Seit Anfang 2022 steigen die Zahlen Asylsuchender deutschlandweit deutlich an. Wie ist die Lage im Landkreis Waldshut? Welche Schritte werden erwogen und wo werden die Menschen derzeit untergebracht? Hier die Antworten.
Wie viele Flüchtlinge leben am Hochrhein?
Derzeit (Stand 20. Januar 2022) befinden sich 510 Asylsuchende in den zehn Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises Waldshut. Im Landkreis Lörrach sind es 720 (Stand 24. Januar 2022).
Im Jahr 2022 wurden im Kreis Waldshut 555 Asylsuchende aufgenommen. Die meisten stammen aus Afghanistan, Irak und Syrien sowie aus Nigeria und Marokko.
Gemeinschaftsunterkünfte sind nahezu voll belegt
Doch die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sind nicht der Grund für die hohe Auslastung der Gemeinschaftsunterkünfte. „Denn nahezu alle von ihnen konnten in private Wohnräume untergebracht werden oder haben selbst privaten Wohnraum gefunden“, so Tobias Herrmann, Sprecher des Landratsamtes Waldshut.
Und dennoch: Derzeit sind laut Landratsamt alle Gemeinschaftsunterkünfte des Landkreises Waldshut voll belegt.
Lediglich die Mitte Dezember eröffnete zweite Unterkunft im Hotel „Fünf Jahreszeiten“ in Todtmoos habe noch einige freie Plätze, da sie erst kürzlich bezogen wurde. Das Landratsamt rechnet auch hier mit einer schnellen Vollbelegung.

Die meisten Flüchtlinge sind in Todtmoos untergebracht
Die freien Plätze in Todtmoos sollen auch bald belegt sein. Mit 120 wären in der kleinen Gemeinde Todtmoos dann die meisten Geflüchteten im Landkreis untergebracht. Allerdings sei eine Bündelung von Flüchtlingen auf einen Ort nicht beabsichtigt, sagt Landkreissprecherin Susanna Heim. Das Hotel „Fünf Jahreszeiten“ sei im Dezember allein aus Mangel an Alternativen zu einer Gemeinschaftsunterkunft geworden.
Bald Containeranlagen in Tiengen
Laut Ralph Albrecht, Leiter des Ordnungsamtes der Stadtverwaltung Waldshut-Tiengen, plant das Landratsamt Containeranlagen mit Plätzen für etwa 330 Personen auf einem Privatgrundstück in der Tiengener Badstraße zu errichten. Damit wolle der Landkreis die Aufnahmekapazitäten der Gemeinschaftsunterkunft vor Ort erweitern.
Landkreis will Unterbringung in Hallen vermeiden
Die Anzahl Asylsuchender stieg 2022 beinahe durchgehend. Im April wurden nur elf Asylsuchende aufgenommen, während es im Dezember 84 waren. Ein Abebben ist laut Landratsamtssprecher Herrmann derzeit nicht in Aussicht. Schon deshalb habe der Landkreis bereits im vergangenen Jahr sechs zusätzliche Gemeinschaftsunterkünfte zu den fünf bestehenden Einrichtungen angemietet.
In der Not würde man sich derzeit mit den Gemeinden besprechen, um weitere Unterkünfte zu finden. Denn Unterbringung in Hallen, wie im Jahr 2015, möchte der Landkreis derzeit aber noch vermeiden, um das Vereinsleben in den Gemeinden nicht zu beeinträchtigen.
Damals war beispielsweise die Chilbi-Sporthalle in Waldshut für rund ein Jahr zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert worden.

Auch in Görwihl war die Hotzenwaldhalle damals belegt.

„Momentan können wir es aber auch nicht ausschließen“, sagt Herrmann.
Landkreis im Dialog mit Gemeinden
Die Gemeinschaftsunterkünfte bieten Asylsuchenden eigentlich nur eine vorübergehende Unterkunft, um sie auf die Gemeinden eines Landkreises zu verteilen. Während die Verteilung von Landesebene auf Landkreisebene über einen Verteilungsschlüssel organisiert ist, werden Geflüchtete von der Landkreisebene im Dialog mit den Gemeinden verteilt.

Laut Tobias Herrmann erfolgt die Verteilung im gegenseitigen Übereinkommen zwischen dem Landkreis und den Gemeinden: „Die Gemeinden melden ihre Möglichkeiten.“

15 Gemeinden aus dem Landkreis Waldshut berichten dem SÜDKURIER, dass ihre Aufnahmemöglichkeiten im Grunde erschöpft sind.
Man bemühe sich, privaten Wohnraum zu vermitteln, was aber zunehmend schwieriger sei: „Wir gehen davon aus, dass die Kapazitäten von leer stehenden Häusern/Wohnungen, die ohne größere Sanierungen vermietet werden können, ausgeschöpft sein dürfte“, sagt die Amtsleiterin für Recht und Ordnung in Bad Säckingen, Muriel Schwerdtner.