Bei der Bürgermeisterwahl am 25. Juni in Murg ist Amtsinhaber Adrian Schmidle einziger Kandidat. Im Begegnungszentrum Kult blickt der studierte Forstingenieur im Gespräch mit dem SÜDKURIER zufrieden auf seine beiden ersten Amtszeiten zurück. Insbesondere die Murger Mitte und seine Klimapolitik verbucht er auf der Haben-Seite. Seine erfolgreiche Arbeit wolle er in einer dritten Amtszeit fortsetzen, so der Bürgermeister.

Die Anschuldigungen seiner Gegner weist Schmidle zurück

In dem etwa 20-minütigen Gespräch vor der Kamera mit SÜDKURIER-Redakteur Markus Vonberg kommt auch der jüngst gegen Schmidle erhobene Vorwurf der Vetternwirtschaft zur Sprache. Schmidle weist die von einer Gruppe, der Oberhofs Ortsvorsteher Roland Baumgartner sowie weitere ehemalige und aktuelle kommunale Amtsträger angehören, erhobenen Anschuldigungen vollumfänglich zurück.

Lokalredakteur Markus Vonberg im Gespräch mit Bürgermeister Adrian Schmidle Video: Nico Talenta

Der Vorwurf bezieht sich auf zwei Gemeinderäte, die bei der Gemeinde auf 520 Euro-Basis angestellt sind. „Wir sind sehr froh, dass wir die beiden haben“, so Schmidle. Die beiden Gemeinderäte arbeiten im Schwimmbad und im Breitbandausbau für die Stadt Murg mit, das sei auch so im Gemeinderat besprochen worden: „Wenn da irgendjemand ein Problem gehabt hätte, dann hätte er einfach die Hand strecken können und dann hätten wir es nicht gemacht.“

Etwa 20 Minuten dauert das Gespräch, das sich auch um den Versuch einiger Murger dreht, einen Gegenkandidaten zu Schmidle zu finden.
Etwa 20 Minuten dauert das Gespräch, das sich auch um den Versuch einiger Murger dreht, einen Gegenkandidaten zu Schmidle zu finden. | Bild: Anna-Lena Lauber

Die zukünftige Zusammenarbeit mit seinen Gegnern in Gemeinderat und Ortsverwaltung sieht Bürgermeister Schmidle nicht gefährdet: „Das ist Demokratie.“ Auch, dass diese Gruppe lange nach einem Gegenkandidaten zu ihm suchte, ficht den 51-Jährigen nicht an. „Jedem recht getan ist eine Kunst die niemand kann“, so der Bürgermeister. „Ich von meiner Seite reiche die Hand und gehe professionell damit um.“

Schmidle sieht seine ersten beiden Amtszeiten als erfolgreich an

Schmidle sieht in seiner bisherigen 16-jährigen Amtszeit keinen Anlass für außerordentliche Kritik. Im Gegenteil bezeichnet er sie als „erfolgreiche Politik“. Besonders stolz ist Schmidle auf Murger Mitte als Ergebnis der Ortssanierung, auf die auf dem Mühle-Areal geschaffenen Betreuungsplätze für Kinder und den Stellenwert des Klimaschutzes. Früher sei Murg ein Durchfahrtsort gewesen, heute sei die Gemeinde in vielen Dingen beispielgebend.“

SÜDKURIER-Redakteur Nico Talenta verkabelt seinen Kollegen Markus Vonberg, der das Interview führt, vor dem Gespräch mit einem Mikrophon.
SÜDKURIER-Redakteur Nico Talenta verkabelt seinen Kollegen Markus Vonberg, der das Interview führt, vor dem Gespräch mit einem Mikrophon. | Bild: Anna-Lena Lauber

Der parteilose Rathaus-Chef beantwortet die Frage, ob mit der neuen Murger Mitte der erhoffte große Wurf gelungen sei, mit: „Uneingeschränkt ja!“ Eines der indirekten Ergebnisse der Ortssanierung sei beispielsweise die Niederlassung neuer Ärzte gewesen.

Schmidle: Gemeinde hat zur genau richtigen Zeit investiert und Schulden gemacht

Die Gemeinde habe neun Millionen Euro in die Zukunft investiert. Und das zu rechten Zeit, denn zu Baubeginn seien Baukosten und -zinsen viel tiefer gewesen als heute. In Murg seien die Bürger mit 1000 Euro pro Einwohner noch relativ gering verschuldet. Die Gemeinde könne nun „Luft holen“.

Beim Klimaschutz weist der studierte Forstingenieur auf das Baugebiet Auf Leim hin. Dort habe die Gemeinde auf kalte Nahwärme anstelle von umweltschädlichen herkömmlichen Energieträgern gesetzt. Außerdem habe die Kommune ihren Fuhrpark auf E-Mobilität umgestellt und baue schon seit Jahren Photovoltaikanlagen auf öffentliche Gebäude und Freiflächen.

Zukünftige Gewerbegebiete und weiterer Breitbandausbau noch offen

In einer möglichen dritten Amtszeit will Schmidle bei weiteren Wohnbau- und Gewerbegebieten mit kleineren Flächen planen. „Wir müssen einfach sparsam mit der Ressource Fläche umgehen“, so Schmidle über die Gemeinde im dichtbesiedelten Hochrheintal.

Während das Baugebiet Auf Leim in Murg realisiert werden konnte, gebe es bei der Umsetzung des Baugebiets Saffergarten in Niederhof noch Widerstand bei manchen Grundeigentümern. Deshalb führe kein Weg an kleineren Baugebieten und Nachverdichtung vorbei.

Knappe Antworten und Satzvervollständigungen sind im Fragen-Karussel gefragt. 16 mal ist Schmidle mit einer Reaktion vor der Kamera ...
Knappe Antworten und Satzvervollständigungen sind im Fragen-Karussel gefragt. 16 mal ist Schmidle mit einer Reaktion vor der Kamera gefordert. | Bild: Anna-Lena Lauber

Schmidle will den Breitbandausbau weiterführen, hält sich aber mit genauen Vorschlägen bedeckt. Schmidle abseits der aktuell Breitbandverlegung in Oberhof und Hänner noch bedeckt. Der 6 Millionen Euro teure Ausbau in Oberhof und Hänner durch die Gemeinde sei nur mit öffentlichen Fördergeldern möglich gewesen. Für einen Ausbau auch in Murg und Niederhof seien mindestens 12 Millionen Euro nötig. Investitionen in einer solchen Höhe würden sich erst in Jahrzehnten amortisieren.

Kurz-Statements von Bürgermeister Adrian Schmidle Video: Nico Talenta

Im anschließenden Fragen-Karussel beantwortet oder führt Adrian Schmidle vorgegebene Sätze weiter. Dabei erklärt er das Feuerwehrgerätehaus Ausrückebereich Nord, den Breitbandausbau und die Optimierung der Wasserkläranlage zu den wichtigsten Projekten in naher Zukunft. Außerdem erklärt er seine Motivation für sein Amt, denn das Schönste an seinem Beruf sei seine Heimatgemeinde weiterzuentwickeln.

Eine Kandidatur für den Kreistag will sich Schmidle nun doch überlegen

Eine mögliche Kehrtwende deutet sich in der Frage einer möglichen Kandidatur des Murger Bürgermeisters 2024 für den Kreistag an. Anfang April hatte Schmidle dies noch kategorisch ausgeschlossen: „Es sind schon genügend Bürgermeister im Kreistag!“ Diese Haltung will er nun überdenken.