„In Uganda haben wir vor allem gelernt, unseren Alltag zu entschleunigen und mit Wenig zufrieden zu sein“, resümieren Christine Böhler und David Bader vom Chor Binzgen über ihren zweimonatigen Aufenthalt im Lebenshaus in Uganda. Für die beiden war es der erste Besuch im Lebenshaus, das für viele ugandische Halbwaisen- und Waisenkinder ein Zuhause ist und von der Projekthilfe-Uganda der Seelsorgeeinheit Laufenburg-Albbruck unterstützt wird.

Im Gespräch mit unserer Zeitung sprechen Christine Böhler und David Bader über ihre Motivation, sich im Lebenshaus einzubringen, ihre Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen und die Werte, die sie aus Uganda mitgenommen haben. Durch den Kontakt zu Pfarrer Günther Hirt, der sich für das Lebenshaus in Uganda einsetzt, und die regelmäßige finanzielle Unterstützung des Lebenshauses habe die ausgebildete Erzieherin Christine Böhler die Idee entwickelt, nach Uganda zu fliegen und ihre musikalische Früherziehung, die sie über den Chor anbietet, ehrenamtlich für die ugandischen Kinder und Jugendlichen anzubieten.

Musikalische Früherziehung steht im Vordergrund

Gemeinsam mit Pfarrer Hirt sei dann die Idee entstanden, die Lebensgeschichte eines einheimischen Kindes, des Jungen Kato, der im Lebenshaus eine zweite Familie gefunden hat, filmisch zu erzählen und mit einstudierten Liedern und Tänzen zu kombinieren. Kameramann hierfür sollte Christine Böhlers Partner David Bader sein.

Christine Böhler bei ihrer Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen des Lebenshauses.
Christine Böhler bei ihrer Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen des Lebenshauses. | Bild: David Bader

Zahlreiche Impfungen, ein Visumsantrag und einige Übungsstunden an der Ukulele später saßen die Beiden dann im Flugzeug nach Uganda. Mit im Gepäck: Viele kleine (Rhythmus-)Instrumente, ein Lautsprecher, bunte Tücher und weitere Ausstattung für die künstlerische Arbeit. Auf dem Rückweg sei der Koffer um vieles erleichtert gewesen, gibt Christine Böhler mit einem Augenzwinkern zu.

Vertrauen wächst schnell

Beim Lebenshaus wurden sie herzlich mit Tanz und Trommeln begrüßt. Man habe Zeit gebraucht, um sich aneinander zu gewöhnen und sich an die Bedingungen anzupassen. „Wir waren zu Beginn Exoten für die Kinder“, berichtet David Bader. Dennoch haben die Kinder nach und nach Vertrauen gefasst und sich auf das Musizieren, das überwiegend in der Natur stattgefunden hat, eingelassen.

Die Geschichte des zehnjährigen Kato (mitte, weißes T-shirt) ist in einem gemeinsamen Video-Projekt verfilmt worden.
Die Geschichte des zehnjährigen Kato (mitte, weißes T-shirt) ist in einem gemeinsamen Video-Projekt verfilmt worden. | Bild: David Bader

Mit den Kindern im Alter von unter einem Jahr bis etwa fünf Jahren hat Christine Böhler deutsche, aber auch afrikanische und englische Lieder gesungen und mit den mitgebrachten Instrumenten Musik gemacht. „Wir haben mit dem gearbeitet, was wir dabei hatten und wenn mal etwas gefehlt hat, mit dem, was wir vor Ort als Ersatz gefunden haben. Das ging sehr gut, denn die Kinder sind sehr kreativ und mit dem zufrieden, was sie da haben. Das konnten David und ich vor Ort lernen“, sagt Christine Böhler.

„Blick für die wichtigen Dinge im Leben“

Aus den Jugendlichen und einigen Erwachsenen hat Christine Böhler einen Chor gebildet und Beiträge für die sonntägliche Messe einstudiert. Sie und David Bader haben ebenfalls in einem regionalen Chor mitgewirkt. Als Projekt haben alle die Geschichte des zehnjährigen Kato erzählt, dessen Vater an HIV gestorben ist und dessen Mutter nicht in der Lage war, sich adäquat um ihn und seine Geschwister zu kümmern. Daher sei Kato ins Lebenshaus gekommen.

Mittlerweile lebt er vorwiegend bei seiner Großmutter, wird aber vom Lebenshaus bei der Schulbildung unterstützt. Seine Geschichte ist mit einer Vorstellung des Lebenshauses kombiniert und musicalartig mit Liedern und Tänzen ausgeschmückt worden. „Alle, die an dem Video mitgewirkt haben, hatten sichtlich Spaß und sind sehr stolz auf das Resultat“, sagt David Bader.

David Bader war besonders von dem Selbstversorgertum der afrikanischen Bevölkerung beeindruckt.
David Bader war besonders von dem Selbstversorgertum der afrikanischen Bevölkerung beeindruckt. | Bild: David Bader

Aus der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen im Lebenshaus haben Christine Böhler und David Bader „einen Blick für die wichtigen Dinge im Leben“ entwickelt, wie sie sagen. Besonders beeindruckt hätten sie das Selbstversorgertum und der Zusammenhalt im Lebenshaus. „Man ist dort Teil einer großen Familie“, sagen die Beiden. Sie stehen nach ihrer Rückkehr weiterhin in Kontakt mit dem Lebenshaus und können sich vorstellen, wieder einmal dorthin zu gehen. „Wir haben uns wirklich wohlgefühlt und hatten das Gefühl, den Kindern vor Ort durch diese Abwechslung eine Freude bereitet zu haben“, sagen sie.

Das könnte Sie auch interessieren