Marvin Weisheit, der Chef des gleichnamigen Zirkus, hat sich Kopf, Gesicht, Hals und Arme während einer Vorstellung in Schluchsee verbrannt. Seine Schwester Jennifer Weisheit schildert ausdrücklich: „Während seiner Feuershow ist er plötzlich brennend aus dem Zelt gerannt und hat sich draußen auf den Boden geworfen, um sich zu löschen.“

Wie es während des Feuerspuckens zu dem Horrorszenario kommen konnte? Jennifer Weisheit kann es sich nicht erklären. „So etwas ist in 20 Jahren noch nicht passiert. Vielleicht kam der Wind auf ein mal von vorne und hat die Flammen in seine Richtung gedrängt.“ Es sei alles ziemlich schnell gegangen. „Ich habe es am Anfang gar nicht richtig realisiert.“

Die Vorstellung trotzdem zu Ende gebracht

Erst als ihr Bruder an ihr vorbeirannte und das Publikum in Panik ausbrach, habe Jennifer Weisheit bemerkt, was passiert war. Etwa 70 bis 80 Gäste waren zu diesem Zeitpunkt im Zirkuszelt, schätzt die Artistin. Noch draußen vor dem Zelt habe Marvin Weisheit seiner Familie gesagt, sie solle die Vorstellung zu Ende bringen. „Es war ohnehin eine der letzten Vorführungen der eineinhalbstündigen Show“, sagt Jennifer Weisheit.

Jennifer Weisheit, Schwester des Verunglückten, kann sich nicht erklären, wie es zu dem Unfall kommen konnte.
Jennifer Weisheit, Schwester des Verunglückten, kann sich nicht erklären, wie es zu dem Unfall kommen konnte. | Bild: Nico Talenta

Glücklicherweise seien zwei Rettungssanitäter im Publikum gesessen, die erste Hilfe geleistet hätten. „Marvin wurde dann mit einem Helikopter nach Stuttgart in das Krankenhaus geflogen“, erinnert sich die Schwester des Verunglückten. Dort habe er eine Woche auf der Intensivstation gelegen. „Die Ärzte sagen, Marvin habe in der Situation sehr gut reagiert.“

Der Helikopter, mit dem Marvin Weisheit nach Stuttgart geflogen wurde.
Der Helikopter, mit dem Marvin Weisheit nach Stuttgart geflogen wurde. | Bild: Jennifer Weisheit

Marvin Weisheit habe sich mittlerweile selbst entlassen. „Es musste nichts transplantiert werden“, sagt seine Schwester eineinhalb Wochen nach dem Unglück. Trotzdem müsse er jeden zweiten Tag nach Stuttgart fahren, um dort die Verbände wechseln zu lassen. „Gerade hinter den Ohren hat er Verbrennungen der Stufe drei, die ab und zu noch aufgehen und bluten.“

Der Eingang des Zirkus Weisheit: Dort, wo normalerweise Besucher empfangen werden, herrscht Stille.
Der Eingang des Zirkus Weisheit: Dort, wo normalerweise Besucher empfangen werden, herrscht Stille. | Bild: Nico Talenta

Wie es nun weitergehen soll? Der Plan sei, schon bald wieder durchzustarten. Allerdings ohne Feuerspucken. Das wolle Marvin Weisheit erst mal sein lassen. „Mein Bruder muss sich noch schonen, aber ohne ihn geht es nicht. Er macht etwa 70 Prozent der Vorstellung“, schätzt Jennifer Weisheit.

Rettungsdienst bestätigt den Einsatz

Markus König, Bereichsleiter für den Rettungsdienst im Hochschwarzwald, bestätigt den Einsatz am Samstag, 13. Mai: „An diesem Tag war ein Einsatz in Schluchsee. Auch waren zwei Sanitäter privat als Ersthelfer am Unfallort.“ Wieso der Verunglückte mit dem Helikopter in das Krankenhaus nach Stuttgart geflogen wurde, konnte König nicht genau sagen – vermutlich wegen der medizinischen Notwendigkeit aufgrund der schweren Verbrennungen.

Über den Zirkus und die Anteilnahme

  • Die Zirkusfamilie Weisheit besteht aus sechs Erwachsenen und drei Kindern. Eine feste Heimat haben sie nicht – Sie sind dort zu Hause, wo gerade ihr Wohnwagen steht. Begleitet werden die Weisheits von über 30 Tieren. Darunter Lamas, Kamele, Esel und Ponys.
  • Die Familie konnte nach dem Unfall keine Vorstellungen geben und war auf Unterstützung angewiesen. Vor allem die vielen Tiere mussten weiter versorgt werden. Doch die Weisheits konnten auf die Unterstützung der Menschen aus Schluchsee zählen. So sei nach dem Unfall beispielsweise die Miete für den Platz auf dem die Familie steht, entfallen. Auch Futterspenden habe es gegeben. Jennifer Weisheit ist dankbar: „Jeden Tag kommen Leute vorbei und fragen, ob wir etwas brauchen.“
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