Herr Kopetzki, es ist wirklich nicht leicht, lückenlos aufzuzählen, wo sie überall tätig sind: Unter anderem sind Sie Chorleiter der Chorgemeinschaft Oberlauchringen und stellvertretender Leiter und Lehrer der Musikschule Südschwarzwald. Wie kann man so viel Engagement unter einen Hut bekommen?

Das bringt das Leben als Berufsmusiker einfach mit sich. Aber klar, das ist schon eine Frage von Zeitmanagement. Und man braucht eine Familie, die das mitträgt. Aber aus diesem Grund bin ich ja mal hier in die Region gekommen, als freiberuflicher Musiker wäre das noch schlimmer. Deswegen habe ich mich 1996 nach meinem Studium in Stuttgart an der Musikschule Südschwarzwald beworben.

Ihre Bewerbung hatte Erfolg. Schnell folgte dann das nächste Amt.

Ja, wir sind nach Aichen gezogen. 325 Einwohner, eine Kirche, eine Kneipe, mir hat’s gefallen. Von dem Umzug hatte die Chorgemeinschaft Oberlauchringen Wind bekommen und wollte mich als Chorleiter anwerben. Mehrmals sind die Vorstände nach Aichen gefahren, um mich persönlich zu überzeugen, nie war ich da. Dass an unserer Schuhtruhe damals der Spruch stand „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“, hat sie wohl noch mehr bestärkt. Schließlich haben sie mich erreicht. Und ich habe zugesagt.

Das ist jetzt 20 Jahre her. Das feiert die Chorgemeinschaft am Wochenende, auf was kann man sich freuen?

Wir werden am Samstag unsere ganze Bandbreite zeigen. Von der Renaissance bis zur Bohemian Rhapsody von Queen wird alles dabei sein. Es gibt zudem eine kleine Band, mit Bass, E-Gitarre, Schlagzeug und Klavier. Auch der Chor der Grundschule Oberlauchringen, mit dem die Chorgemeinschaft kooperiert, wird auftreten.

Wie hat sich der Chor über die Zeit entwickelt?

Sehr gut. Schon als ich kam, war der Chor gut geführt, da konnte ich anknüpfen. 24 Leute waren es, bis 2006 dann 66, heute noch so um die 55. Wir haben keine Nachwuchsprobleme, sondern einige Sängerinnen und Sänger Ende 20, Anfang 30. Das hat sich genial entwickelt. Dennoch sind singfreudige Menschen jederzeit willkommen.

Was ist das Erfolgsgeheimnis?

Gute Qualität ist wichtig, um einen Chor am Leben zu halten. Und immer wieder etwas Neues ausprobieren, ich weiß gar nicht, wie viele hundert Lieder wir in der Zeit einstudiert haben. Ich fordere auch ziemlich viel. Ich muss aber den Hut vor den Chormitgliedern ziehen, dass sie immer alles mitmachen. Und das ist doch das Schönste, das es gibt: Sich anstrengen, sich ausprobieren. Wenn einem etwas Schwieriges gelingt, nach vielem Üben. Wenn man auf der Bühne Teil eines Klangs wird. Das löst etwas aus in den Menschen. Auf der Bühne und im Publikum.

Kann man sagen, dass Sie Ihr Leben der Musik verschrieben haben?

Ja. Ich habe die Musik sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. Meine Mutter hat einen Kirchenchor geleitet. Bis ich 14 war, habe ich nur Musik aus der Zeit bis 1750 gehört, daheim lief nichts anderes. Später habe ich mich dann bis hin zum Rock weiterentwickelt. Ich habe schon in der Jugend in bis zu 15 verschiedenen Ensembles musiziert. Mich fasziniert einfach die unendliche Bandbreite der Musik. Das ist in meinen Augen auch ganz, ganz wichtig in kreativen Berufen: Dass man sich immer wieder neue Ziele setzt und neue Dinge kennenlernt. Immer nur eine Stilrichtung wird langweilig.

Haben Sie einen Lieblingskomponisten?

Lange war es Johann Sebastian Bach. Dann Tschaikowski, Mahler, es hat sich geöffnet bis Pink Floyd und Queen. Jetzt bin ich wieder bei Bach. Die Klanggebäude, die er geschaffen hat, sind einmalig und bis heute unerreicht.

Haben Sie eigentlich auch Zeit für ein Leben außerhalb der Musik?

Ja, klar. Ich habe eine Modelleisenbahn, gehe gerne Pilze sammeln und im Wald laufen.

Aber Laufen wieder mit Musik auf den Ohren?

Nein, eben nicht. Es ist ganz wichtig, sich auch Freiräume von der Musik zu schaffen. Ich komponiere ja auch selbst, deswegen höre ich auf die Klänge des Waldes. Das ist mein Gegenpol, das inspiriert mich. Und ein bisschen Ruhe schadet auch nicht, wenn man in der Musikschule jeden Tag Trompete unterrichtet.

Nach 20 Jahren am Hochrhein – wollen Sie noch mal von hier weg?

Als meine Frau und ich hierher zogen, haben wir es mal als Experiment angelegt, so auf zehn Jahre. Jetzt sind wir über 20 Jahre da. Ich liebe es hier. Wir sind mitten in Europa. Man kann abends spontan in die Oper nach Zürich oder ins Theater nach Basel. Und, was viele gar nicht so wahrnehmen, auch hier in und um Waldshut-Tiengen gibt es herausragende Veranstaltungen. Die Lebensqualität hier ist sehr, sehr hoch. Ich muss hier nicht mehr weg.

 

Zur Person

Eckhard Kopetzki (49) prägt die Musikszene der Region in verschiedensten Funktionen. Er wohnt in Lauchringen, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist Chorleiter der Chorgemeinschaft Oberlauchringen, stellvertretender Leiter und Lehrer der Musikschule Südschwarzwald, Kirchenchorleiter in Zurzach in der Schweiz und Verbandschorleiter des Chorverbandes Hochrhein. Zudem tritt er als Trompeten-Solist, in Orchestern und Bands auf. An der Musikschule unterrichtet er in Tiengen und Lauchringen Trompete, Musiktheorie und Gehörbildung. Bis Sommer leitete er außerdem die Big-Band der Musikschule. Aufgewachsen in Kopetzki in Marbach am Neckar, studiert hat er in Stuttgart und parallel zum Beruf in Ludwigsburg.