Für die Bürger in Mengen ändert sich durch die Vier-Tage-Woche ihrer Verwaltung vor allem eines: Seit dem 1. Juni stehen sie freitags vor geschlossenen Rathaus- und Stadtwerkstüren.
Flexibler geht es in Waldshut-Tiengen zu, sagt Oberbürgermeister Philipp Frank. Hier gelte für die Stadtverwaltung bereits seit etlichen Jahren eine weitgehend flexible Arbeitszeitregelung: „Der Rahmen liegt bei 6 Uhr morgens bis 20 Uhr abends, in dem die Beschäftigten ihre Arbeitszeit ableisten können“, antwortet er auf Nachfrage.
Vier-Tage-Woche in der Theorie schon jetzt möglich
Möglich sei es dadurch grundsätzlich schon jetzt, dass Beschäftigte ihre Wochenarbeitszeit von 39 Stunden an vier Tagen erbringen. Mit einem Haken: „Die flexible Arbeitszeitregelung steht unter der Maßgabe, dass die Servicezeiten der jeweiligen Abteilungen und Ämter abgedeckt sind, die sich von Montag bis Freitag erstrecken.“

Eine Umstellung auf eine Vier-Tage-Woche wäre damit nicht von heute auf morgen machbar, so Frank. Neben organisatorischen Änderungen bräuchte es auch die Zustimmung des Personalrats.
Und: „Für die Bürger, die Unternehmen, Behörden und Institutionen die die Leistungen der Stadtverwaltung in Anspruch oder mit ihr in Kontakt treten möchten, wäre die Vier-Tage-Woche ein deutlicher Service-Einschnitt“, resümiert der Oberbürgermeister. „Aktuell kann ich mir keine generelle Vier-Tage-Woche bei der Stadtverwaltung vorstellen.“
Auch kleinere Verwaltungen sehen das Modell kritisch
Für Jestettens Bürgermeister Dominic Böhler klingt die Einführung einer Vier-Tage-Woche zwar zunächst reizvoll und attraktiv, aber: „In den Gemeindeverwaltungen, Kindergärten, Schulen und auch beim Bauhof ist sie nicht einfach umzusetzen. Generell bin ich offen für solche Themen, wichtig ist mir aber eine Gleichberechtigung unter den Mitarbeitern. Wenn das Modell für die Verwaltung eingeführt wird, soll es auch für andere Bereiche möglich sein.“
Ihm falle die Vorstellung aktuell schwer, wie ein Fünf-Tage-Betrieb mit einer Vier-Tage-Woche denkbar sein solle, ohne dass zusätzliches Personal gewonnen werden müsse. „Ich kann ja nicht an einem Tag einfach auf die Reinigung der Schulen oder den Hausmeister verzichten. Die einzige Lösung, die ich aktuell sehe ist, dass sich Personen, die sich vertreten, gegenseitig eine Vier-Tage-Woche ermöglichen.“

Auch der Einschränkung der Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung stehe Böhler kritisch gegenüber, solange die digitalen Angebote nicht ausgereift sind: „Ich bin überzeugt, dass auch die Beschäftigten im öffentlichen Dienst in den kommenden Jahren sehr viel flexibler arbeiten werden. Homeoffice und sonstige Flexibilisierungen werden zunehmen.“
Derzeit sei der öffentliche Dienst aber noch nicht modern genug. „Daher sehe ich eine Umsetzung eher als mittel- bis langfristige Lösung an“, schließt Jestettens Bürgermeister seine Argumentation.
In der Kennenlernphase absolut kein Thema
Jürgen Wiener, Bürgermeister in Hohentengen, ist erst seit Kurzem im Amt und mit anderen Themen als der Vier-Tage-Woche beschäftigt. „So eine bedeutende Änderung in der Kernverwaltung steht im Moment noch nicht auf meiner Agenda. Es geht erst einmal darum, meine Verwaltung, die Mitarbeiter sowie die aktuellen Themen näher kennenzulernen, um anschließend die richtigen strategischen Entscheidungen treffen zu können“, lautet seine Antwort.

Generell finde er die Vier-Tage-Woche aber einen modernen Ansatz zur Gestaltung der Arbeitszeit, den er nicht grundsätzlich ausschließt: „Vorteile sehe ich vor allem in einer verbesserten Work-Life-Balance und mehr Arbeitszufriedenheit bei den Mitarbeitern. Daraus könnte wiederum ein Rückgang von Krankheitsausfällen und mehr Raum für kreative Ideen entstehen.“
Öffnungszeiten den Wünschen der Bürger anpassen
Auf der anderen Seite könne das Modell gleichzeitig zu Stress bei den Mitarbeitern führen, wenn das Arbeitspensum wegen der kürzeren Arbeitswoche nicht angepasst werde.
Jürgen Wiener fällt zum Ende seiner Argumentation noch ein spannendes Detail auf: „Im Zusammenhang mit dem Thema Vier-Tage-Woche könnten die Gemeinden den Bedarf an tatsächlicher Öffnungszeit der Rathäuser in der Bevölkerung erfragen. Im besten Fall passen später die neuen Arbeitszeiten mit den gewünschten Öffnungszeiten der Bevölkerung zusammen.“