Für die Einsatzkräfte war der Aufwand enorm: Innerhalb von wenigen Stunden mussten sie am Mittwoch ein Gebiet räumen, in dem 3500 Menschen leben, damit in Brombach eine Bombe entschärft werden konnte. Eine Herausforderung war auch, sicherzustellen, dass niemand mehr das Gebiet betreten wird. Nicht immer hat das funktioniert. Das Fazit der Polizei fällt insgesamt aber positiv aus.
Eigentlich hätten die Experten vom Kampfmittelräumdienst um 17 Uhr mit der Entschärfung der Bombe beginnen sollen. Doch aus den Funkgeräten der Polizisten vor Ort hörte man immer wieder, dass der Hubschrauber über Brombach Menschen im Gebiet entdeckt hat oder Autos durch die Sperrzone fahren.

Am Tag danach bestätigt Polizeisprecher Mathias Albicker, dass nicht alles rund lief – das sei aber keine Überraschung. Die Zeit, um die Bevölkerung zu informieren, sei knapp gewesen. Man habe zwar umfassend vor Ort informiert und auch über Medien und die Warnapp Nina.
„Wir erreichen dennoch nicht alle“, sagt Albicker. Zudem müsse man bedenken, dass Menschen Zeit bräuchten, um Dinge aus den Wohnungen zu holen. Der Polizeisprecher bestätigt, dass es einzelne Fälle gab, in denen Menschen die Wohnung nicht verlassen wollte. Beamte hätten mit Konsequenzen drohen müssen. „Dabei blieb es aber auch“, sagt Albicker. Aus Sicherheitsgründen wurde ein großer Evakuierungsbereich festgelegt. Zu diesem habe es viele Zufahrten gegeben. Man wollte laut Albicker jedoch sicher gehen, dass sich am Ende niemand mehr im Sperrbereich aufhält.

Vonseiten der Bevölkerung gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen zum Ablauf der Evakuierung. Silvia Abel, die in einem Quartier hinter der Reiß-Mühle wohnt, fühlte sich schlecht informiert.
Nach ihrer Schilderung war sie den ganzen Tag über im Unklaren gelassen worden, ob ihre Wohnung nun zum kritischen Umkreis gehört oder nicht. Kurz vor 18 Uhr habe sie gehört, die Evakuierung sei abgeschlossen, danach aber sei ein Streifenwagen durchs Wohngebiet gefahren, von dessen Durchsage sie und ihr Mann nur den Wortfetzen „verlassen“ gehört hätten.
Daraufhin habe sie im Polizeirevier angerufen und erfahren, dass sie doch betroffen sei. Polizeisprecher Albicker hält es jedoch nicht für möglich, dass Beamten Häuser vergessen würden. Es gebe hierfür klare Pläne.
Autos in der Sperrzone
Ein weiteres Problem: Immer wieder fuhren Autos durch den gesperrten Bereich. Den äußeren Ring habe man zunächst bewusst dünner besetzt, auch damit Menschen besser in ihre Wohnungen kommen, um Sachen zu holen, erläutert Albicker.
Innerhalb der kurzen Zeit, in der die Verschärfung erfolgte, sei es nicht machbar gewesen, ausreichend Kräfte an den jeweiligen Punkten zu postieren. Albicker bestätigt, dass es an den Absperrungen teils hitzige Situationen gab. „Das ist aber normal.“ Besondere Vorfälle gab es laut Albicker nicht. Vor Ort konnte man aber auch beobachten, dass es viel Lob für die Freundlichkeit der Beamten gab.
Aus Sicht des Einsatzleiters sei der Einsatz positiv verlaufen, sagt Albicker. „Der Großteil der Bevölkerung hat angemessen und diszipliniert reagiert.“ Nur bei Einzelfällen habe es Probleme gegeben. Laut Albicker lobte der Einsatzleiter auch die gute Zusammenarbeit der Organisationen und der Stadt.
Polizeikräfte und Feuerwehren aus der Region im Einsatz
Im Einsatz war nicht nur das Lörracher Revier. Kräfte kamen vom Posten in Steinen, vom Verkehrsdienst in Weil am Rhein und auch vom Polizeipräsidium Einsatz sowie aus anderen Revieren des Freiburger Präsidiums. Bei solchen Einsätzen bleibt laut Albicker aber immer noch eine Mindestanzahl an Streifen in den Revieren, um das Tagesgeschäft zu bearbeiten.
Gefordert waren auch die anderen Blaulichtorganisationen: Die Feuerwehr war mit den Abteilungen Hauingen, Haagen und Brombach vor Ort, rund 120 Leute waren direkt im Einsatz oder in Bereitschaft. Die Stadtabteilung habe den Grundschutz übernommen, sagt Kommandant Manuel Müller.
Drei Einsätze hatte sie laut Müller währenddessen, bei einem habe Steinen die Drehleiter zur Unterstützung geschickt. Auch Müller hat unterschiedliche Reaktionen in der Bevölkerung erlebt. „So eine Lage ist immer schwierig“, sagt er. „Sie war aber jederzeit im Griff.“
DRK ebenfalls im Einsatz
Wie die Feuerwehr sei das DRK jederzeit für andere Einsätze bereit gewesen, sagt Geschäftsführer Ralf Götz, Einsatzleiter vor Ort. Die meisten der 70 Kräfte seien Ehrenamtliche gewesen. „Der Rettungsdienst ist normal weitergelaufen“, sagt Götz.
In Brombach habe das DRK mit sechs Fahrzeugen gehunfähige Bewohner in Hallen transportiert, vier Pflegebedürftige seien in Heimen untergekommen – unter anderem eine Frau mit mehr als 150 Kilo. Dabei unterstützte die Feuerwehr das DRK. Da sie im Obergeschoss lebt, habe man überlegt, ob man sie mit der Drehleiter hole, das sei aber nicht möglich gewesen. Solche Transporte kosten laut Götz viel Zeit. Anfeindungen gegenüber dem DRK habe es nicht gegeben. „Das lief alles rund. Die Ehrenamtlichen haben einen super Job gemacht.“