„Ich habe schon immer Bock gehabt, Schöffin zu sein“, sagt Petra Schlachter. Ihre Augen strahlen, während sie über ihre ehrenamtliche Arbeit am Amtsgericht Bad Säckingen spricht.
Dort hilft sie als Laienrichterin den hauptberuflichen Kollegen dabei, Schuld und Unschuld eines Angeklagten festzustellen. Auch bei den Urteilen spielt Schlachters Sicht auf die Dinge eine Rolle. Trotz der teils schwieriger Entscheidungen ist ihr Gewissen heute noch immer rein, sagt sie.
Menschen vor Gericht bringen ihr Päckchen mit
Petra Schlachter geht voll im Thema auf. Eigentlich ist sie gelernte Buchhalterin, arbeitet mittlerweile aber hauptsächlich als rechtliche Betreuerin. In ihrem Berufsalltag begleitet sie Menschen durch den Alltag, bei Behördengängen und vielem mehr: „Das Schöffenamt passt eins zu eins dazu. Menschen und deren Geschichten interessieren mich. Ein Tag im Gericht ist für mich ein bisschen wie Urlaub.“

Auch wenn das Interesse an Menschen groß ist; Petra Schlachter hat eines am Schöffenamt unterschätzt: Die Abgründe, in die sie blicken muss. Ihr sonst so konsequentes Lächeln im Gesicht verschwindet für einen Moment. Ihre Stimme wird ernster: „Viele von den Angeklagten hatten kein schönes Leben und bringen ihr Päckchen mit.“
Wie sie damit umgeht? Schlachter bezeichnet sich als extrovertierte Person und verrät: „Ich spreche abends zu Hause schon gerne über meinen Tag. Und dann oft im Sinne von: ‚Schau mal wie gut es uns doch eigentlich geht.‘“
Für den eigenen Schutz ist Abgrenzung wichtig
Eine besonders belastende Gerichtsverhandlung, in der es um kinderpornografische Inhalte ging, ist ihr aber auch heute noch präsent. „Da wiederum habe ich zu Hause bewusst nichts erzählt, um meine Lieben zu schützen“, erklärt sie.

Vor allem wenn sich Schöffen kinderpornografische Bilder oder Videos als Beweismittel anschauen müssen, komme es zu schwierigen Situationen. „Die bleiben dann im Kopf und prägen sich ein. Das ist dann eine ganz andere Hausnummer“, weiß Schlachter.
Die ehrenamtliche Richterin habe aber noch nie einen Fall gehabt, den sie nicht verarbeiten konnte. „Es ist wichtig, sich gut abgrenzen zu können. Ernüchternd finde ich nur manchmal, dass wir am Amtsgericht eigentlich nie die Drahtzieher verurteilen sondern nur die kleinen Fische.“
Die Verhandlungen am Amtsgericht bringen Petra Schlachter eine willkommene Abwechslung zum Alltag: „Ich starte immer frisch und frei in die Sitzung und konzentriere mich auf den Fall.“ Alles andere könne sie in dieser Zeit ausblenden. „Ich finde es spannend, mich jedes Mal neu in einen Fall reinzufuchsen.“
So kam Petra Schlachter zum Schöffenamt
Mittlerweile ist Petra Schlachter seit vier Jahren Schöffin am Amtsgericht Bad Säckingen. Beworben habe sie sich damals selbstständig wegen einer Anzeige im Gemeindeblatt. „Ich dachte mir: ‚jetzt oder nie.‘“ Als Wochen später die Antwort auf ihre Bewerbung kam, „habe ich mich tierisch gefreut.“
Dabei war ihr Interesse für Recht und Gerechtigkeit schon lange geweckt. „Als ich jung war, hat es sich allerdings nie ergeben, dass ich Schöffin wurde. Manchmal braucht es eben ein bisschen Zeit.“ In ihrem Fall über 30 Jahre. Denn schon mit 17 habe sie von einer Kollegin auf ihrer allerersten Arbeitsstelle vom Schöffenamt erfahren.
Noch in diesem Jahr endet die fünfjährige Periode als Schöffin für Petra Schlachter. Ihre Bewerbung für die kommende Periode hat sie bereits abgegeben. „Ich finde das eine tolle Sache und hoffe, dass ich wieder ausgewählt werde. Die Vorfreude ist jedenfalls schon wieder da.“