
Frische Eier, knusprige Brotlaibe, saftiges Obst – in Bauernläden locken regional produzierte Lebensmittel, deren Herkunft den Kunden unmittelbar bekannt ist. Doch nicht nur in Regalen oder Kisten wird die Ware angeboten. Bei Familie Stoll Küssaberg gibt es seit fünf Wochen Milch direkt aus dem Automaten.

Etwa 80 Kühe leben im 2015 neu gebauten Stall mit Auslauf, Frischluft und reichlich Freiraum, der nur einen Katzensprung vom Hofladen entfernt liegt. So gering die Entfernung aber auch ist, sie ist einer der Gründe, weshalb die Familie Stoll ihre Milch pasteurisiert. "Frischmilch darf nur am gleichen Standort verkauft werden, an dem sie auch gewonnen wird", erklärt Inhaber Clemens Stoll.

Rund 28 Liter Milch gibt jede Kuh – pro Tag. Da sich jedoch immer wieder einige von ihnen auf die Geburt eines neuen Kalbs vorbereiten, werden nur etwa 70 von ihnen gemolken. Fast 2000 Liter Milch kommen also an einem Tag zusammen, der größte Teil hierbei wird zur Weiterverarbeitung an den großen Unternehmer Schwarzwaldmilch verkauft. Nur einen Bruchteil verwendet die Familie Stoll zur Fütterung der Kälber, der Herstellung von Speiseeis – und für den Milchautomaten.

Eine Melkmaschine erleichtert die Arbeit. Angelockt durch Kraftfutter und um ihre vollen Euter zu leeren, betreten die Kühe die Maschine rund um die Uhr selbst und warten, bis sie von ihr automatisch an die Pumpe angeschlossen, gemolken und wieder entlassen werden – ohne menschliche Hilfe. "Den Kühen ist es lieber, wenn die Maschine melkt", so Clemens Stoll. Während Menschen immer wieder anders arbeiten würden, bliebe die Maschine stets konstant.
Aber nicht nur der Melkvorgang wird durch die Maschine erleichtert. Wie Clemens Stoll betont, helfe sie durch Temperaturmessung und Erfassung der Milchmenge oder Melkhäufigkeit auch dabei, den Gesundheitsstand der Tiere zu dokumentieren. Käme eine Kuh nur noch selten zum Melken oder gäbe nur noch wenig Milch, könne das auf Krankheiten hinweisen. "Ein Landwirt sieht, wenn mit der Kuh etwas nicht in Ordnung ist, aber die Maschine gibt dann Gewissheit."

Nach dem Melken gelangt die Milch zur Zwischenlagerung in einen Tank, aus dem auch die Molkerei Schwarzwaldmilch versorgt wird. Im Durchschnitt eineinhalb Mal pro Woche werden etwa 300 Liter hieraus zum Pasteurisieren wieder entnommen und haltbar gemacht.

"Nur zugelassene Betriebe dürfen pasteurisierte Milch verkaufen", sagt Clemens Stoll. Um die staatliche Erlaubnis vom Regierungspräsidium Tübingen zu erhalten, musste der Familienbetrieb dieselben Anforderungen erfüllen wie große Molkereien und zahlreichen Prüfungen standhalten. Auch jetzt noch muss die Verarbeitung der Milch genau dokumentiert und kontrolliert werden. Das sei zwar aufwendig, so Clemens Stoll, "aber es ist unser größtes Bedürfnis, ein gesundes und hochwertiges Produkt anzubieten."

Auch der Wannenpasteur muss bestimmte Bedingungen erfüllen, damit Familie Stoll ihre Milch verkaufen darf. Er hält sich penibel genau an die Erhitzungszeiten: Auf etwa drei Grad heruntergekühlt wird die Milch in den Behälter gegeben, um anschließend für eine halbe Stunde auf 64 Grad erhitzt und dann sofort wieder gekühlt zu werden. Ein integrierter Datenschreiber erfasst jeden Schritt.

Zuletzt wird die Milch in den Automaten neben dem Hofladen gefüllt, wo sie von den Kunden jederzeit abgefüllt werden kann. Wer keine eigene Flasche mitbringt, kann sich diese direkt vor Ort kaufen, lieber ist der Familie Stoll jedoch das Mitbringen eines Behältnisses. Denn: "Wir dürfen keine Flasche zurücknehmen, da wir keine Zulassung zum Reinigen haben."
Automaten mit Frischmilch
Im Landkreis lässt sich nicht nur pasteurisierte Milch erwerben. Auch unbehandelt gibt es diese im Automaten zu kaufen. Sowohl der Lindenhof in Wutöschingen, als auch der Milchviehbetrieb Ebner in Laufenburg-Rotzel bieten Frischmilch zum Selbstabzapfen an. Gekühlt ist diese drei bis vier Tage lang haltbar, allerdings sollte beim Transport zum Kühlschrank darauf geachtet werden, die Milch keinen hohen Temperaturen oder der unmittelbaren Sonne auszusetzen.