Es klingt wie ein Rückfall in die 1970er-Jahre: „Alle 16 Hieber-Märkte werden während der Sommerferien mittwochnachmittags geschlossen.“ Das teilte Inhaber und Geschäftsführer Dieter Hieber nun in einer Presseinformation mit.

Die Älteren werden sich erinnern: Bevor das Ladenschlussgesetz 1996 liberalisiert wurde, galt im Südwesten die „Grenzlandregelung“, nach der Geschäfte in grenznahen Gebieten am Mittwochnachmittag geschlossen bleiben mussten – als Ausgleich für verlängerte Öffnungszeiten am Samstagnachmittag.

Woran liegt das?

Der Hintergrund ist heute allerdings ein ganz anderer – und aktueller denn je: Die regionalen und internationalen Auswirkungen von Corona haben laut Dieter Hieber zu einer angespannten Situation geführt. Hinzu kommen ein hoher Krankenstand, verbunden mit der beginnenden Ferienzeit.

Dieter Hieber, Geschäftsführer der Edeka Hieber-Märkte, vor seinem Markt in Binzen.
Dieter Hieber, Geschäftsführer der Edeka Hieber-Märkte, vor seinem Markt in Binzen. | Bild: Moritz Lehmann

„Mit der Schließung aller Märkte am Mittwochnachmittag um 13 Uhr will die Geschäftsführung für Entlastung bei den Angestellten sorgen“, erklärt Hieber. Denn schon während der Corona-Zeit hätten die unter schwierigen Bedingungen dafür Sorge getragen, dass Kundinnen und Kunden ihre Einkäufe in der gewohnten Qualität erledigen durften. Dieter Hieber: „Sie haben Überstunden angesammelt, wofür wir von der Geschäftsführung sehr dankbar sind.“

Lieferketten sind unterbrochen

Jetzt sei die Situation allerdings nicht besser. Durch Corona seien viele Lieferketten unterbrochen, nicht nur in Fernost, sondern auch bei den direkten Lieferanten, berichtet der Geschäftsführer: „So konnte unser Hauptlieferant für Mineralwasser vergangene Woche keine Ware liefern, weil ihm aufgrund von Erkrankungen und Urlaub schlicht keine Fahrer zur Verfügung standen.“

Auch die Edeka, Hauptlieferantin von Hieber, habe derzeit einen Krankenstand von 30 Prozent in Lager und Spedition. So komme es zu Verzögerungen bei den Lieferungen.

Personalnot auch bei den Schmidt‘s-Märkten

Hieber ist kein Sonderfall. Auch die vor allem im westlichen Gebiet des Landkreises Waldshut ansässigen Schmidts-Märkte klagen über eine außerordentliche Personalengpässe: „Wir haben deutlich höhere Personalausfälle, die auf die Quarantänen und generell höhere Krankheitsquoten zurückzuführen sind. Zusätzlich ist Urlaubszeit“, erklärt Claudia Schmidt auf Anfrage.

Allerdings: „Einschränkungen in den Geschäftsabläufen gab es bei uns bisher nur wenige und kurze.“ Aber auch beim Schmidts-Markt denkt man nun über Veränderungen bei den Öffnungszeiten nach.

Öffnungszeiten rücken in den Fokus

„Wir beschäftigten uns momentan intensiv mit unseren Öffnungszeiten in den einzelnen Abteilungen. Die Zeit ist reif darüber nachzudenken, um unseren Kunden zu verlässlichen Öffnungszeiten gutes Fachpersonal anbieten zu können. Auch in Bezug auf die Energiekosten möchten wir unsere Öffnungszeiten beleuchten“, so Claudia Schmidt.

Der Schmidts-Markt in Bad Säckingen.
Der Schmidts-Markt in Bad Säckingen. | Bild: Susanne Eschbach

Diesen Schritt gehen nun die Hieber-Märkte – wenn auch nur vorübergehend. Ab kommender Woche, also ab dem 10. August bleiben die 16 Märkte Mittwochs ab 13 Uhr geschlossen – und das zunächst bis zum Ende der Sommerferien.

„Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stoßen bereits an ihre Belastungsgrenze“, weiß Dieter Hieber. Das wolle man nicht weiter zulassen, auch aus Fürsorge gegenüber den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Daher habe sich die Geschäftsführung zu diesem außerordentlichen Schritt entschieden. „Es geht primär um den Schutz unser Belegschaft“, sagt Dieter Hieber.

Dass die Regale manchmal nicht sofort aufgefüllt werden konnten, habe zu Unverständnis und auch Spannungen geführt, den das Personal im Markt zu spüren bekommen habe. Personallücken werden teilweise durch Aushilfen gedeckt. Dieter Hieber: „Liebe Kunden, bitte haben Sie Verständnis, wenn der Standard nicht wie gewohnt ist. Bald sind wir in gewohnten Stärke wieder für Sie da.“

Dieter Hieber ist sich des Risikos bewusst: „Natürlich werden wir dadurch bis zum Ende der Sommerferien Umsatz einbüßen. Vielleicht freuen sich die Mitbewerber. Aber die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ist wertvoller.“

Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren