Gerade einmal durchschnittlich knapp 26 Prozent Frauen sitzen im Landkreis Waldshut in den Gemeinderäten. Nicht besser sieht es im Kreistag aus: Dort liegt der Frauenanteil ebenfalls bei nur 26 Prozent.

Und bei den Bürgermeisterinnen im Kreis ist die Frauenquote noch geringer: Von 32 Gemeinden und Städten werden im Kreis lediglich zwei von Frauen geführt – Marion Frey in Dettighofen und Janette Fuchs in Todtmoos. Grund für den Landkreis Waldshut, sich für das „Aktionsprogramm Kommune – Frauen in die Politik“ der EAF (Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft) zu bewerben. Die kommunale Gleichstellungsbeauftragte Anette Klaas: „Umso mehr freuen wir uns nun, dass wir dabei sind und ausgewählt wurden.“

Ziel: In zehn Jahren 50 Prozent Bürgermeisterinnen

Bereits seit Jahren kämpft Anette Klaas dafür, mehr Frauen in die Kommunalpolitik zu holen, wie sie bei der Online-Auftaktveranstaltung des Aktionsprogramms, an dem rund 150 Frauen aus zehn Landkreisen vertreten waren, verdeutlichte. „Aber leider gibt es bei einigen kommunalen Wahlen nicht einmal eine weibliche Bewerberin“, bedauert sie.

„Deshalb ist es jetzt wichtig, Konzepte zu entwickeln, die die nächste Kommunalwahl überstehen.“ Weiter sagt sie: „Unser Ziel ist es, bis 2024 rund 30 Prozent Frauen in die Gemeinderäte des Landkreises zu holen. Außerdem hoffe ich, dass in zehn Jahren 50 Prozent der Gemeinde-Oberhäupter weiblich sein werden.“

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Gründe, weshalb Frauen vor politischen Ämtern zurück schrecken

Dabei spiele nicht nur die Selbstkontrolle der Parteien für Parität eine Rolle, sondern „ausschlaggebend ist auch die Bereitschaft von Frauen, sich für ein Mandat zur Verfügung zu stellen und die Chance, tatsächlich gewählt zu werden, was ein gesellschaftliches Umdenken erfordert“, sagt Anette Klaas.

Laut der Gleichstellungsbeauftragten gibt es viele Gründe, weshalb Frauen vor einem Mandat zurückschrecken: lange Sitzungen, Familienarbeit und noch ein weiteres Ehrenamt. „Als nächsten Schritt möchte ich im Vorfeld der nächsten Kommunalwahlen an die Frauen herantreten, die 2019 nicht gewählt wurde. Ich möchte sie motivieren, sich erneut einer Wahl zu stellen, wobei es natürlich auch an den Parteien liegt, Frauen ins Boot zu holen.“

Gleichstellungsbeauftrage ist selbst Stadträtin

Dass Kommunalpolitik auch begeistern und Einblicke in unterschiedliche Bereiche geben kann, die man selbst mitgestalten kann, weiß Klaas seit 2019 persönlich. Denn seit knapp drei Jahren sitzt die Waldshuterin im Gemeinderat ihrer Heimatgemeinde. „Ich stelle gerade bei uns im Gremium fest, dass es die Frauen sind, die immer bestens vorbereitet und informiert sind“, sagt Klaas.

So geht es mit dem Aktionsprogramm weiter

Um das Aktionsprogramm vor Ort koordinieren zu können, hat Anette Klaas eine Steuerungsgruppe eingerichtet. Ein Ziel ist es unter anderem, mit 20 Mentorinnen und 20 politisch engagierten und interessierten Frauen sich bundesweit im Tandemmodell mit anderen Mentorinnen aus den zehn Landkreisen digital vernetzen.