Zahlreiche Menschen in Deutschland besitzen ein Los der Deutschen Fernsehlotterie. Mit ihrem Einsatz erhoffen sie sich die Chance auf einen einmaligen Geldgewinn, Sachpreise oder eine Sofortrente. Gleichzeitig dienen ihre Lotteriescheine einem guten Zweck.
Doch die wenigsten Losbesitzer wissen, in welche sozialen Einrichtungen ein Teil des Verkaufserlöses fließt. Das Familienzentrum Hochrhein in Lauchringen ist eines jener Förderprojekte, das unter anderem von der Deutschen Fernsehlotterie finanziell unterstützt wird.
Fernsehlotterie finanziert Personalstelle
„Wenn Du ein Los kaufst, unterstützt Du mit einem Teil solche Einrichtungen wie das Familienzentrum. Das ist vielen nicht bewusst“, erklärt der Lauchringer Bürgermeister Thomas Schäuble. Andreas Harder, Geschäftsführer beim Diakonischen Werk des Evangelischen Kirchenbezirks Hochrhein, in dessen Trägerschaft das Familienzentrum sich befindet, berichtet, dass drei Viertel der Personalstelle von Ulla Hahn, der Leiterin des Familienzentrums, von der Deutschen Fernsehlotterie finanziert werde.
„Ende des Jahres ist es vorbei“, sagt Ulla Hahn über die Förderung ihrer Funktion als Quartiersmanagerin des Familienzentrums Hochrhein. Vor 15 Jahren baute die gelernte Sekretärin die Einrichtung, die sich als Ort der Begegnung und der Generationen versteht, in Lauchringen mit auf und leitet sie seitdem.
„Stark im Quartier“ nennt sich das Konzept der Deutschen Fernsehlotterie, das sich für das solidarische Miteinander in Nachbarschaften einsetzt. In den vergangenen fünf Jahren war das Familienzentrum ein Teil des befristeten Förderprogramms.
„Jede gemeinnützige Organisation kann einen Antrag auf Förderung stellen“, erklärt Andreas Harder. Die Bewerber hätten jedoch eine Vielzahl an Voraussetzungen zu erfüllen. „Wir mussten beispielsweise eine Sozialraumanalyse vorweisen“, erinnert sich der Geschäftsführer des Diakonischen Werks.

„Wir haben damals Fragebögen an alle Haushalte mit Mitgliedern über 40 Jahre verteilt“, blickt Bürgermeister Schäuble auf die Arbeit an der erforderlichen Sozialraumanalyse zurück. „Es ist eine Masterarbeit“, sagt er schmunzelnd über die hohen Anforderungen vonseiten der Deutschen Fernsehlotterie. Harder betont: „Man sieht, es wird sehr verantwortungsvoll und seriös mit dem Geld umgegangen.“
Die Deutsche Fernsehlotterie
„In den ersten Jahren ging es um das Bedürfnis der Senioren“, berichtet Ulla Hahn. Seit der Verlängerung des Förderprojekts um weitere zwei Jahre stehen alle Generationen im Mittelpunkt. Auch die Integration von Menschen mit Behinderungen ist der Quartiersmanagerin und fünffachen Mutter, die selbst ein schwerbehindertes Kind hat, wichtig. „Wir haben acht Mitarbeiter mit Behinderung. Ich hätte gerne mehr. Sie gehören auch zu uns“, erklärt Ulla Hahn.

Das Familienzentrum versteht sich als Treffpunkt für alle Generationen und Nationalitäten, der unter anderem Kinderbetreuung, Nachbarschaftshilfe, Unterstützung in der häuslichen Pflege sowie verschiedene Kurse und Veranstaltungen bietet. Hinzu kommt ein Café, das täglich geöffnet ist. „Wir sprechen hier von einem öffentlichen Wohnzimmer“, umschreibt Andreas Harder das Konzept.
Neben hauptamtlichen Mitarbeitern engagieren sich im Faz, wie das Familienzentrum kurz genannt wird, laut Ulla Hahn mehr als 150 Ehrenamtliche, darunter Menschen, die auf dem regulären Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben.
Von der Hauptstraße in den Riedpark
„Ihr versteht es, jeden zu nehmen, wie er ist“, lobt Thomas Schäuble den Umgang in der sozialen Einrichtung, die seit dem Umzug aus der Lauchringer Hauptstraße im Riedpark untergebracht ist. „Im weitesten Sinne ist das die Medizin, die kein Arzt verschreiben kann“, sagt Andreas Schumpp, der das dem Familienzentrum angegliederte Abenteuerland beim Lauchringer Freibad leitet. Schumpp zufolge hat der Drang nach sozialer Teilnahme durch die Corona-Krise weiter zugenommen. Infolgedessen steige die Nachfrage, im Familienzentrum mitzuarbeiten oder die Angebote zu nutzen.
Dass die Einrichtung im kommenden Monat auf 15 Jahre zurückblicken kann, sei auch den „personellen Glücksfällen“ zu verdanken, so Bürgermeister Schäuble. Auch wenn die Förderung von Ulla Hahns Funktion als Quartiersmanagerin Ende des Jahres ausläuft, muss sie sich wohl nicht nach einen neuen Job umschauen. „Ulla hat solche Spuren in der Gemeinde hinterlassen“, dass sich bestimmt ein anderer Topf zur Finanzierung finden lasse, betont Schäuble.