Von ihrer besten Seite zeigte sich über Pfingsten die bretonische Hafenstadt Le Croisic: Am wolkenlosen Himmel strahlte die Sonne über der azurblauen Biskaya, im warmen Atlantikwind flatterten Wimpel und Fahnen, vor den Restaurants am Kai bogen sich die Tische unter den Köstlichkeiten des Meeres und des Landes.

Es war eine Szenerie, wie sie im Sommer 1970 auch Karl Eckert und seine Frau bei ihrem Urlaub an der Atlantikküste vorgefunden haben mögen. Sie verliebten sich damals auf der Stelle in den Ort und schlugen dem Laufenburger Bürgermeister Albert Wasmer später vor, es mit Le Croisic als französischer Partnerstadt zu versuchen.
1973 unterzeichneten Wasmer und sein Croisicer Amtskollege Leon le Cleac‘h die Partnerschaftsurkunde. In der Folge begegneten sich tausende Menschen beider Städte persönlich, schlossen Freundschaften und sogar Ehen. Jetzt feiern beide Städte sozusagen Goldhochzeit, im Herbst am Hochrhein und jetzt zunächst am Atlantik.
In dreistelliger Zahl waren aus Laufenburg Gäste über Pfingsten zu den dreitägigen Jumelage-Feierlichkeiten angereist. Neben den Offiziellen aus Gemeinderat und Stadtverwaltung mit Bürgermeister Ulrich Krieger an der Spitze waren auch Mitglieder der Feuerwehr Laufenburg und des Chors St. Martin Luttingen sowie in besonders großer Zahl des Schwarzwaldvereins Laufenburg und natürlich des Deutsch-französischen Freundeskreises sowie weitere mit Le Croisic verbundene Menschen mit Autos, der Bahn oder dem Flugzeug angereist.

Ihren Höhepunkt hatten die offiziellen Feierlichkeiten am Pfingstsonntag mit der Erneuerung der Partnerschaft durch Michèle Quellard und Ulrich Krieger. „Wir, die Bürgermeister der Städte Laufenburg und Le Croisic, verpflichten uns heute feierlich die freundschaftlichen Bande, die seit 1973 unsere Gemeinden verknüpfen, zu pflegen und jeden Austausch zu fördern, um eine lebendige Freundschaft und Brüderlichkeit im besten europäischen Sinne zu entwickeln“, heißt es darin.
De Gaulle und Adenauer sind die Väter vieler Städtepartnerschaften
Sowohl Quellard wie Krieger wiesen in ihren Reden auf den 1963 nicht einmal 20 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs von Präsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer unterzeichneten Elysée-Vertrag hin, der die Grundlage vieler Städtepartnerschaften gebildet habe.

Quellard erinnerte an die besondere Rolle Karl Eckerts bei der Gründung der Städtepartnerschaft: Der ehemalige Kriegsgefangene habe eigentlich nie wieder nach Frankreich gewollt. „Er kam jedoch zurück, kaufte ein Haus in Le Croisic und rief dann später die Städtepartnerschaft ins Leben.“
Ein Kriegsverbrechen wird Ansporn zu Aussöhnung
Krieger griff ein persönliches Erlebnis vor zehn Jahren auf. Damals sei er bei den Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft von einer Frau aus Le Croisic angesprochen worden, deren Mutter von deutschen Soldaten erschossen worden war. Diese schreckliche Tat sei für sie nicht Ansporn zum Hass, sondern vielmehr zum Einsatz für die deutsch-französische Aussöhnung gewesen.
Torsten Amann, der Vorsitzende des Deutsch-französischen Freundeskreises, wies darauf hin, wie gefestigt die Partnerschaft beider Länder inzwischen sei: „Heute ist es unsere – vergleichsweise leichte – Aufgabe, die Sensation der Normalität zu pflegen und gemeinsam den freundschaftlichen Weg zu gehen.“
„Die jungen Leute stellen die Zukunft unserer Freundschaft dar“
Stéphanie Thoby erklärte für das Comité Jumelage Le Croisic, dass die Jugend beider Städte für die Fortführung des Freundschaftswerks gewonnen werden müsse. Sie rief junge Laufenburger und Le Croisicer auf die Bühne und sagte: „All diese jungen Leute stellen die Zukunft unserer Freundschaft dar, unsere Nachfolge, sie sind ein klarer Beweis, dass unsere Freundschaft noch lange dauern kann.“

Das Besuchsprogramm umfasste sowohl offizielle wie gesellige Anlässe. Zu jenen gehörte am Pfingstsonntag das Erinnern an die Gefallenen der Weltkriege, eine Messe in der Kirche Notre Dame de Pitié und ein Abendessen für geladene Vertreter in der Alten Fischhalle.

Dem persönlichen Austausch dienten am Samstag vormittags der Ausflug auf ein Weingut bei Nantes und nachmittags das Fête du Jumelage in der stimmungsvoll geschmückten Alten Fischhalle. Die Vorführung bretonischer Tänze und ein gemeinsames Picknick rundeten am Pfingstmontag das dreitägige Festprogramm ab.