Wenn Patientinnen und Patienten am Mittwoch Medikamente besorgen wollen, stehen sie bei vielen Apotheken im Kreis Waldshut womöglich vor verschlossenen Türen. Der Grund dafür ist ein Aktionstag mit dem die Apotheken im gesamten Bundesgebiet und auch in der Region auf ihre Probleme aufmerksam machen wollen: insbesondere den Fachkräftemangel sowie steigende Bürokratie aber auch ihre wirtschaftliche Situation. Aufgerufen zu diesem Protest unter dem Motto „Apotheken kaputtsparen? Nicht mit uns!“ hat die Bundesvereinigung der deutschen Apothekerverbände (ABDA), die die Politik in Berlin zum Handeln bringen möchte.

„Es geht uns nicht ums Schließen, aber wir müssen auf uns aufmerksam machen.“
Nicola Manthey, Apothekerin

Da für die pharmazeutischen Betriebe mittwochs die Pflichtöffnungszeit um 12 Uhr endet, wollen einige den Nachmittag nutzen um zu streiken. Manche der 35 Apotheken im Landkreis planen statt der Schließung andere Aktionen. Die Apotheker verteilen Flyer oder tragen schwarze Kittel als Symbol für den Untergang ihrer Zunft.

Streikt auch meine Apotheke?

Niemand soll jedoch um seine Arzneimittel-Versorgung bangen. Apotheken haben eine Pflicht zur Patientenversorgung. Selbst der Notdienst verkauft voraussichtlich nur durch die Nachtklappe.Welche das in der Region sind, können Patientinnen und Patienten beispielsweise auf der Website des Landesapothekerverbands erfahren. Diese Notfallversorgung ist nicht mit Zusatzkosten wie nach 20 Uhr verbunden. Ob die lokale Apotheke offen hat, lässt sich auch durch einen Anruf oder mit einem Blick auf die Website des jeweiligen Betriebs herausfinden. Eine Übersicht, welche Apotheken streiken und welche andere Aktionen haben, gibt es allerdings nicht.

Die Schwarzwald Apotheke in Bad Säckingen hat ihre Schaufenster freigeräumt, um mit Plakaten und Trassierbändern auf den den Protest ...
Die Schwarzwald Apotheke in Bad Säckingen hat ihre Schaufenster freigeräumt, um mit Plakaten und Trassierbändern auf den den Protest hinzuweisen. | Bild: Moritz Stein

Doch warum gibt es den Aktionstag überhaupt? Könnte man doch meinen, dass die Pandemie-Jahre für Apotheken eine erfolgreiche Zeit waren. „Das stimmt nur zum Teil“, meint Nicola Manthey, Leiterin der Hochrheinapotheke in Hohentengen. Zwar habe die Pandemie zu Beginn durchaus der wirtschaftlichen Lage in der Branche gutgetan, jedoch musste auch viel an Infrastruktur geschaffen werden, erklärt sie. Auch gehe es bei dem Aktionstag eben darum, den Beruf des Pharmazeuten wieder attraktiver zu machen, auf die Lieferengpässe zu reagieren und die Bürokratie abzubauen. „Die Pandemie hat gezeigt, dass es geht“, sagt Manthey.

In Bad Säckingen schließen alle Apotheken aus Protest

Auch Julia Ullrich von der Schwarzwald-Apotheke in Bad Säckingen und Murg befürwortet den Aktionstag. Ihre Betriebe werden sich am 14. Juni an dem Streik beteiligen, da Ullrich findet, dass die Kommunikation zwischen der Apothekervereinigung und der Politik in letzter Zeit schlecht lief. Sie will mit ihrem Team ebenfalls nicht einfach nur die Türen schließen, sondern vor dem Geschäft den Menschen den Grund für den Streik erklären und sich mit den Patientinnen und Patienten austauschen.

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Der Aktionstag erfährt in der Branche breite Unterstützung. Laut Manthey hält keine Apotheke im Landkreis Waldshut den Protest für einen Fehler, wenn sich auch nicht alle am Streik beteiligen. Aus ihrer Sicht würde für die Patientinnen und Patienten viel mehr als nur das rote A im Stadtbild fehlen, wenn die vor Ort Apotheken wegfallen, da Leistungen wie Arzneimittelberatung oder Analyse wichtige Dienstleistungen für die Menschen seien.

Der Trend zu größeren Apotheken stellt vor allem für den ländlichen Raum ein Problem dar

Auch der Notdienst könne von Online-Apotheken nicht übernommen werden, sagt Julia Ullrich. Der Trend gehe zu größeren Apotheken, jedoch sei dies vor allem für die Menschen im ländlichen Raum ein Problem, da die Patientinnen und Patienten längere Wege in Kauf nehmen müssten.

Dabei gibt es auch Kritik für die Aktion. So kritisieren beispielsweise die Krankenkassen, dass Apotheken Preise für rezeptfreie Medikamente selbst festlegen können und sich die Branche zum Teil auch neu aufstellen sollte.