Mit der „Digitalen Schule im Quartier“ will das Familienzentrum Hochrhein (FAZ) in Lauchringen so richtig durchstarten. „Auslöser war Corona“, berichtet Leiterin Ulla Hahn beim Pressegespräch, in dem sie das Projekt und die Verantwortlichen vorstellt.
Zwischen den Lockdowns habe das sogenannte www-Café des Familienzentrums einen regelrechten Ansturm erlebt. Es seien vor allem ältere Menschen gewesen, die wissen wollten, wie beispielsweise die Videokonferenzplattform „Zoom“ oder der Messengerdienst „WhatsApp“ funktionieren, um mit ihren Angehörigen während der pandemiebedingen Kontaktbeschränkungen zu kommunizieren. „Viele haben bedauert, dass sie es nicht bedienen können“, berichtet Ulla Hahn.
So entstand die Idee, mehrere Kurse zu verschiedenen digitalen Themen im Familienzentrum anzubieten. „Wir wollen schnell helfen, wir wollen vielen helfen und – wichtig – wir wollen kostenlos helfen“, erklärt Hahn, die der Gemeinde Lauchringen vorgeschlagen hatte, für das Projekt „Digitale Schule im Quartier“ EU-Fördermittel zu beantragen. Aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) erhielt die Gemeinde mit dem Familienzentrum als Kooperationspartner knapp 460.000 Euro Fördermittel für eine Laufzeit von 18 Monaten.
Unterrichtsräume im Riedpark
Das erste Drittel der Projektlaufzeit ist Endes dieses Jahres beendet. In diesem Zeitraum hat eine Steuerungsgruppe bestehend aus Monika Viecenz, Andreas Schumpp und Ulla Hahn unter anderem den Bedarf an Kursen ermittelt, drei Räume im ersten Obergeschoss des Familienzentrums im Lauchringer Riedpark gemietet und Referenten engagiert. Zum Jahreswechsel übergibt die Steuerungsgruppe nun an die Organisationsgruppe bestehend aus Lotte Tröger und Nina Rieger, die das Projekt in die Praxis umsetzen.

„Startschuss ist am 10. Januar. Ab da wollen wir vielfältige Kurse anbieten“, erklärt Tröger. Inhalte sollen unter anderem der Umgang mit PCs, Smartphones, WhatsApp, Instagram, Spielekonsolen, sprachgesteuerten Lautsprechern wie Alexa und sogenannte Smart-Home-Systeme sein. Letztere werden Lotte Tröger zufolge immer beliebter. „Im Kurs lernt man beispielsweise, wie ein Saugroboter funktioniert“, erzählt sie.
Spezielle Kurse für Frauen
„Zielgruppen sind zum einen Senioren oder Menschen mit Beeinträchtigungen, aber auch Menschen mit Migrationshintergrund“, berichtet Monika Viecenz. Lotte Tröger kündigt auch spezielle Kurse für Frauen an. „Dort können ohne Hemmungen Fragen gestellt werden, wenn man etwas nicht versteht.“ Monika Viecenz ergänzt: „Das Besondere ist, dass die Kurse mit maximal sechs bis acht Personen sehr klein sind.“ Dadurch könne individuell auf die Teilnehmer eingegangen werden.
Ziel sei es, täglich Kurse anzubieten. „Es sind keine Grenzen gesetzt, aber es hängt davon ab, wie viel Zeit die Referenten haben“, erklärt Nina Rieger. Um möglichst viele Kurse anzubieten, sucht das Familienzentrum weitere Referenten. „Es können auch Einsteiger sein“, betont Viecenz. Wichtig sei, dass sie gut erklären können“, ergänzt Ulla Hahn.
Bislang unterstützen acht Referenten gegen Bezahlung das Projekt. Eine von ihnen ist Melanie Emmerich, die selbstständig als freie Rednerin arbeitet. „Meine Schwerpunkte sind Instagram und WhatsApp“, berichtet die Waldshuterin, die ihren Alltag als fünffache Mutter in den sozialen Netzwerken teilt. Die Schüler Yannik Ebel aus Küssaberg, Louis Kaiser und Lukas Sewing aus Waldshut werden ebenfalls Kurse geben. Kaiser hat bereits im Familienzentrum einen Filmkurs für Schüler geleitet, wie er erzählt.
Spielekonsole für ältere Menschen
Hans Baumgartner, der in der Schweiz lebt und in der Versicherungsbranche tätig ist, wird im Familienzentrum unter anderem den Umgang mit der Memore-Box zeigen. Dabei handele es sich um eine Spielekonsole, die vor allem älteren Menschen hilft, körperlich und geistig fit zu bleiben. Der Software-Entwickler Tim Hartwick aus Lauchringen will sich im FAZ auf die Themen Smart Home, Alexa und die Spracherkennungssoftware Siri konzentrieren. „Ich möchte den Leuten den Zugang in die digitale Welt ermöglichen“, erklärt er seine Motivation.
Andreas Harder, Geschäftsführer des Diakonischen Werks, das Träger des Familienzentrums ist, wünscht dem Projekt einen guten Start. „Die Vielfalt begeistert mich. In den ein oder anderen Kurs werde ich gerne mal hineinschnuppern“, kündigt er an. „Ich habe mich auch schon für die Smart Homes angemeldet“, erzählt Lotte Tröger.