Die beiden Landkreise Waldshut und Lörrach wollen enger zusammenarbeiten. Ein großes Projekt in diesem Zusammenhang soll die gemeinsame Verwertung von Bioabfällen werden. Dabei wollen die Landkreise durch die Kooperation zum einen Geld sparen. Zusätzlich hätte das Projekt natürlich auch den Charme, dass nachhaltiges Biomethan erzeugt wird mit einem Energiegehalt von 20 Millionen Kilowattstunden. Damit könnten 833 Einfamilienhäuser versorgt werden.
Von der brauen Tonnen ins Vergärungskraftwerk
Aber von vorne. Jeder kennt sie, die brauen Mülltonnen, in denen Bioabfälle und Kompost gesammelt werden. Der Landkreis Waldshut hat die braunen Tonnen zum 1. Januar 2020 eingeführt. Seit über drei Jahren läuft das System also im hiesigen Landkreis. Wohin kommt der Bioabfall? Entsorgt werden die Inhalte dieser brauen Tonnen derzeit noch über die Biovergärungsanlage der Firma Reterra bei Singen.
Das ist freilich nicht umsonst. Im Landkreis Waldshut fallen jährlich um die 11.000 Tonnen Bioabfälle an. Der Transport und die Verwertung in Singen ist freilich nicht umsonst. Im vergangenen Jahr fielen dafür 1,37 Millionen Euro an, teilt die Sprecherin des Landratsamtes Susanna Heim, auf Anfrage mit.
Was ist billiger – Bau einer Anlage oder Abfuhr?
Das, so dachten sich wohl die beiden Landkreise, könne man eventuell mit weniger Transportaufwand selber in die Hand nehmen. Und wie könnte das aussehen? Den beiden Kreistagen wurden in ihrer gemeinsamen Sitzung im Kursaal Bad Säckingen unlängst zwei Lösungsvariante für die Entsorgung von Bioabfällen vorgestellt.
Die Variante 1 sieht den Bau einer Bioabfall-Vergärungsanlage auf dem Lachengraben für beide Landkreise vor. Falls dies zu teuer wäre, soll mit Variante 2 eine Alternative berechnet werden – nämlich die Weitergabe der Bioabfälle an einen Dienstleister, der bereits an einem anderen Standort eine bestehende Anlage betreibt.
Wie stehen die Kreistage dazu?
In ihrem Votum haben die beiden Gremien zumindest ihr Wohlwollen gegenüber dem Projekt geäußert, bindende Wirkung haben die Abstimmungen aber nicht. Diese Beschlüsse müssen zu einem späteren Zeitpunkt in einer eigenen Sitzung gefasst werden.
Gleichwohl war das Votum ein Zeichen für die Kreisverwaltungen, den Weg der gemeinsamen Kooperation weiter zu gehen und entsprechende Schritte zu planen.
Wie soll es weitergehen?
Zum Zweck der Bioabfallentsorgung soll eine gemeinsame GmbH gegründet werden. Diese GmbH schreibt das Projekt aus, so die Planung. Favorisierte Lösung wäre dabei der Bau der Biovergärungsanlage auf dem Lachengraben.

Bau und Betrieb würden jedoch nicht die Landkreise übernehmen, sondern ein externer Dienstleister. Der erhielte im Gegenzug die Garantie für die Auslastung der Anlage. In der geplanten Ausschreibung geht man aktuell von bis zu 30.000 Tonnen Bioabfall jährlich aus, und das 20 Jahre lang.
Welche Kosten kämen auf die Landkreise zu?
Die Investition in die Biogasanlage würde nach jetziger Planung der externe Partner übernehmen. In den Kreisverwaltungen geht man von einer Investitionssumme von 30 Millionen Euro aus.
Für die Übernahme und Verwertung von Bioabfällen kalkulieren die Kreise mit Behandlungskosten von 112 Euro pro Tonne. Diese wäre von den Landkreisen an den Betreiber der Anlage zu zahlen. Aktuell fallen laut Vorlage im Landkreis Waldshut 11.000 und im Landkreis Lörrach 17.000 Tonnen jährlich an.
Projekt muss wirtschaftlich sein
Ziel ist nun die Gründung der gemeinsamen GmbH beider Landkreise und die Ausschreibung der Leistungen. Allerdings machten die Landräte Martin Kistler und Marion Damann klar, dass man den Bau einer Biogasanlage auf der Kreismülldeponie Lachengraben nur bei entsprechender Wirtschaftlichkeit in Betracht ziehen werde. Schließlich gehe es um die Gebühren der Endverbraucher. Deshalb wird die begleitende die erwähnte Alternativ-Variante ausgeschrieben. Sie soll die Kosten ermitteln für eine bloße Abfuhr der Bioabfälle an eine bereits bestehende Anlage.
Die Energieausbeute
Zusammengefasst: Die beiden Landkreise Lörrach und Waldshut wollen von einem externen Anbieter eine Bioabfallvergärungsanlagen bauen und betreiben lassen. Darüber wollen sie ihren Bioabfall entsorgen. Als Standort ist der Lachengraben angedacht. Die dortige Mülldeponie des Landkreises Waldshut liegt an der Schnittstelle beider Kreise.
Geplant wäre die Anlieferung von bis zu 30.000 Tonnen Bioabfälle jährlich. Laut Auskunft des Landratsamtes Waldshut könnten damit 3,6 Millionen Kubikmeter Biogas im Jahr und aufbereitet zwei Millionen Kubikmeter Biomethan hergestellt werden. Der Energiegehalt liege bei 20 Millionen Kilowattstunden. Zum Vergleich: Die Verbraucherzentralen gehen in Gebäuden von einem jährlichen Gasverbrauch (Heizung/Warmwasser) von 160 Kilowattstunden pro Quadratmeter aus.
Ein Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern bräuchte also 24.000 Kilowattstunden im Jahr. Das Biomethan einer solchen Anlage habe laut Mitteilung Erdgasqualität und könne in das im Bereich Lachengraben liegende europäische Ferngasnetz eingespeist werden.