Ein Antiquar aus Gengenbach hat im Frühjahr 2022 im Internet ein großformatiges Aquarell mit der Laufenbrücke von 1910 angeboten, das Karl Purrmann gemalt hat. Alle Interessierten winkten ab: Diese Brücke hat es nie gegeben. Eine Fälschung, auch wenn die Altstädte rechts und links des Rheins gut abgebildet sind.

Mich ließ dieses Kunstwerk nicht in Ruhe. Da war zum Ersten der Name. Hans Purrmann (1880 bis 1966) stammte aus Speyer und wurde an der Akademie der bildenden Künste in München zum Maler ausgebildet.

Martin Blümcke erforscht die Herkunft des Bildes von Karl Purrmann.
Martin Blümcke erforscht die Herkunft des Bildes von Karl Purrmann. | Bild: Michael Gottstein

Er ging nach Paris, wurde Schüler und Freund von Henri Matisse und fand seine malerische Form, die er in Stillleben und südländischen Landschaften verwirklichte. Von den Nazis als Anhänger der „entarteten Kunst“ diffamiert, emigrierte Hans Purrmann nach Italien und in die Schweiz.

Der Künstler des Brückenaquarells heißt Karl Purrmann und ist ein drei Jahre älterer Cousin von Hans. Er machte eine Lehre als Dekorationsmaler und besuchte die Stuttgarter Kunstgewerbeschule. Trotz vieler Reisen durch Westeuropa, bei denen er sich für Architektur interessierte, blieb er in Württemberg und wurde einmal als „der schwäbische Spitzweg aus Speyer“ bezeichnet.

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Zum anderen hat mich nicht der renommierte Name Purrmann bewogen, das Bild mit der falschen Brücke für das Stadtarchiv zu erwerben, sondern eine Passage in den Erinnerungen von
Hermine Böhler (1860 bis 1930), die handschriftlich im Nachlass des Stadthistorikers Professor Adolf Döbele liegen.

Eine neue Brücke über den Rhein

In der Genehmigung des Kantons Aargau und des Großherzogtums Baden für den Bau des Laufenburger Kraftwerks steht die Auflage, die Aktiengesellschaft habe eine neue Brücke über den Rhein zu errichten.

Hermine Böhler schreibt: „Dazu wurde ein großes Preisausschreiben für das beste dem Landschaftsbild angepasste Projekt bekannt gegeben. Dieselben nahm die Schweizerische Baugesellschaft Zürich entgegen, und waren es deren nicht weniger als 92 Bewerber, die ihre Pläne einreichten. Die Pläne wurden in Möbeltransportwagen nach Laufenburg überführt und kamen daselbst in der Turnhalle (der Bezirksschule Burgmatt) zur Ausstellung.“

Entwurf für die Laufenbrücke

Die Prüfungskommission mit Vertretern beider Seiten fand wohl manches Projekt, das ins Landschaftsbild gepasst hätte, aber die Aktiengesellschaft bestimmte die Auswahl nach dem niedrigsten Preis. So erhielt 1910 die zweitplatzierte Züricher Firma Robert Maillart & Co. den Zuschlag, die heutige zweibogige Laufenbrücke aus Betonsteinen zu wölben. Die erste dieser Art.

Das Aquarell von Karl Purrmann ist eines der 92 Beispiele, wie der neue Brückenschlag hätte aussehen können. Die Konstruktionspläne sind nicht erhalten, aber die Ansicht, wie sich diese Bewerbung zwischen den Häuserfronten optisch einfügen würde.

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