Verena Wehrle

Die Informations-, Beratungs- und Beschwerdestelle (IBB) ist die Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörige im Landkreis Waldshut. Sie wurde 2015 ins Leben gerufen. Denn mit dem Inkrafttreten des Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes waren alle Landkreise in Baden-Württemberg dazu angehalten, neue Beschwerdestellen einzurichten. Diese sollten dazu beitragen, stationäre Klinikaufenthalte zu vermeiden oder zu verkürzen und die Angehörigen zu informieren.

Die IBB-Stelle im Landratsamt Waldshut besteht aus einem ehrenamtlichen Team mit jeweils einer Angehörigen, zwei Betroffenen und zwei psychiatrischen Fachkräften. Sie sind Ansprechpartner für Anliegen, Fragen und Beschwerden zur psychiatrischen Versorgung und bringen auch ihre eigenen Erfahrungen in die Beratungsgespräche mit ein.

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Mit dem Inkrafttreten des Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes vor vier Jahren waren alle Landkreise in Baden-Württemberg dazu angehalten, neue Beschwerdestellen einzurichten. Diese sollen dazu beitragen, stationäre Klinikaufenthalte zu vermeiden oder zu verkürzen und die Angehörigen zu informieren.

Wenige Psychiater im Kreis

In die IBB beim Landratsamt seien im Laufe der Jahre viele Angehörige gekommen, die nicht wussten wie sie mit den Betroffenen aus ihrer Familie weiter umgehen können, beschreibt Annerose Schöke-Philipp, Patientenfürsprecherin des Landkreises Waldshut.“Eine Frau kam mal völlig verzweifelt zu uns und allein ein langes Gespräch hat ihr geholfen und Kraft gegeben“, so Schöke-Philipp.

Die ehemalige Richterin kann mit ihrer Berufserfahrung im Betreuungsrecht weiter helfen. An Grenzen stößt sie, wenn sie Betroffene mit Problemen an Therapeuten verweisen möchte. Niedergelassene Psychiater sind im Kreisgebiet rar, so die Erfahrung der Patientenfürsprecherin. Lange Wartezeiten seien die Folge. „Ich habe gesehen, was da für eine Not ist und so habe ich das Bedürfnis mit meinen eigenen Fähigkeiten zu helfen“, so Annerose Schöke-Philipp.

Tabuthema psychische Erkrankung

Auch Betroffene kommen und lassen sich beraten. „Soll ich es dem Arbeitgeber oder den Freunden sagen?“ sei eine der häufigen Fragen. Schließlich sei eine psychische Erkrankung immer noch ein Tabu-Thema. „Ich habe es selbst erlebt, dass, wenn die Krankheit bei der Arbeit publik ist, hat man den Stempel drauf und jeder stellt sich dann die Frage, wann man als Arbeitskraft wieder ausfallen wird“, sagt Sabine König, die sich als Betroffene ebenfalls in der IBB-Gruppe engagiert.

Die Berater der IBB-Stelle Waldshut: Monika Waßmer, Hans-Joachim Derr und Jolanthe Tschaikowsky (von links). Es fehlen: ...
Die Berater der IBB-Stelle Waldshut: Monika Waßmer, Hans-Joachim Derr und Jolanthe Tschaikowsky (von links). Es fehlen: Patientenfürsprecherin Annerose Tschöke-Philipp und Sabine König. Bild: Verena Wehrle | Bild: Verena Wehrle

Vor allem diese Stigmatisierung sei immer wieder ein Problem: „Wenn wir erreichen, dass die Leute erkennen, das hinter einem seltsamen Verhalten eine Krankheit steckt, dann sind wir ein ganzes Stück weiter“, so König. „Ich habe selbst viel Spott erlebt“, sagt sie. „Oft hieß es, man hat einen an der Klapse, sei verrückt oder die spinnt doch“, so König. Durch die eigenen Erfahrungen sei das Einfühlungsvermögen für die Hilfesuchenden da. Die IBB-Berater können sich auch zu verschiedenen Themen weiterbilden. Und sie lassen sich auch selbst von Psychologen betreuen, weil die Arbeit auch für sie selbst belastend ist.

75 Beratungen im vergangenen Jahr

Im Jahr 2018 investierten die Berater der IBB 500 Arbeitsstunden, ehrenamtlich. Es gab insgesamt 75 Beratungen sowie zwölf Beschwerden, wenn Patienten etwa mit dem Arzt, der Klinik oder dem Betreuer nicht einverstanden waren. Die meisten der Ratsuchenden kommen aus Waldshut selbst und nicht aus dem Rest des Landkreises. Deshalb wird derzeit die Einrichtung einer Außenstelle der IBB in Bad Säckingen geplant.

Die IBB Waldshut sucht Verstärkung. Wer interessiert ist an der Mitarbeiter bei der IBB, kann sich bei Joachim Derr melden.