Das vieldiskutierte Containerdorf für externe Revisions-Fachkräfte des Schweizer Kernkraftwerks Leibstadt (KKL) gegenüber Waldshut soll nun auf dem Betriebsareal errichtet werden. Dies hat das Unternehmen auf Anfrage mitgeteilt. Zuvor hatte eine Vertragsfirma den Antrag zurückgezogen, die provisorische Siedlung auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik Albbruck zu errichten. Die Jahresrevision soll am 24. Mai starten und bis 26. Oktober dauern. Rund fünf Monate lang wird demzufolge keine Kühlturm-Dampfwolke über dem Hochrhein aufstiegen. Das ist einer der längsten Stillstände in der Geschichte des Reaktors, der 1984 den Betrieb aufgenommen hat.

Die lange Dauer der nun bevorstehenden Revision liegt in Vorkehrungen zum Corona-Infektionsschutz und in einem Großprojekt begründet. Neben den üblichen Wartungs- und Inspektionsarbeiten wird nach KKL-Angaben aus Modernisierungsgründen der Kondensator und damit eine zentrale Komponente ausgetauscht. Der im Maschinenhaus neben dem Reaktorgebäude stehende Anlagenteil sorgt dafür, dass der zwecks Stromerzeugung über die Turbine geleitete Dampf wieder zu flüssigem Wasser abkühlt. Ebenso soll das Reaktorumwälzsystem erneuert werden.

Abgeschaltet für über fünf Monate bleibt wegen Wartungs- und Modernisierungsarbeiten das Schweizer Kernkraftwerk Leibstadt. Dieses ...
Abgeschaltet für über fünf Monate bleibt wegen Wartungs- und Modernisierungsarbeiten das Schweizer Kernkraftwerk Leibstadt. Dieses Archivfoto zeigt einen Blick ins Maschinenhaus bei einer früheren Revision. | Bild: KKL

Der Austausch des Kondensators war bereits für das Jahr 2020 geplant, wurde dann jedoch im Zusammenhang mit der Corona-Krise verschoben. Doch die anhaltende Pandemie bleibt auch bei den diesjährigen Arbeiten Thema. Bei der bevorstehenden Revision würden zusätzlich zu den allgemein geltenden Corona-Regeln „umfassende spezielle Schutzmassnahmen ergriffen“, teilte das KKL mit. Sprecher Thomas Gerlach erklärte gegenüber dieser Zeitung: „Die Revisionsarbeiten werden über eine wesentlich längere Zeitdauer verteilt, damit die Zahl der maximal gleichzeitig im Werk anwesenden Personen möglichst klein gehalten werden kann und deutlich kleiner wird als ursprünglich geplant.“ Daher dauere die Abschaltung zwei Monate länger als bei der ursprünglichen Planung der Revision 2020. Die Arbeiten sollen an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr durchgeführt werden.

Pro Tag werden sich nach Angaben des KKL maximal 1300 externe Arbeitskräfte auf dem Werksgelände aufhalten, verteilt auf eine Tages- und eine Nachschicht. Die Zahl der externen Mitarbeiter sei damit etwa so hoch wie bei einer normalen Revision. Die Fachkräfte kämen aus der Schweiz und aus Deutschland, aber auch aus anderen Ländern Europas sowie aus den USA. Das KKL: „Selbstverständlich müssen diese Personen bei der Einreise in die Schweiz die dann geltenden Einreisebedingungen (zum Beispiel Quarantäneregelung) einhalten.“

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Zur Unterbringung von 350 externen Fachkräften war im vergangenen Jahr ein Containerdorf auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik Albbruck geplant. Schon damals stieß das Vorhaben, das dann wegen der Umplanung der Revjsion zurückgezogen wurde, vor dem Hintergrund der Pandemie auf Skepsis.

Nun war auf dem gleichen Areal erneut eine solche provisorische Siedlung geplant, jetzt für 200 Personen. Kurz bevor der Technische Ausschuss des Gemeinderats über das Vorhaben abstimmte, zog die mit dem Projekt befasste Schweizer Vertragsfirma den Antrag ohne Angabe von Gründen zurück. Im vergangenen Jahr hatte ein Sprecher des Unternehmens erklärt, vergeblich nach anderen Standortlösungen gesucht zu haben.

Für das nun anstehende Revisionsprojekt wurde nun aber eine Alternative gefunden. KKL-Sprecher Thomas Gerlach erklärte auf Anfrage dieser Zeitung, dass die Containersiedlung jetzt auf dem Gelände des Atomkraftwerks geplant sei. Dies sei im Unterschied zum vergangenen Jahr möglich, da es jetzt nur noch um 200 statt 350 Arbeitskräfte gehe. Daneben soll externes Personal auch in Hotels, Gasthöfen und anderen Unterkünften in der Region untergebracht werden. Gerlach verwies darauf, dass die Unterkünfte von den Vertragsfirmen organisiert würden. Geprüft werde auch die Anmietung ganzer Hotels.