Dass er einst ein Unternehmen mit 600 Mitarbeitern und 80 Millionen Euro Jahresumsatz besitzen und zehn Jahre der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben vorstehen würde, war Heinrich Grieshaber nicht in die Wiege gelegt. Er kam 1948 in Rotzel als zweiter Sohn des Landwirts Heinrich Grieshaber senior zur Welt. 1951 gründete der Vater eine kleine Transportfirma, und karrte auf einem aus Wehrmachtsbeständen stammenden Lastwagen die Milch der Rotzler Bauern hinab ins Rheintal und Baustoffe hinauf auf den Hotzenwald. Zehn Jahre später wurde 1961 der Firmensitz ins verkehrsgünstiger gelegene Luttingen verlegt. Mitte der 60er Jahre verfügte die Spedition bereits über eine kleine Flotte von sieben Lastwagen. Die Nachfolge schien geregelt. Der vier Jahre ältere Bruder Kurt habe die Firma übernehmen sollen, er selbst den Hof, schilderte es Heinrich junior später einmal.

"Da habe ich gesagt, das mache ich nicht mit“, so Heinrich Grieshaber vor wenigen Wochen im Gespräch mit der "Schwäbischen Zeitung". Der Bauernbub absolvierte stattdessen eine Lehre als Automechaniker, die er als Kammerbester abschloss, absolvierte die Abendschule und besuchte nach der Mittleren Reife die Berufsaufbauschule in Singen. Sein Geld verdiente er mit dem Reparieren von Autos und mit dem Chauffieren von Lastwagen. Ohne den Führerschein zu besitzen, habe er Touren bis Basel gemacht, heißt es über den jungen Heinrich Grieshaber. Schließlich studierte er an der staatlichen Ingenieurschule Maschinenbau.

Die Unternehmerlaufbahn von Heinrich Grieshaber junior begann in einer Pleite-Firma. Das väterliche Fuhrunternehmen hatte 1970 eine Spedition im oberschwäbischen Weingarten erworben. Doch die Geschäfte der neuen Tochter waren unrentabel. Der junge Grieshaber erhielt seine Chance und übernahm die Leitung des oberschwäbischen Firmenzweigs. Unter seiner Führung gewann die Spedition neue Kunden und erschloss neue Geschäftsfelder. 1975 errichtete Grieshaber in Weingarten eine erste Lagerhalle.

Als Firmengründer Heinrich Grieshaber senior 1988 starb, übernahmen die Söhne das Unternehmen. Kurt Grieshaber wurde kaufmännischer Geschäftsführer, Heinrich junior verantwortete den technischen Bereich. Sie bauten die Spedition zum Logistikdienstleister um. Hauptstandorte der , der ab 1989 als Grieshaber Transport + Logistik GmbH & Co. KG waren Bad Säckingen und Weingarten. Für das internationale Geschäft wurden Niederlassungen in Frankreich und in der Schweiz gegründet.

Vier Jahre nach dem 50-jährigen Firmenjubiläum teilten die beiden Söhne 2005 das Unternehmen auf. Kurt übernahm die Grieshaber Logistics Group AG in Bad Säckingen, Heinrich die Grieshaber Logistik GmbH in Weingarten. Grieshaber Logistik fährt für Kunden aus der Automobil-, Lebensmittel-, Pharma- und Chemieindustrie. Eigenen Angaben zufolge beschäftigt sie heute an acht Standorten 600 Mitarbeiter, bewirtschaftet an 13 Logistikzentren 167000 Palettenstellplätze und verfügt über 125 Lastwagen. Der Umsatz lag 2017 bei fast 80 Millionen Euro.

Doch das Unternehmen gehört Heinrich Grieshaber gar nicht mehr. 2014 übereignete er es der von ihm und seiner Frau gegründeten Heinrich und Gabriele Grieshaber Stiftung. Sie soll Kinder und Jugendliche fördern sowie in Not geratene Mitarbeiter unterstützen. 5 bis 10 Prozent des Nettogewinns der Firme sollen jährlich in die Stiftung und deren Projekte fließen. Auch seinem Heimatort Rotzel blieb Heinrich Grieshaber über all die Jahre eng verbunden. So unterstützte er mit namhaften Geldspenden 2010 die Errichtung eines neuen Steinkreuzes an der Kapelle St. Karl Borromaeus und 2016 die 750-Jahr-Feier Rotzels.

Zusammen mit seiner Frau lebt Heinrich Grieshaber seit vielen Jahren in Immenstaad am Bodensee. Am heutigen Montag wird er 70 Jahre alt.