Murg untergebrachte Flüchtlinge aus dem angegriffenen Land unterstützen. Normalerweise feiern die meisten orthodoxen Ukrainer die Geburt Jesu am 6. Januar. Aber die im ehemaligen Kinderheim Doll mit ihren Kindern untergebrachten ukrainischen Frauen wollten es mit einem Fest für ihre Helfer verbinden. Und so feierten sie Weihnachten eben Mitte Januar nach.
„Auf diese Weise wollten wir allen, die uns unterstützen, Danke sagen“, erklärt Natalia Malik, die gemeinsam mit Anastasia Verbytska die Hauptorganisation des Festes inne hatte. Sie betont, dass alle Ukrainerinnen aus dem Haus, aus Murg und aus angrenzenden Gemeinden einen Beitrag zum Fest geleistet hätten.
Die Gäste traditionell mit einer Horilka, einem Wodka-Mischgetränk, empfangen. Die Ukrainerinnen hatten sich, wie es in der Ukraine zu feierlichen Anlässen üblich ist, in ihre Tracht, die Vyshyvanka geworfen und sich mit Schleifen und Blumen geschmückt. Zur Eröffnung des Programms sang der kleine Malik zur Ehre der Gäste die deutsche Nationalhymne.
Weihnachten in der Ukraine
Eine Ukrainerin informierte über die Weihnachtstradition ihres Heimatlandes. Demnach werde das Weihnachtsfest im Kreise der Familie gefeiert und alle Beleidigungen verziehen. Glück und Wohlstand seien die wichtigsten Werte.

Am ersten Weihnachtsfeiertag ziehen in der Ukraine Kinder als Sternsinger von Haus zu Haus und sagen Weihnachtssprüche auf. Das Weihnachtsliedersingen sei die bedeutendste Tradition am heiligen Abend, und so sangen die Ukrainerinnen und ihre Kinder sowohl auch im Westen bekannte Lieder wie „Jingle Bells“ oder „Merry Christmas“, aber auch traditionelle ukrainische Weisen wie „Dobry vechir tobi“ (“Schöner Abend für dich“). Das Lied „Ukraina – tse ty“ (“Ukraine – bist du“) und abschließend die ukrainische Nationalhymne waren besonders berührend.

Wie talentiert die Kinder sind, zeigten sie beim Aufführen von Tänzen. Der kleine Maksim spielte auf der Trompete vor. Im Anschluss an das Programm tischten die ukrainischne Frauen unter Anleitung von Küchenchefin Viktoria Naumova das traditionelle ukrainische Weihnachtsessen auf, das aus zwölf kleinen Speisen besteht, die die zwölf Apostel symbolisieren. Die Hauptspeise besteht dabei aus Kutia, getrocknetem Weizen mit Honig und Rosinen, und dem Getränk Uzvar, einem pürierten Früchtekompott.
Alle Helfer erhielten als Geschenk selbstgezeichnete Bilder mit ukrainischen Symbolen und Weihnachtsszenen, die Jelena Evtuschenko und Oksana Kravtsova angefertigt hatten. „Wir haben das Weihnachtsfest heute mit unserer Seele, die hier ist, gefeiert, aber unsere Herzen sind in der Ukraine“, fasste Natalia Malik zusammen.