Austritte, der Missbrauchsskandal, die anstehenden Reformen, die von manchen Menschen mit Sorge betrachtet werden: Die Situation der katholischen Kirche ist nicht gerade einfach. Bei seinem Neujahrsempfang am Sonntag im Bad Säckinger Kursaal rief der Freiburger Erzbischof Stephan Burger zur „Zuversicht in Christus auf“ – einer Zuversicht, die den Blick auf die Realität nicht verdecken dürfe.

„Endlich liegt Bad Säckingen einmal ganz zentral“, begrüßte Dekan Peter Berg die geladenen Vertreter der Politik sowie die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Katholischen Kirche aus den Dekanaten Waldshut und Wiesental. Nach zwei coronabedingten Absagen sei der lange geplante Empfang in der Stadt des heiligen Fridolin und Hilarius zustande gekommen.
Doch nach der humorvollen Begrüßung kam er auf ernste Themen zu sprechen: „Wir leben in einer Zeit der Vertrauenskrise, von der die Politik und die Kirche betroffen sind.“ Er rief dazu auf, sich gemeinsam auf dem Weg zu machen, auch wenn der Weg manchmal steinig sei. Landrat Martin Kistler drückte den Mitarbeitern der Kirche seine Wertschätzung aus. Zwischen Politik und Kirche gebe es zahlreiche Verbindungen, etwa im Bereich der kulturellen Teilhabe, der Fürsorge und der Bildung, aber auch grundsätzlicher Art.
Zustimmend zitierte er die als „Böckenförde-Diktum“ bekannte Erkenntnis, dass „der freiheitliche, säkularisierte Staat von Voraussetzungen lebt, die er selbst nicht schaffen kann“. Einen Rückzug der Kirche aus der Fläche dürfe es daher im Rahmen der Kirchenentwicklung 2030 nicht geben.
Das werde auch nicht der Fall sein, versicherte der Erzbischof. Er nahm zur Kenntnis, dass die Bildung von Großpfarreien bei manchen Gläubigen Angst vor dem Verlust von Heimat und Vertrautem, bei den Mitarbeitern Angst vor Überforderung ausgelöst habe. Wie bereits beim Empfang nach dem Hochamt erklärte er, dass es darum gehe, „Prozesse zu vereinheitlichen.“
Maßnahmen zur Prävention
Die Kirche müsse mit einer Botschaft der Hoffnung und Zuversicht unterwegs sein. Wird die Kirche eine Zukunft haben angesichts der Missbrauchsskandale, so seine rhetorische Frage. Wenn im kommenden April der Bericht zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs veröffentlicht werde, „sind wir mit der Aufarbeitung noch lange nicht fertig“. Aber der Bericht werde helfen, Maßnahmen zur Prävention aufzustellen.

Ängste gebe es hinsichtlich des synodalen Wegs: Während manche Menschen befürchteten, nicht angemessen gehört zu werden, „gibt es auch Bischöfe, und ich zähle mich dazu, die sich durch den synodalen Weg in ein Spannungsverhältnis zu ihrer Loyalitätsverpflichtung gegenüber dem Papst gebracht sehen“. Musikalisch umrahmt wurde der Empfang von einem Sextett mit dem Musiklehrer des Scheffel-Gymnasiums, Jörg Sczepanski.