Laufenburg – Was gefällt bei Junge Klassik? Zuerst der natürliche Zugang zum Instrument, die frische Herangehensweise und das abwechslungsreiche Programm, das einige echte Entdeckungen bot. Gleich drei Preisträger der Volksbank Hochrhein-Stiftung stellten sich bei diesem ersten Konzertabend der Laufenburger Kulturtage in dem vollständig gefüllten Panoramasaal des Schlössles vor.
Eine bekannte Größe bei diesem „Festival im Festival“ (Bürgermeister Ulrich Krieger) mit talentierten und aufstrebenden Künstlern ist die 19-jährige Cellistin Natalia Dauer aus Bad Säckingen. Die Initiatorin und künstlerische Leiterin trat in zwei verschiedenen Besetzungen auf, mit der 18-jährigen Waldshuter Pianistin Julia Pleninger und dem 17-jährigen Laufenburger Gitarristen Adrian Brenneisen.
Was Natalia Dauer auch anpackt, eine Cellosonate von Zoltan Kodály oder das südamerikanisch rhythmisch vife Cellokonzert von Darius Milhaud, immer wirken ihre Interpretationen lebendig und farbig. Die Meisterschülerin von Ivan Monighetti zeigt, wie sehr das Cello eine individuell sprechende Instrumentalstimme ist. Da es der menschlichen Stimme am nächsten kommt, vermissten sicher die wenigsten eine Sängerin in der Aria Nr.¦5 aus Bachianas Brasileiras von Heitor Villa-Lobos oder in dem Wiegenlied Nana aus dem Zyklus der Spanischen Volkslieder von Manuel de Falla. Zumal Natalia Dauer diese Kantilenen wunderschön aussingen kann. Überhaupt sind ihre Beiträge auf dem Cello als solistischem Instrument klangschön und brillant, und mit beiden Begleitern stimmte die Balance und der Zusammenklang.
Adrian Brenneisen debütierte beim Festival und stellte sich als inspirierter, sensibler Gitarrist vor. In den Solowerken gefiel sofort sein nuancierter Gitarrenklang. Besonders aufhorchen ließ, wie er Toru Takemitsus feinsinnig harmonisierte Bearbeitung von „Londonderry Air“ filigran bis jazzig zupft, die Aria aus den Bachianas mit feinen Begleitakkorden umspielt und somit der Cellopartnerin Sicherheit durch seine Rhythmuskonstanz gibt.
Auch bei Julia Pleninger, die in Weimar das Musikgymnasium besucht, sitzt jede Note, kommt jeder Charakter zu seinem Recht. Da werden Beethovens 32¦Variationen in c-Moll souverän und voller Verve auf die Tasten gelegt. Natürlich fordert Prokofjews perkussive Behandlung des Flügels den Yamaha heraus, denn der gestählte Anschlag der Interpretin lässt ihn metallisch klingen.
Mit Spannung haben die Zuhörer Aloisia Dauer erwartet, die längst auf dem Weg ist, sich als Künstlerin zu etablieren. In einem galanten Duo, der ersten Sonate für Violine und Gitarre von Niccolo Paganini, zeigte sich die Geigerin mit herausragender Klanglichkeit und großem darstellerischem Bogen von ihrer charmanten Seite und bereitete dem Publikum ein reines Vergnügen. Für die gemeinsame Zugabe, den Libertango von Astor Piazzolla, legten sich dann alle vier Musiker mit viel Rhythmusgefühl ins Zeug.
Geigerin im Dauereinsatz
Gleich zwei Mal war Aloisia Dauer am Sonntag beim Festival Junge Klassik im Rahmen der Laufenburger Kulturtage zu erleben. Am Vormittag gestaltete sie ihr eigenes Programm mit einem Gesprächskonzert über Jean Sibelius und seine Violinwerke, wobei sie sich am Klavier von dem konzerterfahrenen Danijel Brecelj begleiten ließ. Die Geigerin hat sich während des Studiums am Mozarteum Salzburg intensiv mit dem Finnen beschäftigt und sein berühmtes Violinkonzert erarbeitet. Das Thema Sibelius war Teil ihres Masterdiploms, das sie im vergangenen Jahr mit Auszeichnung abgeschlossen hat. Sie findet, dass abgesehen von dem vielgespielten Violinkonzert und der Tondichtung Finlandia gerade seine Kammermusikwerke viel zu wenig bekannt sind. Deswegen war es ihr ein Anliegen, diese dem – am Sonntagmorgen überschaubaren – Publikum näherzubringen. Als Klangbeispiele hatte sie dafür einige kleine bezaubernde Violinstücke ausgesucht. Noch mehr Sibelius spielte Aloisia Dauer dann am Montag beim zweiten Konzertabend.