Die Kinder haben sich schon gefreut auf Ferien im Allgäu. Eine Woche Spiele und Spaß fallen nun aus. Das Osterferienprogramm des Familienzentrums Hochrhein in Lauchringen ist wegen der Corona-Krise gestrichen. Nicht nur das. Der Betrieb in der Einrichtung am Bertold-Schmidt-Platz ruht komplett. Leiterin Ulla Hahn und ihr Team können ihre Dienstleistungen im Moment nicht anbieten. Auch das Abenteuerland im Sport- und Freizeitzentrum ist geschlossen.
Wo sich sonst 40 bis 50 Menschen treffen, herrscht jetzt Totenstille. Die Cafeteria im Familienzentrum ist unter normalen Umständen Anlaufpunkt für Senioren, Behinderte, Mütter mit ihren Babys. Manche kommen zum Mittagessen, andere wollen einfach jemanden treffen und plaudern.
Besonders für ältere, alleinstehende Menschen muss es jetzt hart sein. Ulla Hahn ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass diese Menschen jetzt alleine zu Hause sitzen müssen: „Für die ist es wirklich schlimm. Für manche kaufen wir ein, aber wir dürfen ja nicht zu ihnen reingehen.“ Ein kleiner Trost: Wenigstens für zwei Stunden täglich ist jemand im Faz-Büro und nimmt das Telefon ab.

Kinderbetreuung, Müttertreffs gibt es während der Krise nicht. „Und wir können unsere Pflege-Unterstützer nicht in die Familien schicken. Sie werden doch gebraucht. Zum Kummer aller Beteiligten ruht alles“, bedauert Hahn. Kinder, die sich auf die Osterfreizeit gefreut haben, sind wohl enttäuscht. Besonders berufstätige Eltern schätzen die Ferienangebote. Viele können aus verschiedenen Gründen keinen Urlaub machen. Dann sollen wenigstens ihre Kinder ihren Spaß haben.
Ulla Hahn denkt an die vielen Menschen, die auf das Angebot des Familienzentrums verzichten müssen. Der Einrichtung fehlen aber auch wichtige Einnahmen. Stabile finanzielle Stützen sind etwa die Cafeteria und die Ferienprogramme. Geld, das nun fehlt. Hahn: „Wir haben keine Rücklagen. Wir sind erst umgezogen und haben im Neubau investiert. Das Geld hätten wir dringend nötig gehabt.“
Viel Mühe ist in die Organisation der Ferienfreizeiten gesteckt worden, Betreuer haben die Zeit eingeplant. Bis zum 20. April ruht der Betrieb mindestens. Hahn hofft, dass bald alles vorbei ist. Ihr Team ist derweil im Abenteuerland aktiv und richtet alles her.
Kontakt: Das Familienzentrum ist montags bis freitags, 10 bis 12 Uhr, erreichbar unter Telefon 07741/967 99 23. Informationen gibt es im Internet (www.faz-hochrhein.de).

„Die wegbrechenden Erlöse werden uns Probleme bereiten“
Andreas Harder (59) aus Lenzkirch ist seit 2005 Geschäftsführer des Diakonischen Werks des Evangelischen Kirchenbezirks Hochrhein, dem Träger des Familienzentrums Lauchringen
Herr Harder, wie meistern Sie die Krise in und mit dem Familienzentrum?
Wir haben sofort und nach Rücksprache mit der Kommune das Familienzentrum, worin sich ja seit der Neueröffnung noch wesentlich mehr Besucher begegnen, geschlossen. Alle Mitarbeitenden, die noch mit Arbeiten beschäftigt waren, wurden angewiesen, Abstandsregeln und Hygieneregeln einzuhalten und anzuwenden. Andere Mitarbeitende wurden aufgefordert, Überstunden abzubauen sowie noch vorhandene letztjährige Urlaubstage.
Welche Probleme sehen Sie auf die Einrichtung in Lauchringen zukommen?
Das Familienzentrum besteht seit Mai 2007. Seit dieser Zeit haben wir es geschafft, mit Unterstützung zahlreicher Zuschussgeber wie Bundesministerium für Familien, Aktion Mensch, Glücksspirale, Deutsches Hilfswerk und vor allem die Gemeinde Lauchringen, die evangelische Kirche Baden und mit zahlreichen Privat- und Firmenspenden wie der Ulrike-Holzwarth-Stiftung und Stoll-Vita-Stiftung sowie andere namhafte Firmen die Arbeit im Familienzentrum aufrecht zuhalten und auszubauen. Hier sind wir aktuell an einer Risikoeinschätzung über die Werthaltigkeit aktueller Zuschüsse. Große Probleme werden uns die wegbrechenden Erlöse aus den Dienstleistungsbereichen wie Kinder- und Hortbetreuung, Cafeteria sowie die Pflegeunterstützer und der gesamte integrative Freizeitbereich bereiten.
Gibt es für Wohlfahrtsverbände auch finanzielle Hilfe?
Als Wohlfahrtsverband und Träger des Familienzentrums haben wir wie anderen Firmen die Möglichkeit der Unterstützung durch das Land Baden-Württemberg beziehungsweise den Bund und natürlich der evangelischen Landeskirche Baden. Selbstverständlich werden wir zuerst intern alle Möglichkeiten prüfen, die Finanzierung des laufenden Betriebes mittelfristig sicherzustellen.
Was ist Ihre Hoffnung?
Dass die Solidarität unter den Menschen und die Selbstdisziplin jedes Einzelnen, Sozialkontakte zu vermeiden, anhält. Und wir hoffen natürlich, dass die Gefahr der Corona-Krise bald gebannt ist.
Fragen: Michael Neubert