Herbert W. Rabl, Sprecher des Tankstellen-Interessenverbands (TIV), schäumt schier vor Wut: „Obwohl in den Erdtanks unter den Tankstellen in Deutschland noch billiger und mit Rabatt eingekaufter Sprit lagert, verkaufen die marktführenden Mineralölkonzerne diesen Sprit mit vollem Tankrabattaufschlag.“
Rabl ist an diesem 1. September, Tag eins nach dem Tankrabatt, ein gefragter Interviewpartner. Er habe heute wenig Zeit, sagt er im Telefonat mit dem SÜDKURIER. Deshalb schickt er drei seiner Dossiers zum Thema.
Kritik an der Benzinpreisgestaltung der Marktführer
Seine Kritik richtet sich deutlich an die Benzinpreisgestaltung vor allem der Marktführer – nicht erst seit dem 1. September. Die Mineralölkonzerne hätten den Preis quasi über Nacht – nach dem Ende des Tankrabatts – wieder auf das Niveau davor angehoben. Obwohl an den Zapfsäulen noch der günstiger eingekaufte Sprit sprudelt.
Gier, Abzocke, Raubtierkapitalismus
Er spricht von Gier, Abzocke-Politik, rüdem Raubtierkapitalismus – alles zu Lasten der Autofahrer und der Tankstellenbetreiber in Deutschland. „Jeder Tankkunde, der an diesem 1. September Diesel oder Benzin tankt, spült den großen Konzernen 17 beziehungsweise 35 Cent in die Tasche. Einfach so.“ Dieses Szenario habe niemand in dieser Deutlichkeit erwartet.
Rücksichtslos gegenüber Autofahrern und Verbrauchern
Rabl: „Die Rücknahme des Tankrabatts vor Augen, die Erdtanks unter den Tankstellen noch mit rabattiert eingekauftem Sprit vollzufüllen und dann diesen Sprit über Nacht mit einem Aufschlag von 16 Prozent zu verkaufen, weil der Markt dies hergibt, ist keine betriebswirtschaftliche Preisbildung, sondern schlicht Gier und Rücksichtslosigkeit gegenüber Autofahrern und Verbrauchern.“
Die Marktführer Aral und Shell seien mit einem Aufschlag von 35 beziehungsweise 34 Cent in den Morgenstunden des 1. Septembers an den Markt gegangen. Die kleineren Marken hätten gegen 7 Uhr morgens bereits nachgezogen.
In nächsten zwei Wochen ein Preiskampf zu erwarten
Er habe sich im Sinn der sozialen Marktwirtschaft eine moderate Preis-Rallye gewünscht. Zumal die Konzerne bei der Einführung des Tankrabatts und der verzögerten Preisanpassung selbst argumentierten, dass in den Tanks noch der teuer eingekaufte Sprit lagert. Diesmal zählt das Argument offensichtlich nicht. Rabl: „Verbraucher und Tankstellenbetreiber werden vor Ort abgezockt, wann immer es möglich ist.“ Er rechne in den kommenden zwei Wochen mit mit einem Preiskampf. „Es lohnt sich also Spritpreise zu vergleichen.“
Ölpreis liegt immer noch bei 100 Dollar je Barrel
Rabl rechnet: Im April habe der Ölpreis bei 100 Dollar je Barrel gelegen, am letzten Tag des Tankrabatts sei er ebenso hoch gewesen. Im April habe ein Liter Super-Benzin zwei Euro, am 31. August noch mit Tankrabatt 1,80 eher 1,85 Euro gekostet. „Schlägt man den Tankrabatt für Super in Höhe von 32 Cent auf den aktuellen Preis drauf, landet die Rechnung bei mindestens 2,12 eher bei 2,17 Euro.
So viel verdienen Tankstellenbetreiber pro Liter Sprit
Am wenigsten profitierten die Tankstellenbetreiber. Sie erhalten laut Rabl im bundesdeutschen Durchschnitt eine Provision von rund 1 Cent pro verkauftem Liter Benzin – egal welcher Sprit verkauft wird oder wie hoch der Preis gerade ist. „Mit dieser Provision verdienen die Tankstellen gerade einmal 20 Prozent ihres Deckungsbeitrags für den Betrieb der Tankstellen. Die restlichen 80 Prozent müssten über den Shop, die Autowaschanlage und mehr reingeholt werden.“
Laut Rabls Einschätzung werden die Spritpreise auf Dauer die Zwei-Euro-Marke überspringen. Mit weiteren Erhöhungen sei zu rechnen.