Bisher stehen die Schüler der Naturparkschule Niederhof bei schlechtem Wetter an der Bushaltestelle Schulstraße buchstäblich im Regen. Das soll sich ändern. Der Gemeinderat beschloss in seiner Sitzung am Montagabend, die Haltestelle zu einer Mobilitätsstation auszubauen. Kostenpunkt rund 100.000 Euro, es stehen bis zu 80 Prozent Fördermittel in Aussicht.

Zur Realisierung des Projekts Mobilitätsstation beteiligt sich die Gemeinde Murg zusammen mit anderen Gemeinden im Landkreis Waldshut an einem gemeinsamen Förderantrag. Ziel der Gemeinschaftsaktion ist es, den Nahverkehr im Landkreis als Standortfaktor, aus Umweltgründen und als Daseinsvorsorge zu stärken.

Die Gemeinde Murg hatte ursprünglich zusätzlich zur Haltestelle Niederhof auch jene in Oberhof und Hänner im Visier. Da aber die Förderobergrenze bei 100.000 Euro liegt, und das gerade mal die Kosten für einen einzigen Ausbau sind, legte sich die Gemeindeverwaltung auf Niederhof fest. Die Haltestelle vor der Schule habe kein Wartehäuschen und werde von Inklusionsschülern benutzt, für die ein barrierefreier Ausbau wichtig sei, nannte Umweltmanager Frank Philipps die Gründe für die Priorisierung der Haltestelle in Niederhof. Um in den Genuss der Fördermittel zu kommen, sind neben einem Park und Ride auch Fahrradabstellmöglichkeiten und Barrierefreiheit vorgeschrieben. Das macht in der Summe knapp 100.000 Euro.

Die vom Ingenieurbüro Tillig in Dogern errechneten Baukosten stellen sich wie folgt dar: Anpassung Straße 12.500 Euro, Bussteig 8000 Euro, Park-and-Ride-Parkplatz 11.500 Euro, Radabstellanlage 25.000 Euro, Wartehalle 17.600 Euro, Markierungsarbeiten 2500 Euro, ÖPNV-Infostele 3500 Euro. Plus Mehrwertssteuer in Höhe von 15.314 Euro macht das in der Summe 95.914 Euro. Bis zu 80 Prozent dieser Kosten würden bezuschusst, rechnete der Klimamanager vor. Bei der Gemeinde verbleibt dann etwas ein Eigenanteil, der in etwa der Kosten einer Wartehalle entspricht.

Auch wenn die Ratsrunde das Projekt mehrheitlich für sinnvoll hielt, war das Staunen über die Kosten doch sehr groß. Rätin Ursula Rünzi (FW) „wunderte sich über das Preisniveau“ der Radabstellanlage, Ratskollege Timo Strasser (FW) fragte sich, warum Park und Ride, wenn schon ein Parkplatz da sei. Andere Räte bezweifelten den Nutzen einer Mobilstation in Niederhof. Der Nutzen für den Klimaschutz sei überschaubar, meinte Rat Georg Kirschbaum (SPD): „Da ist schon vieles an Infrastruktur da, das ist ein zu hoher Aufwand für den Nutzen.“ Rat Klaus Bossert (Die Grünen) zweifelte: „Ich frag mich, ob der Bedarf da ist.“ Laut Auskunft von Rat Timo Strasser (FW) wird die Bushaltestelle aktuell unter der Woche von 18 Bussen angefahren.

Der Klimamanager hielt dem entgegen: „Erfahrungsgemäß wird der Bedarf größer, wenn das Angebot attraktiv ist.“ Bürgermeister Adrian Schmidle meinte, die 80-prozentige Förderung im Blick: „Wenn wir nur die Wartehalle machen, gibt es keine Fördermittel.“ Und Rat Roland Baumgartner (FW) ergänzte: „Warum sollen wir nur eine Wartehalle machen, wenn wir für das gleiche Geld eine ganze Station bekommen können.“

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