„Ich muss mich nicht verstecken mit dem, was die letzten 16 Jahre in Murg gelaufen ist“, sagt Bürgermeister Adrian Schmidle. Folgerichtig will der 51-Jährige in einer nach der Bürgermeisterwahl am 25. Juni möglichen dritten Amtszeit seinen Kurs fortsetzen.
„Schon nach meiner ersten Wahl habe ich gesagt, dass ich meine Arbeit als Bürgermeister nicht als Sprint sehe, sondern als Marathon“, erklärt Schmidle im Gespräch mit unserer Zeitung. Seine Politik will er weiter am 2009 erarbeiteten und 2017 erneuerten Leitbild orientieren. In ihm werden ökologische Verantwortung sowie bürgerschaftliches Engagement großgeschrieben.
Dass eine Gruppe um sechs ehemalige und amtierende Ortsvorsteher, Gemeinde- und Ortschaftsräte für die Wahl eine personelle Alternative zu ihm aufbauen will, bezeichnet Schmidle als „absolut o.k.“. „Das ist Demokratie“, sagt er. Noch bis 30. Mai haben etwaige Mitbewerber Zeit, ihre Kandidatur erklären.
Noch aber ist Schmidle der einzige erklärte Bewerber. Egal, ob er das bleibe oder es mit einem oder mehreren Gegenkandidaten zu tun bekomme – er sei bereit, gibt der Amtsinhaber sich kämpferisch. Seinen Wahlkampf hat er bereits fertig geplant, die Homepage adrian-schmidle.de ist bereits freigeschaltet.
In den nächsten acht Jahren als Bürgermeister will Schmidle Daseinsfürsorge, Sicherheit und Nachhaltigkeit zu Schwerpunkten der Gemeindepolitik machen. „In der Corona-Zeit haben wir alle gemerkt, wie anfällig gegen Störungen unser Gemeinwesen ist“, sagt er.

Vor dem Hintergrund der wegen des Klimawandels erwarteten stärkeren Trockenheit und vermehrter Starkregenereignisse will Schmidle Trinkwasserbrunnen sanieren, die Notwasserversorgung fit machen und Regenrückhaltebecken bauen. Ein bereits entwickelter Katastropheneinsatzplan soll umgesetzt werden, um für den Notfall gerüstet zu sein. Der Sicherheit diene auch der Bau des neuen Feuerwehrhauses in Hänner für den Nordbereich der Gemeinde. Es soll zusätzlich von Ortsverwaltung und Vereinen genutzt werden.
Schmidle: Es wird keine großen Neubaugebiete mehr geben
Über die weitere bauliche Entwicklung der Gemeinde sagt Schmidle: „Die Zukunft liegt in der Nachverdichtung.“ Nach der Erschließung des Wohngebiets Auf Leim seien im Flächennutzungsplan nur noch größere Wohnbauflächen in Murg auf Groß-Ehrstädt und in Niederhof. „Es wird keine neuen Wohngebiete mit hektarweise Einfamilienhäusern mehr geben“, prognostiziert der Bürgermeister.
Bereits auf Leim habe die Gemeinde darauf geachtet, dass hier auch preisgünstiger Wohnraum zur Miete geschaffen werde. Dies werde sie auch in Zukunft so halten, schon weil die erwarteten Industrieansiedlungen auf dem Sissler Feld tausende Menschen an den Hochrhein ziehen würden.
Auch beim Gewerbe setzt Schmidle auf Nachverdichtung
Wie beim Wohnen setzt Schmidle auch beim Gewerbe vor allem auf Nachverdichtung. Große Landreserven gebe es in der Gemeinde keine mehr. Vorhandene Gewerbeflächen, etwa im und beim MTM-Industriepark, müssten deshalb umsichtig genutzt werden.
Eine Verbesserung des Betreuungsangebots für ältere Menschen will Schmidle durch die Einrichtung einer Tagespflege erreichen. „Mit dem Vinzentiushaus haben wir eine tolle Pflegeeinrichtung, aber es fehlen Pflegekräfte.“ Eine Tagespflege sei ein Angebot für Menschen, die auf Hilfe angewiesen seien, aber in keine feste Pflegeeinrichtung wollten.

Eine positive Bilanz seiner zweiten Amtszeit zieht Schmidle nicht zuletzt wegen der abgeschlossenen Ortssanierung Murger Mitte und des neuen Kindergartens an der Mühle: „Genau so habe ich sie mir vorgestellt! Das i-Tüpfelchen wird im Frühjahr die Eröffnung des Cafés sein“, so der Bürgermeister. Es sei nicht nur gelungen, eine attraktive Ortsmitte zu schaffen. Es seien auch große private Investitionen angestoßen worden, darunter das Ärzte- und Apothekenhaus.
Schmidle: „Wir haben genau zum richtigen Zeitpunkt investiert“
Die Gemeinde habe in den vergangenen Jahren 35 Millionen Euro investiert und damit ihr Anlegevermögen von 20 auf 50 Millionen Euro vergrößert, so Schmidle. „Wir haben das genau zum richtigen Zeitpunkt gemacht.“ Nicht nur seien 10 Millionen Euro Zuschuss für die Gemeinde herausgeholt worden, die 7 Millionen Euro Darlehen seien in einer Niedrigzinsphase aufgenommen worden. Schmidle: „Wir haben in die Zukunft investiert. In Glasfaser, Ärzteversorgung und Kinderbetreuung.“
Besonders stolz ist Schmidle aber auf zwei ganz andere Dinge: auf den kommunalen Klimaschutz und auf die Bürgerbeteiligung in Murg. „Klimaschutz findet bei uns in jedem Projekt seinen Niederschlag. Wir sind es kommenden Generationen schuldig, dass wir in diesem Bereich alles in unserer Kraft stehende tun“, formuliert der Bürgermeister. Murg habe hier einiges getan, beispielsweise einen E-Bürgerbus angeschafft, einen Klimaschutzmanager eingestellt, den Solarpark Hänner ermöglicht und die Versorgung des Wohngebiets Auf Leim mit kalter Nahwärme.
Eine neue Idee: Kostenlose Kinderbetreuung für Mütter und Väter im Gemeinderat
Die Beteiligung der Bürger betrachtet Schmidle als einen weiteren Kernpunkt seiner Kommunalpolitik. Hier hat er eine überraschende Idee: Um Müttern und Vätern von kleineren Kindern das Engagement in der Kommunalpolitik zu ermöglichen, will er während der ehrenamtlichen Tätigkeit im Gemeinderat eine kostenlose Kinderbetreuung anbieten.
Auch im Falle seiner Wiederwahl will der parteilose Schmidle bei der nächsten Kommunalwahl weiter kein Mandat im Kreistag anstreben. „Es sind schon genügend Bürgermeister im Kreistag“, sagt er. Stattdessen engagiere er sich auf anderer Ebene, sagt der studierte Diplom-Forstingenieur und nennt die Waldgenossenschaft Südschwarzwald, die Forstbetriebsgemeinschaft Vorderer Hotzenwald und die Ferienwelt Südschwarzwald.