Vor kurzem machte eine Bad Säckingerin eine ungewöhnliche Entdeckung: In der Basler Straße hatte sie eine Taube mit pink gefärbtem Gefieder gesichtet. Das Netz rätselte über dieses Phänomen und kam auf die abenteuerlichsten Vermutungen.
Auf die anfänglichen Verblüffung folgte jedoch bald eine logische Erklärung: Die auffällige Farbe dient den Tauben als Schutz vor Greifvögeln. Das haben die langjährigen Brieftaubenzüchter Rudolf Lichtsteiner und Harald Gabriel aus Dogern auf Nachfrage erklärt. Gerade Sperber oder Wanderfalken gefährden den Brieftaubenbestand enorm. „Die Signalfarbe soll zur Abschreckung dienen“, berichtet Rudolf Lichtsteiner.
Pink funktioniert als kräftige Signalfarbe
Die Flügeln der Brieftauben werden von den Züchtern in der Regel auf der Unterseite pink angesprüht, erklärt der Taubenzüchter die gängige Praxis. Bei einem Angriff von unten erschrecken sich so die Fressfeinde vor dem ungewöhnlichen Anblick und die Brieftaube hat eine Chance zu entkommen. Denn nach Lichtsteiners Erfahrung greifen die Raubvögel meist von unten an.

Allerdings ist sich Lichtsteiner nicht sicher, ob diese Abschreckungsmethode immer so wirkungsvoll ist. Trotz der Gefahr, die durch ein neues Wanderfalkenpaar mit vier Jungen nahe Dogern hinzugekommen ist, verzichtete er in diesem Jahr auf die bunte Färbung: „Dadurch, dass die Tauben sich mausern, also jährlich alle Federn verlieren und wieder neu bilden, müsste man sie jedes Jahr neu besprühen.“
Ist die Signalfarbe gesundheitsschädlich für die Tauben?
Bei der verwendeten Farbe handelt es sich um eine spezielle Federfarbe, die das Gefieder nicht verklebt, beschreibt der Taubenzüchter. So wird das Tier in keiner Weise von seiner auffälligen Besprühung beeinflusst. Das bestätigt auch Kollege Harald Gabriel. Dass gerade die Farbe pink für diese Schutzaktion gewählt wurde, hat übrigens keinen besonderen Grund. Auch jede andere Signalfarbe wäre als Abschreckung denkbar.

Aber wo kommt die pinke Taube aus der Basler Straße jetzt her?
Soweit konnte die ungewöhnliche Farbgebung der Taube in Bad Säckingen zwar geklärt werden. Nur: Es bleibt zunächst offen, aus welchem Schlag die pinke Brieftaube eigentlich stammt, die an der Ecke Basler Straße/ Bauvereinstraße gesichtet wurde.
Unsere Recherchen führten nach Niederhof. Auf Nachfrage hin bestätigt Birgit Dörflinger aus dem Murger Ortsteil, dass die Tauben in ihrem Schlag pink gefärbt werden. Ob der Vogel aus der Basler Straße tatsächlich dort herkommt, bleibt aber nur eine Vermutung.
Was tun, wenn man eine Brieftaube findet?
Manchmal landen Brieftauben auch auf ihrem Heimweg, wenn sie keine Lust mehr haben, beschreibt Harald Gabriel. Dann suchen sie nach Wasser und Futter. Im Normalfall setzen sie jedoch nach kurzer Pause den Weiterflug in den heimischen Taubenschlag fort, so der Züchter.
Doch manchmal schafft eine Taube den weiten Flug auch nicht. Sollten jemand eine geschwächte Brieftaube finden, verrät ein Ring am Fuß der Taube die Telefonnummer des Züchters. Rudolf Lichtsteiner: „Falls man sie fangen kann, kann man die Nummer anrufen und der Züchter muss sie dann abholen.“