Stadtarchivar Martin Blümcke

Diese originale Bleistiftzeichnung konnte der Autor dieser Zeilen vor kurzem in die Bildersammlung des Laufenburger Stadtarchivs einordnen. Gefertigt hat diese Skizze am 1. September 1863 ein Künstler mit dem Namen Liebermann. Da in den Lexika der Familienname mehr als zehn Mal vorkommt, kann nichts Genaueres herausgefunden werden. Auf jeden Fall handelt es sich nicht um Alexander Liebmann, der in den 1920er Jahren ein Bild der alten Rheinbrücke in hoher Auflage drucken ließ.

Vom Schweizer Ufer her gesehen faszinieren den Zeichner die Bauten der Menschen vom Mittelpfeiler der Brücke bis zur Hauptstraße 18 (Jürgen Mutter). Die natürlichen Gegebenheiten mit dem tosenden und schäumenden Laufen an seiner engsten Stelle hat er nur angedeutet. Vor allem interessieren den Herrn Liebmann die Häuserfronten mit den Lauben (Hauptstraße 16-12, Rueb und Schmidle). Die Hauptstraße 8 (Oberle) ist noch einbezogen, die weiteren drei Häuser verschwinden hinter dem Baum. Dahinter lugt die Stirnseite des Gasthauses Laufen hervor.

Dann wird das tragende Balkengerüst der Brücke erkennbar, die Blasius Baldischwiler 1810 geschaffen hat. Das Dach ist mit Brettern bedeckt, um das Gewicht der Ziegel zu vermeiden. Alles in allem gelangt man zur Bewertung: Es handelt sich bei der Skizze wirklich um eine bildhafte Kostbarkeit. Geschaffen im Spätsommer 1863. Und um diese schöne Ansicht festzuhalten, ist der Künstler Liebermann wohl mit der Eisenbahn gefahren, mit der man ab November 1856 von Basel aus Waldshut erreichte.