Seit Donnerstag steht im Foyer des Murger Rathauses eine Rote Bank mit der Aufschrift „Kein Platz für Gewalt gegen Frauen“. Der Verein „Frauen- und Kinderschutzhaus Kreis Waldshut“ möchte dieses Thema aus der Tabuzone holen und in das Licht der Öffentlichkeit rücken. Es ist das erste Mal, dass im westlichen Landkreis eine Rote Bank aufgestellt wurde.

Laut Kriminalstatistik wird in Deutschland an jedem dritten Tag eine Frau durch einen Mann getötet – im Jahre 2021 waren es 133 Frauen. Die Rote Bank ist seit längerer Zeit in Italien verbreitet – 2016 wurde in Perugia die „Panchina Rossa“ zum ersten Mal öffentlich aufgestellt. Die Farbe steht für Blut, und die Bank steht als Zeichen dafür, dass Plätze frei bleiben, wenn Frauen häuslicher Gewalt zum Opfer fallen.

„Man kann sich kaum vorstellen, dass es dieses Problem auch bei uns im ländlichen Raum gibt, aber es ist leider so“, meinte Bürgermeister Adrian Schmidle. Weil häusliche Gewalt hinter verschlossenen Türen stattfinde, sei es umso wichtiger, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und der Verharmlosung entgegenzuwirken, sagte die Geschäftsführerin des Vereins, Ann-Dorothée Zühlke. Auf der Roten Bank liegen Infomaterialien aus, und die Mitarbeiterinnen des Bürgerservice werden informiert, so dass sie Betroffenen helfen können.

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Täter sind als solche nur schwer zu erkennen, aber bei den Opfern kann man Anzeichen wie Verhaltensänderungen feststellen. Solche Anzeichen seien aber individuell verschieden, daher müsse man sensibel vorgehen; wichtig sei, Gesprächsbereitschaft zu signalisieren, erklärte die Diplom-Kunsttherapeutin. „Das Thema geht uns alle an, aber wir dürfen auch keinen Generalverdacht schüren“, so Adrian Schmidle.

Ann-Dorothée Zühlke wies darauf hin, dass es neben der physischen auch eine psychische Gewalt gegen Frauen gebe: „Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Frauen in häuslicher Isolation gehalten werden, um Geld betteln müssen.“ Die Rote Bank war am 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, erst in der Stadt Waldshut, dann im Landratsamt aufgestellt worden. Auch Schulen, Vereine und Behörden können die Bank ausleihen. Es gibt im Kreis ein Frauenhaus- und Kinderschutzhaus, dessen Adresse geheim gehalten wird. Dort arbeiten zwei Mitarbeiterinnen, zwei weitere sind in der Beratungsstelle Courage in Lauchringen tätig.

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